Installation zeigt überdimensionierte Dornenkrone und fragt nach der Zukunft der Erde :Kunstprojekt in Kirche: „Mensch – Heil oder Dorn der Schöpfung?“
Kleinblittersdorf – Sie scheint leicht und wie schwerelos über dem Altar zu schweben. Und doch könnte der Kontrast zu der Ruhe, die der Kirchenraum ausstrahlt, kaum größer sein. Über dem Chor der barocken Kirche Maria Heimsuchung in Auersmacher (Gemeinde Kleinblittersdorf) wirkt die bizarre Installation aus Holzlatten auf den ersten Blick irritierend und wie eine Provokation. Wobei Provokation eigentlich nicht Sache von Martin Steinert ist: „Ich bin kein Künstler, der provozieren will. Dadurch, dass ich mit so einer großen Konstruktion Aufmerksamkeit errege, kann ich aber eine Diskussion anregen.“ Was dem Bildhauer Martin Steinert und dem Lichtkünstler François Schwamborn mit der überdimensionalen Dornenkrone aus Holzlatten unzweifelhaft gelingt.
Martin Steinert spricht von einer „Dornenkrone, die wuchernd unsere Erdkugel umschlingt und mit stetig nachwachsenden Dornen unseren Lebensraum mit seinen einzigartigen Kostbarkeiten verletzt und ausbluten lässt“. Wobei er sich ausdrücklich auf die Enzyklika „Laudato sí – Über die Sorge um das gemeinsame Haus“ von Papst Franziskus beruft, die im Begleitheft („Poetisches Brevier zum Projekt“) ausführlich zitiert wird. In diesem Sinn versteht Martin Steinert seine Installation „eher als Anregung als eine Provokation“.
Entstanden ist die „künstlerische Prozessarbeit über die Zukunft der Erde“ eigentlich als Begleitprojekt für die Auersmacher Passionsspiele, die im vergangenen Jahr den Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie zum Opfer gefallen waren. Das Kunstwerk „Der Mensch – Heil oder Dorn der Schöpfung“ blieb damit länger erhalten, als ursprünglich geplant war, und hat durch die Coronavirus-Pandemie eine zusätzliche Aktualität und Dimension erhalten. „Wenn die ganze Welt in eine Ausnahmesituation gestürzt ist, ist das Anlass genug, im Sinne dieses Projektes darüber nachzudenken“, betont Steinert. Wer sich das auf den ersten Blick wirre Geflecht aus unzähligen Holzstäben näher ansieht, wird es als raffiniert verbindendes Netzwerk oder auch verstörendes Chaos entdecken können: Der Mensch als Krone der Schöpfung oder Dornenkrone als Sinnbild der Verwundbarkeit? Es ist eine künstlerische Anregung zur Besinnung und Wandlung des Menschen. Und eine Verwandlung wird die Kunstinstallation selbst vor- und durchmachen.
In der ersten Märzhälfte ist der Abbau in der Kirche in Auersmacher geplant – und danach (aus denselben Stäben) die Wandlung der Dornenkrone zu einer symbolischen Erdkugel, die im Kulturort Wintringer Kapelle auf dem Wintringer Hof (zwischen Kleinblittersdorf und Bliesransbach) entstehen wird. Bis Ende Februar bleibt sie als Anregung und Inspiration schwebend über dem Chor von Maria Heimsuchung in Auersmacher.
(red)