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„Gott am Ring“ bietet offenes Ohr, gute Gespräche und Kaffee bei „Rock am Ring“:Kleine Auszeit im Festival-Trubel

Zehntausende Musikfans und mittendrin eine schwarze Jurte mit der Aufschrift "Gott am Ring".
Eine Frau mit Hut und TShirt mit der Aufschrift 'Gott am Ring'
Datum:
5. Juni 2023
Von:
Julia Fröder

Nürburg – 70.000 Fans haben ein Wochenende lang beim Musikfestival „Rock am Ring“ in der Eifel gefeiert. Einigen von ihnen ist sicherlich auch das große Zelt mit der Aufschrift „Gott am Ring“ aufgefallen. Direkt an der Hauptstraße entlang des Nürburgrings stand die „Tür“ der schwarzen Jurte allen Interessierten rund um die Uhr offen.

Die Anliegen der Rocker*innen sind ganz unterschiedlich: „Von ‚ich bin müde, suche mein Zelt, habe die Orientierung und meine Freunde verloren, muss mal mein Handy aufladen‘ bis ‚ich habe den Anruf bekommen, dass meine Oma gestorben ist und brauche jemanden zum Reden‘, über Neugierde, aber natürlich auch Provokation – war alles dabei“, fasst die Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Adenauer Land, Alena Becker, das Spektrum zusammen. Heike und Timo haben mit ihrer Gruppe gezielt das Zelt angesteuert. Die beiden leiten eine Firma und hatten zum Betriebsausflug zu „Rock am Ring“ eingeladen und sammeln mit ihren Angestellten noch einmal Kraft für die anstehenden Konzerte. „Wir haben das von außen gesehen, fanden das cool und wollten uns das mal anschauen“, sagt Heike – und Timo gibt schmunzelnd zu: „Ich habe mir Kaffee geschnorrt.“

So unterschiedlich wie die Menschen, seien auch die Themen und Gespräche. Manchmal entwickle sich aus einem kurzen neugierigen Zwischenstopp ein tiefgründiges Gespräch – aber natürlich gebe es auch oft Smalltalk über Bands und Festivalalltag, so Becker. „Beides ist legitim und über beides freuen wir uns“, versichert die junge Gemeindereferentin, die zum zweiten Mal Teil des „Gott am Ring“-Teams ist, dem unter anderen eine Erzieherin, eine Förderschullehrerin, eine Krankenschwester, eine Ergotherapeutin und ein Diakon sowie Pastoral- und Gemeindereferenten und Notfallseelsorgende angehören.

Ein anderes Bild von Kirche

Einige Menschen stehen oder sitzen vor einer Jurte.

„Kirche ist hier: Zusammensitzen, das Leben genießen und auch mal über Banales zu sprechen“, erklärt Becker und lockert damit ein starres Bild von Kirche auf, das vielen fremd geworden und mit Vorurteilen behaftet ist. Ein offenes Ohr habe das Team aus vier Haupt- und 25 Ehrenamtliche für alle; Religionszugehörigkeit, Herkunft oder Geschlecht – das alles spiele keine Rolle. Auch nicht, ob Festival-Gast oder Security-Leute: „In den kalten Nächten haben wir Kaffee an die Security-Mitarbeiter verteilt und ihnen auch Decken und Stühle angeboten“, berichtet Becker vom Engagement über das eigene Zelt hinaus. Neben ihrer Jurte als Basis waren die Team-Mitglieder auch auf den Campingplätzen anzutreffen.

Lebensmittelspenden und Pfand für bedürftige Menschen

Eine Frau spricht mit einer Gruppe von jungen Menschen.

Das Team sorgt mit pinken Schubkarren auf seinen Runden über die Campingplätze für Aufmerksamkeit. Seit 2017 sammelt die Gruppe von „Gott am Ring“ haltbare Lebensmittel, die die Festivalbesucherinnen und Festivalbesucher nicht mehr benötigen. Diese gehen zusammen mit Pfandspenden an die Tafel in Daun und den „Markt für Leib und Seele“ in Adenau. Gerne hat sich auch eine Camperin mit einer Dose Fertignudeln daran beteiligt: „Ich finde das eine tolle Sache, denn dadurch können Leute noch satt werden. Wir leben hier im Überfluss. Daher gebe ich gern was dazu.“

Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt von den Pastoralen Räumen Daun und Gerolstein, der Stiftung „GLAUBEN LEBEN“ im Bistum Trier sowie der Fachstelle für Kinder- und Jugendpastoral Bitburg. Darüber hinaus stellt die Verbandsgemeinde Adenau einen Transporter zur Verfügung und die Pfadfindergemeinschaft aus Hillesheim ihre Jurte.

Auch im nächsten Jahr will das Team von „Gott am Ring“ wieder  Anlaufpunkt für alle sein auf der Suche nach dem eigenen Zelt, beim Warten auf eine Freundin, bei großen und kleinen Problemen, für eine Tasse Kaffee, gute Gespräche – einfach ein Ort für eine kleine Auszeit im Festival-Trubel.

Weitere Informationen, Fotos und Videos gibt es auf der Facebook-Seite der Aktion „Gott am Ring – im Kirchenzelt“.