Zum Inhalt springen

Programm „Lebenswirklichkeiten“ ermöglichte Perspektivwechsel durch Begegnung von Mensch zu Mensch:Mit offenem Ohr und hörendem Herzen

Das Programm „Lebenswirklichkeiten“ ermöglichte Perspektivwechsel durch Begegnung von Mensch zu Mensch. Das im Juli gestartete Programm ist nun in Koblenz geendet.
Eintauchen in soziale Lebenswirklichkeiten: Gruppenfoto der Gastgebenden und Teilnehmenden sowie des Projektteams um Dr. Martina Messan mit Bischof Dr. Stephan Ackermann bei der Abschlussveranstaltung im Koblenzer X-Ground. (Fotos: Marco Wagner)
Datum:
2. Dez. 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Koblenz –  Mit einem herzlichen Dank an die, „die bereit waren, ihre Lebenswirklichkeit zu öffnen und unverwechselbare Begegnungen ermöglichten“, ist am 25. November das Programm „Lebenswirklichkeiten“ im X-Ground - Kirche der Jugend in Koblenz geendet. Bischof Dr. Stephan Ackermann sagte: „Die Gastgeber waren die Experten, die Teilnehmenden die Lernenden.“

Anfang Juli war das Programm „Lebenswirklichkeiten in Koblenz“ gestartet: eine Kooperation des Bistums Trier, des Diözesan-Caritasverbandes Trier, des Caritasverbandes Koblenz sowie des Exposure- und Dialogprogramme e. V. (EDP) aus Bonn. Ziel war es, Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung, Kirche und Gesellschaft Einblicke in Lebenswirklichkeiten von Menschen zu geben, mit denen sie im Alltag wenig verbindet oder keine Berührungspunkte haben.

MdL Sabine Bätzing-Lichtenthäler lernte viel von ihrer „Caritas-Kollegin“ Sandra Dolff. Beide sorgten für saubere Klassenräume, Flure und Toiletten in der St. Franziskus-Schule in Koblenz.

Begegnungen auf Augenhöhe

Einrichtungen des Caritasverbandes Koblenz öffneten für „Lebenswirklichkeiten“ ihre Türen und ermöglichten Begegnungen auf Augenhöhe, von Mensch zu Mensch. So wurden die CarMen gem. GmbH (Beschäftigungsgesellschaft und Inklusionsbetrieb), das Haus Eulenhorst (Wohnhaus für Menschen mit geistiger Behinderung), die Fachberatungsstelle für Menschen ohne Wohnung, der Kontaktladen des Zentrums für ambulante Suchtkrankenhilfe, die Bahnhofsmission und der Migrationsdienst zu Begegnungs- und Erfahrungsräumen. Gastgebende waren die dort begleiteten, lebenden oder arbeitenden Menschen. Die Gäste tauchten für einige Stunden oder Tage ein in die Lebensrealität ihrer Gastgebenden und wurden dabei von einem erfahrenen Team begleitet. Unter anderem nahmen an dem Programm der Bundestagsabgeordnete Josef Oster, die Landtagsabgeordneten Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Anette Moesta, Peter Moskopp und Josef Winkler, Monika von Palubicki (stv. Bundesvorsitzende Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands), Elisabeth Detering (Bundesagentur für Arbeit - Zusammenarbeit mit der Landespolitik), Mechthild Schabo (Bischöfliches Generalvikariat) und Domkapitular Benedikt Welter (Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Trier).

Mechthild Schabo (im Bild rechts) vom Bischöflichen Generalvikariat war im Caritas- Kleiderladen aktiv, sortierte gespendete Kleidungsstücke und bediente Kunden.

Perspektivwechsel verändern zukünftige Entscheidungen

„Kleiderladen, Fahrradwerkstatt, Wohnungslosencafé, Gebäude- oder Straßenreinigung: Die dort gemachten Erfahrungen prägten und veränderten die Sicht der teilnehmenden Entscheidungsträger“, berichtete Jörg Hilgers vom EDP von den Reflexionstreffen während und in der Großgruppe zum Abschluss des Programms. „Die Begegnungen führten zu einer enormen Erweiterung der persönlichen Perspektive.“ Diese neue Perspektive ermöglicht es, zukünftig nicht über die Menschen hinweg zu sprechen und zu entscheiden, sondern zielgerichtete Hilfsmaßnahmen und Unterstützungsangebote zu konzipieren.

Storytelling ermöglichte bewegende Einblicke

Zentrales Thema für alle Beteiligten waren die Würde und Wertschätzung im Rahmen der Begegnungen. In diesem Kontext stellte der Journalist Carsten Tesch mit der Methode des Storytelling einige Gastgebende vor und gab bewegende und emotionale Einblicke in die Lebenswirklichkeiten von Menschen, die wohnungslos sind, eine Suchtproblematik haben, im Hartz IV Bezug sind oder den Weg in ein geregeltes Arbeitsleben suchen. Sie erzählten offen über ihr Leben, ihre Gefühle – mussten aber nichts erklären. „Es geht darum, den Menschen ohne Vorurteile zu begegnen, mit offenem Ohr und hörendem Herzen“, so Carsten Tesch. „Ich fühle mich beschenkt durch die Begegnungen, darf wie alle Teilnehmende des Programms im übertragenen Sinn in den Schuhen meiner Gesprächspartner gehen.“

Begegnung auf Augenhöhe: Caritas-Mitarbeiter Müslüm Duran. und MdL Peter Moskopp reinigten gemeinsam den Bahnhofsvorplatz, die Schlossstraße oder den Josef-Görres-Platz.

Wertschätzung sozialer Arbeit

Soziale Dienste und Einrichtungen wurden zu nachhaltig prägenden Erfahrungsräumen. Caritas und Bistum knüpften damit an die langjährigen Erfahrungen von Exposure- und Dialogprogrammen an, die ihren Ursprung in der Entwicklungszusammenarbeit haben: mit Menschen, die in Armut oder in anderen belastenden Lebenssituationen leben, in einen Dialog zu treten. „Es tut gut, dass auch unsere Caritas-Mitarbeitenden sehr viel Wertschätzung erhalten haben, von Gastgebenden und Teilnehmenden“, sagte Caritasdirektorin Martina Best-Liesenfeld. „Unsere Fachkräfte und Ehrenamtlichen begegnen den ratsuchenden Menschen Tag für Tag, insbesondere in dieser aktuell schwierigen Zeit, mit Würde und Wertschätzung.“

Koblenz bildete den Auftakt des auf fünf Jahre angelegten Programms, das von der Aktion Mensch gefördert wird. Im kommenden Jahr wird das Programm im Saarland Station machen. Auch dort wird es zu unverwechselbaren Begegnungen kommen, wenn Teilnehmende in soziale Lebenswirklichkeiten eintauchen. Weitere Informationen sind unter www.lebenswirklichkeiten-trier.de zu finden.

(red)