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Der 27-jährige Patric Schützeichel wird Ende September zum Priester geweiht:„Menschen dabei helfen, frei und stark zu werden“

Ein lang verfolgter Wunsch und auch ein Lebensweg, für den er sich entschieden hat: Der 27-jährige Patric Schützeichel wird Ende September zum Priester geweiht.
Patric Schützeichel wird Ende September zum Priester geweiht.
Datum:
8. Sept. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier/Waldbreitbach – „Priester werden“ lautet wohl immer seltener die Antwort auf die Frage nach dem Traumberuf junger Männer. Doch für Patric Schützeichel ist der Seelsorger-Beruf genau das: Ein lang verfolgter Wunsch und auch ein Lebensweg, für den er sich entschieden hat. Am 26. September endet mit seiner Priesterweihe im Dom die achtjährige Ausbildungszeit, und ein neuer Abschnitt beginnt: Als Kaplan wird er dann für drei Jahre in Bad Kreuznach arbeiten.

Trotz eines gewissen Idealismus, den es in der heutigen Zeit für eine bewusste Entscheidung zum Priesteramt zweifellos braucht, ist Schützeichel aber auch Realist. „Die Weihe ist zwar so etwas wie ein Ankommen, aber eigentlich ist sie auch erst der Anfang auf dem Weg, Priester zu werden. Es werden sich noch häufig Fragen nach dieser Lebensform stellen, die ich für mich selbst immer wieder neu beantworten muss.“ Sein Ziel hat der 27-Jährige dabei fest vor Augen: „Ich möchte vor allem ein Menschenfreund sein, möchte ein weites Herz haben und unkompliziert mit Leuten in Kontakt kommen. Mir ihre Sorgen und Nöte anhören, aber auch ihre Freude teilen. Genau diesen Dienst am Menschen leistet man ja auch als Diakon – dazu wurde ich letztes Jahr geweiht – und man bleibt es ja auch.“ Mit Menschen gemeinsam auf der Suche nach Gott unterwegs sein, sie unterstützen und begleiten – darin sieht er eine Hauptaufgabe des Priesterberufs.

Marksteine auf dem Weg zur Entscheidung

„Die Wurzeln für meine Entscheidung liegen sicher in meinen positiven Erfahrungen mit der katholischen Jugendarbeit in meiner Heimatgemeinde in Waldbreitbach.“ Als Messdiener und auch durch Jugendgruppen sei er auf Seelsorgerinnen und Seelsorger gestoßen, die ihm ein ganz anderes Bild von Kirche vermittelten als das heute oft vorherrschende: „Das waren super fitte Leute, die überhaupt nicht für eine langweilige, altbackene Kirche standen – im Gegenteil. Sie haben so eine innere Freiheit ausgestrahlt, eine Bodenhaftung, weil sie ihr Leben auf Jesus Christus ausgebaut haben. Das fand ich wirklich faszinierend. Diese Leute sind für mich zu Vorbildern geworden, denn sie haben mir gezeigt, dass Gott uns zu aufrechten, starken und freien Menschen machen möchte.“ Abgesehen von diesen Erfahrungen habe es aber noch weitere Marksteine auf seinem Weg gegeben – einer davon die Messdienerwallfahrt 2010 nach Rom. „Ich kann mich an Momente erinnern, wo es mir wie Tomaten von den Augen fiel. Gar nicht mal die großen lauten Jubelmomente auf dem Petersplatz. Eher die stillen Momente, als ich mir überlegt habe: Hier sind jetzt gerade 50.000 Messdiener um mich herum, was für eine tolle Gemeinschaft, in der ich einen Platz habe. Das hat ganz viel Bestätigung und Motivation bei dieser existenziellen Suche ausgelöst“.  

Nach dem Abitur am Neuwieder Heisenberg-Gymnasium wollte Schützeichel die Zeit bis zum Studium sinnvoll überbrücken und begann einen Freiwilligendienst in der psychiatrischen Abteilung bei der Marienhaus GmbH. Im Herbst 2012 begann seine Zeit am Priesterseminar Trier. Fünf Jahre Theologiestudium führten ihn an verschiedene Orte: Vier Semester studierte er in Trier, eines in Rom, weitere drei in München und zwei in Sankt Georgen in Frankfurt.

Es sei so vorgesehen, dass die angehenden Priester in einem „Frei-Jahr“ an einer anderen Fakultät studieren, oftmals im Ausland. Es gehe darum, auch einmal das Leben außerhalb des Seminars kennenzulernen – für Schützeichel eine sehr sinnvolle Regelung. „Man lebt ja im Seminar schon eher wie in einem klösterlichen Kontext. Das hat sicher positive Seiten, etwa den Aspekt Gemeinschaft. Es ergibt für mich Sinn, mich meinen Fragen und denen anderer zu stellen und zu merken, dass ich einen Lebens- und Glaubensweg gemeinsam mit anderen zurücklege. Aber die Abgeschiedenheit ist nicht ausschließlich geeignet, einen auf das spätere Leben zum Beispiel in ländlichen Pfarreien vorzubereiten.“ Andere Luft zu schnuppern – das habe ihm besonders während seiner Zeit in München gut getan, erzählt er. „Es war eine gute Zeit der Bestärkung, in der Großstadt-Umgebung zu leben und dort Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu finden. Da gibt es Kontakte, die halten bis heute. Das hat meinen Weg nochmal auf einen guten Boden gestellt.“

Nicht als Einzelkämpfer, sondern im Team Glauben verkünden

2018 ging es für den angehenden Priester im Pastoralkurs dann in die Gemeinde Waldrach; die Kurseinheiten besuchte er gemeinsam mit angehenden Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten. „Ich finde wichtig, dass man berufsgruppenübergreifend unterwegs ist. Man arbeitet später sowieso zusammen. Und angesichts der heutigen Situation der Kirche wird es Glaubenskommunikation und Glaubensweitergabe nur noch im Team gehen. Nicht durch Einzelkämpfermentalität.“ Dass auch Strukturfragen ihn künftig begleiten werden und die Kirche sich in einem Veränderungsprozess befindet, sieht Schützeichel weitgehend gelassen: „In die Synode und ihre Umsetzung ist in den letzten Jahren viel Herzblut und Arbeit reingeflossen und es ist schade, dass noch keine Lösung gefunden wurde, von der alle glauben, dass sie hält. Aber ich hoffe, dass künftig ein gutes Maß zwischen Strukturdebatte und Inhalten gefunden wird. Die viel beklagte Ungewissheit kann ich auch spüren, aber trotzdem habe ich die Sicherheit, dass der Glaube nicht verloren geht. Mir persönlich ist wichtig, dass ich mit der Ursprungsbegeisterung für diesen Beruf in Berührung bleibe.“ 

(sb)