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Bistum Trier ehrt vier Initiativen und drei Einzelpersonen:Leuchtturmstunde für kirchliches Ehrenamt

Sie engagieren sich in Räten, schenken anderen ihre Zeit und ihre Arbeit: Ehrenamtliche im Bistum Trier. Am 9. November wurden sie mit einem Festakt gewürdigt.
Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg (ganz hinten links) mit den 'Holytones'
Datum:
13. Nov. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Es war eine „Leuchtturmstunde“ für das Ehrenamt im Bistum Trier. So griff Generalvikar Dr. Ulrich von Plettenberg das Lied von Peter Maffay auf, das die Band gerade gespielt hatte. Vier Initiativen und drei Einzelpersonen hat das Bistum Trier am 9. November für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Sie zeigen beispielhaft, wie vielfältig kirchliches Leben ist, wie die Kooperation mit anderen Partnern und Kirchen gelingen kann - aber auch, wie immer neue Wege gefunden werden können, anderen Menschen zu dienen.

Zwei Mal im Jahr ehrt der Arbeitsbereich Ehrenamtsentwicklung im Bistum Trier in einer Feierstunde verdiente Einzelpersonen und würdigt beispielhafte Initiativen. „Es ist mir ein Anliegen, dem Ehrenamt die Ehre und Wertschätzung zu geben, die es verdient“, erklärte Generalvikar von Plettenberg zu Beginn der Veranstaltung im Robert Schuman-Haus. Domvikar Dr. Hans Günther Ullrich, Leiter der Abteilung Ehrenamt, Bildung und Gesellschaft beim Bistum Trier, erklärte in seinem geistlichen Impuls zum Evangelium von der Brotvermehrung: „Wenn wir von unserem eigenen Lebensunterhalt etwas geben, dann reicht es für alle, weil der Segen Gottes darauf liegt.“

Dass die über zwei Stunden dauernde Ehrung kurzweilig war, lag auch an der musikalischen Gestaltung durch die Band The Holytones aus Winterbach (Saarland); die wurde ebenfalls geehrt. Mit ihren Coverversionen aktueller Hits sowie mitreißenden Eigenkompositionen begeisterte die junge Gruppe das Publikum, das zum Abschluss nach einer Zugabe verlangte und sie auch bekam.

Die drei geehrten Einzelpersonen kommen aus der Trierer Innenstadtpfarrei Liebfrauen. Als „Langstreckenläufer“ bezeichnete Dr. Hans Günther Ullrich sie angesichts ihres inzwischen jahrzehntelangen Engagements. Ullrich war als Pfarrverwalter von Liebfrauen und Abteilungs-Leiter in doppelter Funktion vor Ort. Generalvikar von Plettenberg überreichte den drei Geehrten die von Bischof Stephan Ackermann unterzeichnete Dankesurkunde des Bistums Trier.

Bereits seit 1967 engagiert sich Ricarda Kuhner in der Gemeinde Liebfrauen. Dabei übernahm sie verschiedenste Aufgaben, zum Beispiel als Firmkatechetin, Kommunionhelferin oder Lektorin. Sie gehörte zunächst dem Pfarrgemeinderat an, bevor sie seit 1982 im Verwaltungsrat Liebfrauen mitwirkte, dessen Vorsitzende sie seit 2017 ist. Dort betreut sie das Ressort Personal. Ullrich erklärte in seiner Würdigung, es sei ihm leicht gefallen, auf den Vorsitz im Verwaltungsrat zu verzichten, weil es Menschen wie Ricarda Kuhner gebe, die diese Aufgabe professionell und mit Herz angingen.

Hansjosef Raltschitsch ist seit 1972 durchgängig Mitglied im Pfarrgemeinderat Liebfrauen. Ullrich hob außerdem sein Engagement im Vorbereitungsteam der Fronleichnamsprozession und sein handwerkliches Geschick hervor, das er immer wieder für Feste einbringe. Raltschitsch ist zudem Mitinitiator der Klausenwallfahrt. Ein Herz für bedürfte Menschen zeigt er jedes Jahr bei der „Weihnacht der offenen Tür“ im Kolpinghaus.

Für den dritten Geehrten, Heinz Valerius, ging es 1975 "von Null auf Hundert": Gerade erst zugezogen, kandidierte er für den Pfarrgemeinderat und erhielt gleich den Vorsitz, den er bis 2000 innehatte. Nach einigen Jahren als "einfaches" Pfarrgemeinderats-Mitglied hat er den Vorsitz seit 2015 erneut inne. Er ist als Lektor tätig und organisiert den Neujahrsempfang. Besonders hervorzuheben ist allerdings seine Tätigkeit als Organisator des Besucherdienstes der Liebfrauenkirche. Dort koordiniert er über 40 Ehrenamtliche, die in 2-Stunden-Schichten den Besuchern von Liebfrauen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Dank seines Engagements ist dieses Team auch über den Dienst hinaus freundschaftlich verbunden.

Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg mit (von links) Frank Mertes (Hausoberer der Einrichtungen der Barmherzigen Brüder Saffig), den Rikscha-Piloten Andreas Jakoby und Willi Elz, Peter Wilkes (Vorsitzender des Fördervereins des Seniorenheims Maria vom Siege e.V.) und Christiane Krebs (Einrichtungsleiterin). Vordere Reihe: Bewohner des Seniorenheims Maria vom Siege.

