Pater Nikodemus Schnabel aus Israel spricht beim Katholischen Forum Koblenz:Mein Herz ist mit den Menschen
Gerade mal zwei Prozent der israelischen Bevölkerung sind Christen. Von ihrer schwierigen Situation in einem zerrissenen Land berichtet Abt Nikodemus Schnabel im Katholischen Forum Koblenz.
Koblenz - „Wir Christen sind die vulnerabelste Gruppe in Israel, weil wir in der Wahrnehmung der Religionen gar nicht vorkommen“. Das hat Pater Nikodemus Schnabel (OSB), der deutsche Abt der Dormitio-Abtei Jerusalem, in seinem Vortrag „Jerusalem, Gaza, Ashkelon“ im Katholischen Forum Koblenz verdeutlicht.
Mit 24 Jahren trat Pater Nikodemus in das Benediktinerkloster auf dem Berg Zion ein, das völkerrechtlich im „Niemandsland“ liegt, also weder zu Israel noch zu Palästina gehört. Deshalb dient es häufig als Begegnungsstätte der verschiedenen Religionen. Der Referent erlebt die derzeitigen Konflikte der Stadt und im Land hautnah mit.
In seinem Vortrag gab der 45-Jährige zunächst einen geschichtlichen Abriss über das Christentum im Heiligen Land, angefangen von den Urchristen über die Eroberungen Jerusalems 638 und 1099 bis ins 19. Jahrhundert. Heute gebe es 13 alteingesessene christliche Konfessionen mit 13 Kathedralen, die alle eng beieinander lägen. Und dennoch machten alle Christen zusammen gerade einmal zwei Prozent der Gesamtbevölkerung aus. „Kein Christ kann dabei pro Israel oder pro Palästina sein“, erklärt Schnabel. Er zum Beispiel sei „pro Mensch, weil alle nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind. Mein Herz ist mit den Menschen“. Deswegen sei es für ihn und die Mitbrüder auch in den aktuell schwierigen Zeiten selbstverständlich, im Dormitio-Kloster zu bleiben. „Geistlich geht es uns gut“, bekräftigt der Abt, „aber finanziell blicken wir in den Abgrund“. Es fehlten die Pilger. Noch schlimmer sei die Situation für die Christen in Bethlehem: Auch dort fehlten die Pilger, die Reiseführer, Krippen-Schnitzer und Hotelbesitzer litten große Not.
Viel Hass aber auch viel Solidarität
In der anschließenden Diskussion bestätigte Schnabel einen „wachsenden Christenhass“. Er berichtete von Friedhofsschändungen, zerstörten Statuen und Bildern in Kirchen. „Vor oder hinter mir wird ausgespuckt; sogar mein Brustkreuz wollte man mir schon entreißen.“ Für die Christen in Jerusalem stehe niemand auf.
Neben dem täglichen Hass erfahre er aber auch viel Solidarität; die Hälfte seiner Handykontakte stamme von jüdischen Rabbinern. Er träume von einem Jerusalem, das für alle drei Religionen heilig sei, in dem das Judentum, der Islam und die Christen zu Hause seien. Die Traumlösung sei ein Staat, mit gleichen Rechten für alle. Pragmatisch und realistischer sehe er aber eine Zwei-Staaten-Lösung, in der die Grundsehnsucht der jüdischen Israeliten nach Sicherheit und die Sehnsucht der Palästinenser nach Freiheit erfüllt werde.
Kloster als Begegnungsstätte und Zufluchtsort
Mehr als 150 Zuhörer waren zum Vortrag im Katholischen Forum gekommen. Anders als sonst üblich hatte der Moderator des Abends, Dr. David Johannes Olszynski vom Institut für Katholische Theologie an der Universität Koblenz, erklärt, dass alle Spenden für die Dormitio-Abtei bestimmt seien: es gebe derzeit keine Einnahmen und das Kloster sei heute als Begegnungsstätte und Zufluchtsort wichtiger denn je.
Das Katholische Forum Koblenz wurde 1987 gegründet als Plattform für Information und Austausch. Infos zu den weiteren Veranstaltungen gibt es bei der Katholischen Erwachsenenbildung Koblenz telefonisch 0261-9635590 oder per E-Mail keb.koblenz@bistum-trier.de.