Einjährige Besuchsreise endet mit Abschlussklausur:Lebenswelten in und um Saarbrücken in den Blick genommen
Waldfischbach-Burgalben/Saarbrücken – Nach über 90 Gesprächen und Terminen von Altenkessel bis Auersmacher im vergangenen Jahr ist die Visitation (Besuchsreise) des Trierer Bischofs Dr. Stephan Ackermann im Pastoralen Raum Saarbrücken am Samstag, 1. Februar zu Ende gegangen. Rund 70 Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen aus dem Rat des Pastoralen Raums und der Verbandsvertretung stellte er im Wallfahrtszentrum Maria Rosenberg in Waldfischbach-Burgalben seinen Abschlussbericht vor. „Es ging mir darum, die Situation der Pfarreien und der in ihnen Engagierten besser kennenzulernen, die Haupt- und Ehrenamtlichen zu bestärken und mit ihnen Perspektiven der weiteren Entwicklung in den Blick zu nehmen“, beschrieb Ackermann seine Motivation. Ziel sei es gewesen, sich ein Bild des Raumes zu machen und in einem Prozess der Bestandsaufnahme zu fragen: „Wo stehen wir?“
Gespräche mit selbstbewusstem Grundton
Zuletzt hatte der Bischof im Jahr 2010 das Dekanat Saarbrücken visitiert, zu dem damals noch nicht Friedrichsthal, Quierschied, Dudweiler und Sulzbach gehörten. Im Vergleich zum früheren Format der bischöflichen Besuche, die meist kompakt mit sehr vielen Terminen in wenigen Wochen konzipiert waren, sei es für ihn mit den über das Jahr verteilten Besuchen möglich gewesen, auch Entwicklungen wahrzunehmen, sagte Ackermann. Einen starken Akzent habe er auf Gespräch und Austausch mit „Menschen, die Verantwortung tragen“, gelegt. Dies seien sowohl Haupt- als auch Ehrenamtliche in den pfarrlichen Gremien gewesen. Im vergangenen Jahr feierte er 25 Gottesdienste – darunter sieben Firmungen, führte über 40 Einzel- und Gruppenspräche mit Hauptamtlichen, hinzu kommen 14 Gespräche mit pfarrlichen Gremien der einzelnen Pfarreien sowie den Gremien des Pastoralen Raums. Besuche bei der Caritasträgergesellschaft cts, dem Caritasklinikum St. Theresia sowie dem Bruder-Konrad-Haus waren ebenso Teil der Visitation wie Gespräche mit dem Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt und dem Regionalverbandsdirektor Peter Gillo. Zudem traf sich Ackermann mit der Synagogengemeinde Saar und predigte beim ökumenischen Gottesdienst anlässlich der bundesweiten Eröffnung der Interkulturellen Woche. Besondere Anlässe waren darüber hinaus das Jubiläum zum 70-jährigen Bestehen der Italienischen Mission, die Eröffnung der Anne-Frank-Ausstellung und der Milieukrippe in der Kirche der Jugend eli.ja sowie der Besuch der Heilig-Abend-Aktion in Saarbrücken.
„Die Gespräche waren von einem engagierten, selbstbewussten und beherzten Grundton bestimmt. Wer sich heute in Gremien engagiert, fühlt sich der Kirche stark verbunden und will sie gestalten“, zog der Bischof Bilanz. Dies sei ein Unterschied zu früheren Visitationen, wo Anliegen häufiger klagend vorgetragen worden seien nach dem Motto „Der Bischof soll es richten.“ Zugleich habe er aber auch Trauer bei Engagierten wahrgenommen angesichts des Zerfalls der bisher bekannten sozialen Kirchengestalt und das Gefühl, die Letzten einer bestimmten Art kirchlichen Lebens zu sein. Durch die personellen Wechsel im Leitungsteam des Pastoralen Raums habeder Rat des Pastoralen Raums noch wenig inhaltliche Akzente setzen können. Auch müsse das Verhältnis zwischen den Pfarreien der Kernstadt Saarbrücken mit ihren spezifischen Themen und dem Umland austariert werden.
Erste Synodalversammlung Ende 2025 geplant
In seinem Bericht formulierte der Bischof Fragen zu den Themen „Rat des Pastoralen Raums“, „Ehrenamt“, „Trauerpastoral“, der Dachmarke „Katholisch in und um Saarbrücken“, dem gesellschaftlichen Auftrag von Kirche sowie der Immobilienstrategie. In Gruppen diskutierten die Haupt- und Ehrenamtlichen die aufgeworfenen Fragen und gaben dem Bischof anschließend Rückmeldung, die er in seinen Bericht aufnehmen will.
„Der Pastorale Raum Saarbrücken ist bunt, voller Herausforderungen, aber mit viel Potenzial“, zog Pfarrer Dr. Frank Kleinjohann Bilanz. Er ist seit 15. Februar 2024 Dekan des Pastoralen Raums, den er aktuell gemeinsam mit Jugendpfarrer Thomas Hufschmidt leitet. Er habe während der Besuche eine große Bandbreite kirchlichen Lebens wahrgenommen, so Kleinjohann: „Es gibt teils noch sehr volkskirchliche Strukturen, bis hin zu Pfarreien, wo sich das klassische kirchliche Leben, das sich auch in Vereinen und Verbänden organisiert, schon aufgelöst hat.“ Es sei eine große Herausforderung, wieder an die Entwicklungen im Bistum anzuknüpfen, die weiter seien als in Saarbrücken. „Im Moment sind wir noch dabei, die Hardware ans Laufen zu bringen, also die Strukturen zu schaffen. Dadurch bleiben viele tolle Ideen, die vor Ort entwickelt wurden, noch in den Schubladen liegen.“ Auch die Gremien seien motiviert, die inhaltliche Arbeit anzugehen, sagte die Vorsitzende des Rats des Pastoralen Raums Saarbrücken Ursula Spang: „Aufgrund der personellen Wechsel im Leitungsteam, aber auch bei uns Ehrenamtlichen haben wir uns als Gremien noch nicht richtig gefunden und konnte bislang noch keine inhaltlichen Schwerpunkte setzen. Mit der ersten Synodalversammlung Ende des Jahres soll diese Arbeit aber starten.“