Dass ehrenamtliches Engagement nicht nur in der Kirche ein großes Thema ist, zeigt ein Projekt aus Plaidt. Die Idee kommt ursprünglich aus Kopenhagen. Willi Elz hat sie ins Bistum gebracht. „Radeln ohne Alter“ ermöglicht es alten Menschen, auch im Alter die Freuden des Radfahrens zu erfahren. Dazu bieten sich Ehrenamtliche als Rikscha-Fahrer an. Elz wurde durch einen Zeitungsartikel auf das Projekt aufmerksam und sah sich zunächst in Berlin eine solche Rikscha an, bevor er beschloss, das Projekt nach Plaidt zu bringen. Im Seniorenheim Maria vom Siege der Barmherzigen Brüder Saffig hatte man zunächst Bedenken, ob sich die Anschaffung der beiden Rikschas lohne. Doch die Testfahrten mit einer Leih-Rikscha kamen so gut an, dass auch die Frage der Versicherung von Passagieren und Piloten schnell geklärt wurde und das Projekt schließlich an den Start gehen konnte. Die Senioren können nun – dank der ehrenamtlichen Radler – auch im Alter wieder den Wind in den Haaren genießen. Hier zeige sich, so Generalvikar von Plettenberg, dass es sich lohne, für eine Idee zu kämpfen.

In Schwirzheim in der Eifel hat sich vor gerade einmal einem Jahr eine Initiative entschlossen, eine neue Form von Gottesdienst zu suchen. Anders sollte sie sein, aber passen zu den Wünschen und Sehnsüchten der lebendigen Kirchengemeinde vor Ort – „Passend Anders“ eben. Einer der Kernpunkte der neuen Gottesdienstform ist die offene Zeit nach der Predigt. Zeit, in der die Menschen miteinander ins Gespräch über das Gehörte kommen, ihre persönlichen Fürbitten formulieren oder sich segnen lassen können. Raum zum Mitwirken sollte es geben, eine leicht verständliche Sprache gefunden werden, so fassen Heidi Backes und Nicole Thielen die anfänglichen Überlegungen zusammen. Rahmen, Struktur und Inhalte des ersten Gottesdienstes waren schnell zusammengetragen – und doch drohte die Veranstaltung zu scheitern. Denn daran hatte man bei der Terminfindung nicht gedacht: ein Fußball-WM-Spiel mit deutscher Beteiligung zur gleichen Zeit. Kurzerhand verlegte man den Gottesdienst um zwei Stunden nach hinten. Eine voll besetzte Kirche war der Lohn. Der Generalvikar lobte die Initiative und hob ihre Vorreiterrolle hervor: Mit „Passend Anders“ wird in Schwirzheim bereits umgesetzt, woran Teilprozessgruppen im Rahmen der Synodenumsetzung derzeit noch arbeiten.

„Palaver“ gibt es seit einiger Zeit im Ruwertal. Was für Trierer zunächst negativ klingen könnte ("Palaver" bedeutet auch "Streit"), ist ein herausragendes Beispiel für kirchenübergreifende Zusammenarbeit im Dienst am Mitmenschen. 2015 gründete sich der Verein „Netzwerk Willkommen im Ruwertal und auf den Höhen“, getragen von der katholischen und evangelischen Kirche, der Caritas, dem diakonischem Werk und der Verbandsgemeinde. Das "Begegnungscafé Palaver" leitet seinen Namen aus dem Afrikanischen ab, wo "Palaver" Versammlung und Kennenlernen bedeutet. Entstanden im Zuge der Flüchtlingsbewegung, zeigt dieses Beispiel, wie sich ein Projekt im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Ursprünglich konzentrierte es sich auf die Flüchtlingshilfe. Und obwohl diese immer noch gelebt wird, ist das Projekt ausdrücklich offen für alle Menschen, unabhängig von Alter oder Herkunft. Auch deshalb wird für keine der Veranstaltungen Eintritt erhoben – wer möchte, soll vorbeikommen können: zum Kochen, Basteln, zu Sprachkursen, Vorträgen und natürlich zum jährlichen großen Sommerfest. Auch Projekte wie "Urban Gardening" oder "Upcycling" bringen neue Aspekte in die Arbeit ein. Generalvikar von Plettenberg würdigte das Netzwerk Willkommen als einen Ort der Menschlichkeit, an dem Vielfalt als Bereicherung angesehen werde und wo auf die Bedürfnisse anderer reagiert werde.

Zum Abschluss ehrte der Generalvikar die Band The Holytones, von deren Können sich das Publikum bereits während der Veranstaltung hatte überzeugen können. Die 15-köpfige Gruppe aus dem saarländischen Winterbach fand zunächst 2016 zur Verabschiedung einer Gemeindereferentin zusammen. Schnell kamen sie aber überein, dass es nicht bei einem einmaligen Auftritt bleiben sollte. The Holytones waren geboren – und mit ihnen die Rockandachten, zu der die Band thematisch passende Lieder und Texte zusammenstellt. Dabei greifen die jungen Erwachsenen auf vorhandenes Liedmaterial zurück und schreiben auch eigene Songs zu Themen, die sie bewegen. Von Plettenberg zeigte sich angesichts des Enthusiasmus, mit dem die Gruppe auftritt, begeistert: „Das ist Zukunft unserer Kirche und unseres Glaubens!“ Die Gruppe hat im offenen Raum, den die Synode bietet, einen Weg gefunden, sich einzubringen in die Gestaltung der Kirche.

(cl)

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