Leben und Tod sind untrennbar:Leben geht nach dem Tod weiter
Trier - Längst hat sich die Vortragsreihe „Theo Talk“, zu der die Fachstelle der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) regelmäßig einlädt, etabliert. Doch würden sich Viele über die Hospizarbeit – „eines der drängendsten Themen unserer Zeit“ – informieren wollen? KEB-Leiterin Katharina Zey-Wortmann wagte keine Prognose, wurde aber positiv überrascht.
Als Referentin hatte sie Nadine Kreuser gewonnen, die aus Mosbruch (Verbandsgemeinde Kelberg) stammt und hauptberuflich an der Katholisch-Theologischen Universität in Bonn arbeitet. Und sie ist „in ländlicher Umgebung in einem unverkrampften Verhältnis zum Thema Tod aufgewachsen“. Als Hospizhelferin erlebe sie oft, dass Eltern meinen, ihren Kindern das Thema Tod nicht zumuten zu können. Aus eigener Erfahrung aber weiß Kreuser, dass Kinder mit dem Tod keinen Schrecken verbinden. Der sitze vielmehr in den Eltern, die eigene unausgesprochene Ängste auf die Kinder übertragen.
Diese Arbeit verändert einen selbst zum Positiven hin.
Nadine Kreuser
Durch den Verlust ihres Großvaters hatte die Theologin erstmals Kontakt mit dem Tod. Damals sei der Wunsch entstanden, Sterbenden in ihren letzten Stunden zur Seite zu stehen. 2015 habe sie eine Zeitungsanzeige gelesen: Für die ehrenamtliche Hospizarbeit wurde Verstärkung gesucht. Voraussetzung waren das Mindestalter von 25 Jahren und eine gewisse Erfahrung. Die damals 20-jährige Studentin der Theologie meldete sich und erhielt nach eingehendem Gespräch die Zusage für eine einjährige Ausbildung.
Sterben, Tod und Trauer aus der Tabu-Zone holen
Im praktischen Teil dieser Ausbildung habe sie gelernt: „Sterbende Menschen wollen kein Mitleid, sie wollen so normal wie möglich behandelt werden.“ Zudem habe sie erfahren, dass für viele Menschen „Sterben, Tod und Trauer Tabu-Themen sind, über die man nur spricht, wenn sie Andere betreffen. Zugelassen werden sie erst, wenn es das eigene Umfeld oder die eigene Person betrifft“. Dem versuche die Hospizarbeit entgegenzutreten und das Thema Tod aus der Tabu-Zone in die Mitte der Gesellschaft zu führen.
„Diese Arbeit verändert einen selbst zum Positiven hin“, hat Kreuser an sich beobachtet. Nie habe sie Spaß am Plätzchenbacken gehabt. Im Hospiz änderte sich das. „Plötzlich macht diese Arbeit Sinn, weil darüber Ängste und Vorurteile abgebaut werden und die Normalität Einzug ins Hospiz halten kann.“ Viele der betreuten Menschen hätten so zu Kindheitserinnerungen und früheren Glücksgefühlen gefunden. Gesellschaftliche Veränderungen im Leben haben auch Auswirkungen auf die Hospizarbeit. „Sie wird heterogener und diverser.“
Mehr junge Menschen sollten Zugang finden
Der Theologin helfe der eigene Glaube: „Das Leben wird verändert, es wird nicht genommen. Es ist nur ein anderer Zustand, in dem der Mensch in der Situation ist. Für mich geht das Leben nach dem Tod weiter.“
Nadine Kreuser wünscht sich, dass mehr junge Menschen Zugang zur Hospiztätigkeit finden: „Unterschiedliche Generationen haben unterschiedliche Lebensvorstellungen. Den Mix braucht es für Normalität auch im Hospiz.“