Buchvorstellung:Kirchenlust statt -frust
Klausen - Die mit 270 Besuchern ausverkaufte Buchvorstellung am 25. März in der Wallfahrtskirche steht symptomatisch für den Erfolg, der die kirchlichen und kulturellen Angebote in Klausen seit einigen Jahren auszeichnet. Stets kommen Viele – ob zu den prominent besetzten Veranstaltungen der „Kultur in der Wallfahrtskirche“, den Open-Air-Konzerten, der jährlichen Motorrad-Wallfahrt, den Traktoren- oder den Tiersegnungen. Mit der Verbindung aus Kirche und Kultur innerhalb und außerhalb des Gotteshauses, den oft innovativen Formaten und einer erfolgreichen Social-Media-Präsenz trifft der rührige Dominikanerpater trotz verbreitetem „Kirchenfrust“ den Nerv der Zeit.
So auch bei der Vorstellung seines zweiten Buches, zu der der Autor die als „Doc Caro“ bekannte Notärztin, die schon mehrfach in Klausen zu Gast war, in die Kirche eingeladen hatte. Im Talk mit ihr erzählte Pater Albert von „Hoffnungszeichen in der Kirche“ und seinem Verständnis von Seelsorge in schwierigen Zeiten, in denen er trotz aller Krisen „den ewig Gestrigen das Feld nicht überlassen“ wolle. Denn damit verkümmere die Kirche zu einem „heiligen Rest“ von Gläubigen und münde in einem Sekten-Dasein. „Nur wer im Spiel bleibt, kann das Spiel auch weiterhin mitgestalten“, sagte der Pater über seinen Einsatz für eine zeitgemäße Seelsorge.
Die Phase hat mich als Priester und Seelsorger nachhaltig verändert.
Pater Albert Seul
In dem Buch-Kapitel „Gott ist ein Spieler, und er sucht Mitspieler“ schildert er den erforderlichen „Mut zum spielerischen Versuch beim Gottesdienst und in der Seelsorge“, um darin Neues zu probieren. Eine Kirche, die die Seelen und Herzen der Menschen anspreche, habe auch weiterhin eine Zukunft und sogar das Potential zur „Volkskirche“, ist der Seelsorger überzeugt. In „Jenseits der ausgetretenen Pfade“, so eine weitere Überschrift der 19 kleinen Buch-Kapitel, ermuntert er dazu, neue Wege zu gehen, auf denen sich Gott auch heute finden lasse.
Besonders in der Corona-Pandemie seien zahlreiche neue Seelsorge-Formate entstanden, erklärt Pater Albert in einem eigenen Kapitel, aus dem er vorlas. So produzierte er täglich geistliche Impulse für die schnell wachsenden Social-Media-Kanäle, sendete mit seinem Team sonntags eine Messe live, feierte „Auto-Gottesdienste“ oder organisierte mit zahlreichen Helferinnen und Helfern „Picknick-Konzerte“. Nachdem er aber zum elften Mal zum Oster-Klappern mit einem Fernsehteam auf den Kirchturm gestiegen war, verließen ihn für einige Zeit seine Kräfte. „So anstrengend war Ostern noch nie“, sagte er über die Seelsorge im Lockdown. Aber er habe in dieser Zeit „Gott als größer erfahren als vorher“.
Die Zeit habe Denkblockaden beseitigt, Kreativität und Offenheit gefördert und das „Feld meiner Verkündigung erweitert“. Die Phase „hat mich als Priester und Seelsorger nachhaltig verändert“ – zum Positiven, bekennt Seul.
Kirche darf und soll Spaß machen
Doch auch um den Widerstand gegen Veränderung geht es in seinem Buch, die Argumente der vermeintlichen „Tradition“ (die lediglich auf das „blöde 19. Jahrhundert“ schiele), das „Totschlagargument“ der weltkirchlichen Einheit oder die Kritik am Kultur- und Musikprogramm in einem Gotteshaus.
Doch Christen seien im Ursprung „Menschen des neuen Weges“, betont er seinem Buch. Und er ist überzeugt, „dass Kirche, die begeistert, Spaß machen darf und soll“ – genauso wie die Zuhörerinnen und Zuhörer des Abends. „Du bist für mich Kirche“, sagte Carola Holzner zum Gastgeber. „Wenn mehr Seelsorger wie Du die Kirche voller Herzblut nach außen tragen würden, wäre sie immer so voll wie heute.“ Mit dem Erlös aus dem Getränkeverkauf und Spenden unterstützen die Organisatoren das Pferdetherapie-Projekt „Smiling Stars“ in Klausen.
Info
Pater Albert Seul OP: Jetzt erst recht! Seelsorge in schwierigen Zeiten – Kirchenlust statt Kirchenfrust. Paulinus Verlag GmbH, 144 Seiten, ISBN 978-3-7902-1765-0, Preis 14,90 Euro. Bezug per E-Mail an buchversand@paulinus-verlag.de, Telefon (06 51) 46 08-121.