Zum Inhalt springen

„Ein Beruf, der mich berührt und tiefer geht":Mathieu Valet wird am 27. Mai in Trier zum Priester geweiht

Ein ganz anderes Bild von katholischer Kirche erlebte er 2018 bis 2019 in seinem Auslandsstudium in Paris.
Archivfoto von der Priesterweihe 2021
Datum:
26. Mai 2023
Von:
Simone Bastreri

Trier/Stadtkyll – Mit 15, während der Orientierungstage seiner Klasse am Regino-Gymnasium Prüm ging es Mathieu Valet zum ersten Mal durch den Kopf: „Was möchte ich eigentlich mit meinem Leben anfangen, will ich Geld verdienen, erfolgreich sein, Karriere machen? Oder gibt es da noch was Tieferes, weniger Oberflächliches, das mich berührt? Könnte es ein Seelsorge-Beruf sein?“ Obwohl die Gedanken noch nicht ausgereift waren und der vielseitig interessierte junge Mann aus Stadtkyll noch einige andere Berufs- und Studienwünsche erwog, blieb im Hinterkopf eine Ahnung – ein Wunsch – der ihn nicht mehr losließ, erzählt der heute 26-Jährige. Am 27. Mai wird sich dieser Wunsch erfüllen – dann wird er mit einem weiteren Kandidaten von Bischof Stephan Ackermann im Trierer Dom zum Priester geweiht.  

Ein Beruf, den nicht mehr viele junge Männer ergreifen und der im Gesamtkontext der Kirchenkrise öfter in der Kritik steht. Der junge Mann, der in Naila in Oberfranken geboren wurde, mit zwei Geschwistern in der Vulkaneifel aufwuchs und mit 16 ein Auslandsjahr in Norwegen verbrachte, zeigt sich unbeirrt. „Ich hatte zwar ab und zu auch kleinere Zweifel, und natürlich denkt man besonders intensiv darüber nach, dass man auf eine Familie verzichtet, aber wirklich in Frage gestellt habe ich meine Berufs- und Lebenswahl seit dem Theologie-Studium nicht“, berichtet er. Seine Familie sei nicht besonders fromm, dennoch habe ihn das kirchliche Leben in der Eifel geprägt. „Die Lebensbereiche auf dem Dorf wurden noch von Kirche durchzogen – von der Kommunion an, dann als Messdiener, bei der Firmung, auf Jugendfreizeiten, im Musikverein, wo ich Trompete gespielt habe. Da kann man schon noch von einer Volkskirche sprechen.“  

Seine Vorstellung, nach dem Abitur in Trier zu leben und zu studieren, wurde 2016  durch die Entscheidung des Bistums, die Priesterausbildung nach  Sankt Georgen in Frankfurt am Main zu verlegen, durchkreuzt. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass das ein Ort ist, wo ich mich wohlfühlen kann, und bin inzwischen froh, dass ich mit rund 50 anderen Seminaristen zusammenleben und studieren konnte. Außerdem habe ich mich in Frankfurt sehr wohlgefühlt, das ist schon eine sehr weltoffene Stadt“, schildert Valet seine Erfahrungen. Ein ganz anderes Bild von katholischer Kirche habe er 2018 bis 2019 in seinem Auslandsstudium in Paris erleben dürfen. Sprachlich brachte er die besten Voraussetzungen mit, da sein Vater Franzose ist. „Ich habe dort in einer Pfarrei im Stadtzentrum gewohnt und dort beispielsweise beim Katecheseunterricht ausgeholfen. Das kirchliche Leben ist aber ganz anders aufgestellt als in Deutschland.  Frankreich hat eine viel längere Geschichte der Säkularisierung, es ist nicht so selbstverständlich, an etwas zu glauben oder Mitglied der Kirche zu sein. Leute, die sich zum Glauben bekennen, tun dies häufig überlegter. Von daher war Paris auch nicht ganz repräsentativ, da hier das Zentrum des französischen Katholizismus mit unglaublich vielen Angeboten, Hochschulen, Studentengemeinden und Ordensniederlassungen ist“, schildert Valet.  

Mathieu Valet

Ein besonders großer Unterschied sei, dass man im Theologiestudium fast ausschließlich angehende Priester und Ordensleute treffe und es kaum hauptamtliche Mitarbeitende gebe wie Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten in Deutschland. Außerdem ist es eine ärmere Kirche, denn in Frankreich gibt es keine Kirchensteuer.“  

Nach seiner Studienzeit kam Valet für sein Pastoral-Praktikum im September 2021 nach Wittlich. Dort sei er viel mit seinem Mentor Stephan Feldhausen unterwegs gewesen, habe sich einiges abgeschaut und zunehmend selbstständig Projekte übernommen – etwa eine Jugendgruppe, die Gottesdienste organisiert, oder nach der Diakonenweihe auch den Bestattungsdienst mit Begleitung der Trauernden und den Religionsunterricht an der Kurfürst-Balduin-Realschule. „Das sind Bereiche, die mir besonders am Herzen liegen und die ich auch als Kaplan gerne weiterführen und betreuen will“, betont Valet. Dass ich Menschen in schwierigen Lebensphasen beistehen und eine Hilfe sein kann, ist eine sehr verantwortungsvolle und schöne Aufgabe.“ Insgesamt drei Jahre, also noch bis zum Sommer 2024, wird Valet in Wittlich bleiben. Wo es ihn in Zukunft hin verschlägt, weiß er jetzt noch nicht, doch er sei offen für neue Orte und Aufgaben, sagt er. Geholfen habe ihm auf dem Weg zur Priesterweihe vor allem auch die geistliche Begleitung, die in Sankt Georgen bei den Jesuiten eine starke Tradition habe. Die Woche vor der Weihe verbringt Valet bei Exerzitien in Sankt Thomas in der Eifel. Sein Primizspruch wird lauten: „Gott suchen und finden in allen Dingen“. „Das ist das, was mich prägt: Ich möchte Gott im Alltag finden, in kleinen Dingen, in Seelsorgegesprächen, bei einem Spaziergang. Die Stimme Gottes ist nichts, was vom weit entfernten Himmel herunterkommt, sondern die Stimme, die in jedem Leben erfahrbar sein kann.“ 

Seine Primizmesse, also die erste Messe als Priester, wird Valet am 28. Mai um 13.30 Uhr in St. Josef in seinem Heimatort Stadtkyll feiern.