Zum Inhalt springen

Schutz und Unterstützung :Koblenzer Frauenhaus besteht seit 25 Jahren 

Von Gewalt Betroffene finden hier Schutz und Unterstützung – Nationalität, Religion und Einkommen spielen dabei keine Rolle. 
Von Gewalt bedrohte Frauen finden Hilfe im Koblenzer Frauenhaus
Datum:
17. Mai 2023
Von:
Julia Fröder
Alexandra Neisius, Frauenhaus Koblenz

Koblenz – Irgendwo in Koblenz leben sieben Frauen gemeinsam in einem Haus. Straße und Hausnummer sind allerdings geheim. Dass sie hier eine unfreiwillige WG bilden, liegt daran, dass sie vor ihrem gewalttätigen Partner flüchten mussten – und zwar ins Frauenhaus. In Koblenz gibt es diese Einrichtung in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) seit 25 Jahren. Von Gewalt Betroffene finden hier Schutz und Unterstützung – Nationalität, Religion und Einkommen spielen dabei keine Rolle. 

Oft fingen Gewaltbeziehungen relativ harmlos an, berichtet Alexandra Neisius. Die Sozialpädagogin arbeitet seit 24 Jahren im Koblenzer Frauenhaus, seit 2009 ist sie als Leiterin tätig. Ein eifersüchtiger Partner sage zum Beispiel: „Warum triffst du dich jetzt schon wieder mit deiner Freundin? Lass uns doch zusammen einen gemütlichen Abend auf dem Sofa machen.“ Nach und nach würden so andere soziale Kontakte abbrechen. Erst fühlten sich Frauen noch geschmeichelt: „Er liebt mich sehr, und er möchte die Zeit mit mir verbringen.“ Und selbst wenn es für die Frau unangenehmer werde, würde der Partner versprechen sich zu bessern. „Wenn dann eine bestimmte Dynamik in der Beziehung ist, rutscht das Paar immer mehr in eine Gewaltspirale rein. Je länger so eine Beziehung besteht, desto schwieriger wird es, wieder wegzugehen“, erklärt Neisius. Neben einer emotionalen, gebe es oft auch eine wirtschaftliche Abhängigkeit. 

Unterstützung und Prävention 

Wenn die Lage zuhause immer bedrohlicher werde, gebe es die Möglichkeit des Frauenhauses. Die Mitarbeiterinnen bieten nach dem Einzug Beratung und Unterstützung in allen lebenspraktischen und psychosozialen Fragen, helfen bei der Entwicklung neuer Lebensperspektiven und beim Aufbau einer selbst gestalteten Zukunft. „Ziel ist natürlich immer, dass die Frauen selbst ihre Dinge erledigen. Aber gerade in der Anfangszeit ist es für viele schon wichtig, eng begleitet zu werden, da sie sehr erschöpft sind.“ Auch die Kinder, die mit ihren Müttern ins Frauenhaus ziehen können, erfahren eine kompetente Betreuung. „Kinder nehmen immer auf, wenn es Konflikte gibt, wenn es der Mutter nicht gut geht.“ Hier gelte es auch präventiv vorzugehen. Denn Studien belegten, dass Kinder, die Gewalt in engen Beziehungen erlebt hätten, selbst wieder Partnerschaften mit gewalttätigen Personen eingehen oder selbst zum Täter oder zur Täterin werden. 

Zu wenige Plätze, knappe Finanzierung 

Der Bedarf an Plätzen in Frauenhäusern, auch in Koblenz, liegt weit höher als das Angebot. Doch die finanziellen Ressourcen, die von Rheinland-Pfalz und Stadt zur Verfügung gestellt werden, sind knapp und eine Erweiterung der Kapazitäten daher kaum möglich. Eine große Unterstützung für den Träger SkF ist da der Förderverein. Dieser finanziert Pakete mit den ersten Lebensmitteln und Hygieneartikeln, die direkt nach dem Einzug benötigt werden oder investiert in Badezimmer, damit jede Frau mehr Privatsphäre hat. Zudem werden aus Spendengeldern Ausflüge, Spielsachen oder auch eine wohnliche Ausstattung des Hauses finanziert, das ein Zuhause für die Betroffenen sein soll, in dem sie sich wohlfühlen können. Zudem zahlt der Förderverein eine Honorarkraft. Zuschüsse bekommt der SkF auch durch das Bistum Trier. 

Wünsche für die Zukunft 

Für die Zukunft wünscht sich die Leiterin, dass es endlich vorangeht: “Dass wir mehr Plätze bekommen, dass die personelle Ausstattung und die Finanzierung besser werden. Dass Probleme mit Gewalt in der Gesellschaft noch mehr wahrgenommen werden und entsprechend Hilfe angeboten wird. Es muss flächendeckend Beratungsangebote geben. Und wir müssen viel mehr in die Prävention investieren. Der Idealfall wäre, wir bräuchten gar kein Frauenhaus mehr, weil die Kinder von klein auf lernen, ‚wie gehen wir gut miteinander um, und wie können wir gewaltfrei miteinander leben‘.“ 

Weitere Informationen zum Frauenhaus und zum SkF gibt es telefonisch unter Tel.: 0261-9421020, per E-Mail an info@frauenhaus-koblenz.de und auf www.skf-koblenz.org. Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist zu erreichen unter Tel.: 0800 0116 016. 

Der SkF-Koblenz ist ein Frauenfachverband, der sich um die Belange und Anliegen von Frauen, Kindern und Familien kümmert – unabhängig von Religions- oder Glaubensansichten. Neben dem Frauenhaus und der Beratung gewaltbetroffener Frauen, bietet der gemeinnützige Verein Hilfe in den Bereichen: Schwangerschaftsberatung und Frühe Hilfen, Kinder- und Jugendhilfe, Familienhilfe, Adoption- und Pflegkinderdienst, Alleinerziehenden-Beratung, Trennungs- sowie Scheidungsberatung und gesetzliche Betreuungen an.