Am 22. Juni weiht Bischof Ackermann drei Männer aus dem Bistum Trier zu Ständigen Diakonen:Neue Wege der Spiritualität leben – jetzt erst recht
Trier – Christoph Berger kann Kommunikation – das wird schon nach wenigen Minuten glasklar. Kurz nachdem er seinen neongelben Fahrradhelm abgelegt hat, nimmt das Interview Fahrt auf. Vor ihm steht eine Tasse Kaffee – den mag er lieber als Tee. An Themen mangelt es nicht. Es geht um aktuelle Kirchen- und Gesellschaftspolitik, um seine Arbeit am Bischöflichen Angela-Merici-Gymnasium, um Sport und seine Heimat Trier, und natürlich um seine Entscheidung, Diakon zu werden. Am 22. Juni ist es so weit. Dann wird er gemeinsam mit zwei weiteren Männern von Bischof Stephan Ackermann im Trierer Dom zum Ständigen Diakon geweiht.
Wenn Berger etwas erklärt, wirkt er entspannt, wählt seine Worte präzise und seine Beispiele anschaulich. Er spitzt die Ohren, lässt sein Gegenüber ausreden. Keine schlechten Eigenschaften für einen Lehrer – oder für einen Diakon. Mit seinen Schülerinnen spricht der Theologe, der auch Geschichte und Germanistik in Mainz studiert hat, zum Beispiel über den Sinn des konfessionellen Religionsunterrichts, dessen Existenz seit Jahren in der Kritik steht. Das tut er ganz am Ende der Schulzeit, wenn die Noten schon gemacht sind, damit die Abiturientinnen keine Scheu haben, ihre Meinung „frank und frei“ zu sagen. „Viele finden es gut, dass es einen Raum gibt, in dem sie über Kirche, Religion und Spiritualität diskutieren können – und wo es auch eine Ansprechperson gibt, die sich zwar positioniert, aber auch andere Meinungen zulässt“, resümiert Berger mit Blick auf 23 Jahre Erfahrung als Religionslehrer.
Pandemie war Initialzündung
Als 2020 die ersten Coronafälle bekannt wurden, stand die Welt Kopf – unzählige Lockdowns rund um den Globus später war sie nicht mehr wie zuvor. „Die Pandemie, die ja so viel infrage gestellt hat, die Sicherheiten gekippt hat, die klargemacht hat, dass es nicht so weitergehen kann wie früher, war die Initialzündung, etwas in meinem Leben zu verändern.“ Im Sommer 2020 führte er die ersten Gespräche, im Januar 2021 begann für ihn die dreieinhalb Jahre dauernde Ausbildung zum Diakon. Das hieß auch weniger Zeit für Familie und Freizeit. Und das wird wohl auch künftig so sein, denn der Diakonat ist nichts Geringeres als der Dienst an den Menschen. Das bedeutet, dass man als Diakon auch mal nach Feierabend und an Wochenenden arbeitet, etwa Begräbnisse leitet, Trauergespräche führt, Kinder tauft oder einfach nur als Seelsorger für jene da ist, die ein offenes Ohr brauchen. Gottseidank stehen seine Frau, seine beiden Töchter im Teenageralter und sicherlich auch Kater Charlie, mit denen er in Trier-Heiligkreuz lebt, hinter der Entscheidung. Mit der geht Berger übrigens schon sein ganzes Leben schwanger. „Als ich jung war, wollte ich sogar mal Priester werden. Doch als ich vor 30 Jahren meine Frau kennenlernte, hatte sich das erledigt.“
Und nun doch ein kirchliches Amt – und das in einer Zeit, in der die Institution Kirche mit zunehmendem Bedeutungsverlust zu kämpfen hat und katholische Traditionen im Alltag immer unsichtbarer werden? Berger, der in seiner Freizeit gern mal 15 Kilometer läuft, um den Kopf freizubekommen, und von der Tribüne aus die Trierer Eintracht anfeuert, sieht das eher als sportliche Herausforderung, denn als Problem: „Daraus ergibt sich die Möglichkeit, eine eigene Gottesbeziehung zu entwickeln, eine, die sich nicht allein auf äußere Formen stützt.“ Es gehe darum, neue Wege der Spiritualität zu entwickeln und zu leben – eine Erkenntnis, die er insbesondere während der intensiven Zeit der Diakonen-Ausbildung gewonnen habe. Vor allem in den Schweigeexerzitien, „wo man mit sich und Gott und der Welt allein ist“, aber auch im Dialog mit anderen. Dass sich an der Struktur der Kirche etwas ändern muss, liege auf der Hand: „Man muss die Frage nach den individuellen Begabungen der Gläubigen neu stellen und klären, wie diese fruchtbar für alle gelebt werden können. Da geht es natürlich auch, aber nicht nur, um Machtverhältnisse.“
Derzeit gibt es im Bistum Trier 187 Diakone, von denen 118 im aktiven Dienst sind und 28 das Amt haupt- und 90 nebenberuflich ausüben (Stand Mai 2024). Die Mehrzahl ist verheiratet und hat Kinder, einige haben den Zölibat als ehelose Lebensform gewählt. Die Weihe der neuen Ständigen Diakone Christoph Berger, Michael Schuh und Stefan Kranz durch Bischof Dr. Stephan Ackermann findet am Samstag, 22. Juni, um 10 Uhr im Trierer Dom statt.
Weitere Informationen zur Ausbildung zum Diakon gibt es bei Axel Berger, Ausbildungsleiter für Diakone im Haupt- und Zivilberuf, unter Telefon 0651-7105130 oder unter https://www.wirglaubenandich.de/seelsorgeberufe/diakon/.