Christian Jager aus Rimlingen wird am 18. Mai von Bischof Ackermann zum Priester geweiht:Menschen Begegnung mit Gott ermöglichen
Losheim/Saarbrücken – Mit Zahlen umgehen konnte Christian Jager (27) schon immer gut und lange schien ihm klar, dass auch sein beruflicher Weg in diesem Bereich liegen würde. „Passend dazu hatte ich die Leistungskurse Mathe und BWL gewählt“, erinnert sich der Rimlinger (Gemeinde Losheim am See). Auch eine Tätigkeit im Einzelhandel hätte er sich gut vorstellen können. Doch ein Jahr vor seinem Abitur am Berufsbildungszentrum in Merzig kamen ihm Zweifel: „Ich glaubte nicht mehr, dass mich ein solcher Beruf ein Leben lang erfüllen würde.“
Da ihm sein Engagement in der Kirchengemeinde Heilig Kreuz in Rimlingen von Klein auf Spaß gemacht habe – so war er viele Jahre Messdiener und saß im Pfarrgemeinderat – habe er sich bei einem Infotag in Trier umgehört, welche Berufe es in der Kirche gibt. „Das Gefühl, dass Gott mich durch mein Leben trägt und an meiner Seite ist, hat mich stark geprägt. Davon etwas anderen mit auf ihren Weg geben zu können, motiviert mich“, sagt der 27-Jährige. Die Frage, ob er Gemeinde- oder Pastoralreferent studieren oder sich im Priesterseminar anmelden solle, habe er mit Freunden und seiner Familie diskutiert. Viele Gespräche später stand für ihn fest: „Ich probiere das mit der Priester-Ausbildung.“ Letztentscheidend sei die Spendung der Sakramente gewesen. „Ich weiß, dass viele Leute davon ganz weit weg sind. Aber ich spüre dennoch, dass Menschen bei der Feier der Sakramente auf ihre ganz persönliche Weise mit Gott in Berührung kommen.“ Und eben dies sei sein innerer Antrieb: Menschen Gelegenheiten für die Begegnung mit Gott zu ermöglichen. Am Samstag, 18. Mai, ist es so weit: Dann wird Christian Jager gemeinsam mit Jens Bauer und Adrian Sasmaz vom Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann zum Priester geweiht.
Doch der Weg bis zur Weihe verlief nicht immer geradlinig. „Es gab auch Tage, an denen ich gedacht habe: Du musst hier raus“, räumt Jager ein. Dennoch ist er froh, dabei geblieben zu sein: „Unterm Strich glaube ich, dass das mein Weg ist, den Gott mich führt. Es ist mir ein Privileg, Menschen an den Knotenpunkten des Lebens von Taufe, über Trauung und Beerdigung zu begleiten und ihnen dabei zusagen zu dürfen; Gott handelt an Dir und Deinem Leben.“ Zunächst besuchte Jager das Felixianum, das Orientierungs- und Sprachenjahr im Trier. Im Anschluss studierte er Theologie in Frankfurt am Main und Tübingen. Seit anderthalb Jahren ist Christian Jager, der im November 2023 zum Diakon geweiht wurde, in der Pfarrei St. Johann in Saarbrücken im Einsatz und arbeitet auch in der Jugendkirche eli.ja mit. „Diese Stelle ist für mich ein Glücksgriff“, lobt er alle Hauptamtlichen, die ihn dabei unterstützen.
Auch junge Menschen suchen Gott
In der Saarbrücker Innenstadt gebe es nur noch wenig klassisches Gemeindeleben. „Aber das sehe ich nicht als Verlust an“, betont Jager, „ich sehe die Nachfrage an Spirituellem und merke, wie die Menschen nach Gott suchen.“ Ein schönes Beispiel dafür habe er an Ostern erleben dürfen, als sich Jugendliche, die er begleitet habe, in der Osternacht taufen ließen. Insbesondere in der Kirche der Jugend merke er: „Es gibt junge Menschen, die über ihren Glauben, über Gott und ihre Zweifel sprechen möchten. Wir geben dafür den Raum.“
Zwei Erlebnisse prägten seine Zeit in Saarbrücken besonders. Dies war zum einen der Weltjugendtag in Lissabon im vergangenen Jahr. „Gemeinsam mit jungen Menschen auf dem Weg sein und die Unterschiedlichkeit in der Kirche wahrnehmen – das war eine belebende Erfahrung“, blickt Jager zurück. Die Vielfalt habe er nicht nur im Austausch mit Menschen aus anderen Ländern gespürt, sondern auch innerhalb seiner Gruppe. Ein Moment, der ihm persönlich sehr nahe gegangen sei, war die Profanierung der Kirche St. Thomas Morus in Saarbrücken. Hier war Jager in die Vorbereitung der letzten Messe eingebunden und der Frage, wie man mit den Gläubigen, die viel mit der Kirche verbinden, den Abschied gut gestalten könne. „Es war ein emotional furchtbarer Tag“, sagt er. Doch sei es gelungen, den Blick auf die Dankbarkeit für den dort erlebten Glauben zu richten. Jager weiß, dass die große Frage über die Zukunft kirchlicher Immobilien auch sein Berufsleben als Priester prägen wird. „Das ist eine große Herausforderung, die es sensibel anzupacken gilt.“ Auch der Mangel an hauptamtlichem Personal – Gemeinde- und Pastoralreferent*innen sowie Priester – sei schon heute spürbar. „Doch ich habe da großes Gottvertrauen, dass es weitergehen wird – wenn auch in mancher Hinsicht anderer Form“, sagt er.
Neues Priesterbild notwendig
Rückhalt für seinen Weg bekommt Christian Jager von Familie und Freunden. „Meine Eltern und beiden jüngeren Schwestern waren anfangs über meinen Berufswunsch schon überrascht, aber nicht völlig irritiert“, erinnert sich Jager. Auch der Freundeskreis habe die Entscheidung positiv aufgenommen: „Wir trauen Dir das zu, aber überleg es Dir gut, ob Dich das glücklich macht“, seien Reaktionen gewesen. Daneben habe es auch Bedenken gegeben, da auf Kirche und Glauben allzu schnell ein negativer Blick gerichtet werde. „Alle kirchlichen Mitarbeiter, nicht nur Priester, wissen wie es ist, sich rechtfertigen zu müssen, dass man für die Kirche arbeitet.“ Angesichts der Missbrauchsskandale und Fehlern bei der Aufarbeitung könne er Kritik auch nachvollziehen. „Es ist unsere Aufgabe, bei der Aufarbeitung aktiv mitzuwirken und es besser zu machen. Ohne ein neues Bewusstsein kann es nicht weitergehen.“ Dafür sei auch ein verändertes Priesterbild in den Köpfen der Gläubigen notwendig, weg vom Klerikalismus. „Noch zu oft wird bei Unzufriedenheit dem Pastor die Schuld gegeben und es herrscht die Erwartung, dass er es wieder richten muss. Aber wir sind eine Gemeinschaft und zusammen Kirche.“
In seiner Freizeit ist Christian Jager gerne in der Natur unterwegs: „Im Wald kann ich tief durchatmen, den Kopf frei bekommen und mich sortieren.“ Seit er in Saarbrücken wohnt, geht er gerne ins Theater. „Ich finde das sehr inspirierend.“ Dafür wird der 27-Jährige auch im kommenden Jahr noch Gelegenheit haben. Nach der Priesterweihe wird er als Kaplan noch ein Jahr lang in Saarbrücken bleiben.