Zum Inhalt springen

Neuer Kreis gibt Kraftfahrern im nördlichen Rheinland-Pfalz eine Stimme:Menschenwürde gilt auch am Arbeitsplatz

Die Monate vor Weihnachten sind für die Paketbranche die wichtigste Zeit des Jahres. Doch wie ergeht es den Zusteller*innen?
Mit der Kampagne 'Faires Paket' macht die Katholische Arbeitnehmer Bewegung auf die prekäre Arbeitssituation vieler Paketzusteller*innen aufmerksam.
Datum:
22. Okt. 2024
Von:
Julia Fröder

Koblenz – Die Würde des Menschen ist unantastbar – auch am Arbeitsplatz, unter dieser Überschrift hat eine Fotoausstellung mit thematischen Fachvorträgen und liturgischen Angeboten in der Koblenzer Citykirche gestanden, die nun mit einem Gottesdienst endete. Doch das Engagement der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Trier für soziale Gerechtigkeit und Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen geht weiter und auch Diakon Michael Hommer nutzte den Abend, um  den neuen Kraftfahrer*innenkreis vorzustellen.

Die Ausstellung in Koblenz bildete den regionalen Startschuss der Aktion „Faires Paket“. Insbesondere wolle man in den nächsten Wochen auf die Arbeitsbedingungen von Paketzusteller*innen aufmerksam machen, betonte Ruth Mareien de Bueno, Geschäftsführerin der KAB Trier. Lieferungen nach Hause seien aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. „Jedoch sind die Arbeitsverhältnisse in dieser Branche extrem schlecht, insbesondere durch die Beauftragung von Subunternehmen“, so de Bueno. In der Paketbranche seien dadurch Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz, nicht bezahlte Löhne, unbezahlte Überstunden und unrechtmäßige Kündigungen weit verbreitet.

„Wir können zwar das große Ganze nicht ändern, aber wir können durch die Aktion punktuell etwas in der Branche verbessern“, sagte Pfarrer Johannes Stein im Rahmen des Abschlussgottesdienstes. Als Beispiel stellte Diakon Hommer den „Kraftfahrerkreis nördliches Rheinland-Pfalz“ vor, der am 13. Dezember gegründet wird. „Viele Fahrer kommen als Selbständige aus Drittländern und nicht EU-Ländern, sie sind Monate lang von Zuhause weg, bekommen keinen Mindestlohn oder sind nicht sozialversichert“, berichtete Hommer, der selbst aus einer Speditionsfamilie stammt. „Als Kirche ist es unsere Pflicht, besonders an die Ränder der Gesellschaft zu gehen.“ Als Christ und Diakon möchte er diese Menschen unterstützen, dabei gehe es nicht um Almosen, sondern darum, Kraftfahrer aus ihrer Resignation zu holen und sie zu ermutigen, sich für ihre Rechte einzusetzen.

Diakon Michael Hommer berichtet vom „Kraftfahrerkreis nördliches Rheinland-Pfalz“.

Der Kreis, der gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi gegründet wird, soll als Podium für die Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer dienen und zu einem konstruktiven Miteinander beitragen. „Hier geht es auch nicht um ein Gegeneinander der verschiedenen Sozialpartner, wie Arbeitgeber, Überwachungsbehörden oder dem Fahrpersonal, sondern um ein konstruktives Miteinander, um bei der Politik und Gesellschaft Gehör zu finden und die Probleme anzugehen“, verdeutlichte Hommer.

Fast zehn Tage informierte die KAB Trier in der Koblenzer Citykirche im Rahmen einer Fotoausstellung mit Bibelgesprächen, Gottesdiensten, Vorträgen und Diskussionsrunden über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. Der Fokus lag dabei auf der sogenannten KEP-Branche, also der Kurier-, Express- und Paketbranche.