KEB Westeifel bildet seit zehn Jahren Wegbegleiter für Trauernde aus:Nicht trösten, sondern da sein
Prüm/Bitburg/Daun – „Es war der Horror“, sagt Martina Thomé. Vor sieben Jahren starb ihr Mann – im Alter von nur 45 Jahren. „Man selbst hat das Gefühl, die Welt dreht sich nicht mehr weiter. Man will, dass sie stehenbleibt.“ Rund ein Jahr später ist die junge Witwe auf die Wegbegleiter für Trauernde aufmerksam geworden. Dort erfuhr sie nicht nur, was es bedeutet, einen geschulten Ansprechpartner zu haben. Sie ließ sich auch selbst zur Wegbegleiterin ausbilden. „Ich kann viel zurückgeben“, sagt Thomé. „Es ist eine schöne Aufgabe.“ Seit nunmehr zehn Jahren gibt es Wegbegleiter für Trauernde der Katholischen Erwachsenbildung (KEB) Westeifel. Rund 100 Männer und Frauen wurden ausgebildet, um für Trauernde in den Dekanaten Bitburg, Vulkaneifel und St. Willibrord Westeifel da zu sein – ganz individuell, ganz nach der Situation der Trauernden und Wegbegleiter.
„Wir sind viel spazieren gegangen“, sagt Thomé über sich und ihre Trauerbegleiterin. „Ich durfte meine Sorgen loslassen. Sie hat sie mit mir getragen“ Ihre Begleiterin habe ihr zugehört, war da – ohne, dass von Thomé etwas erwartet wurde. „Das hat einfach gut getan.“ Bekannte und Freunde, erklärt Thomé, könnten dies oft schwer ertragen. Für einen Außenstehenden sei dies einfacher.
„Wir können nicht trösten, aber da sein – auch ohne Worte“, sagt Trauerbegleiterin Christiane Stahl, die mit Petra Schweisthal vom Dekanat St. Willibrord Westeifel die Qualifizierung der Wegbeleiter ins Leben gerufen hat. Über das Jahr verteilt erstreckt sich der Kurs über fünf Bausteine – vom Blick auf die eigene Trauer, über inhaltliche Elemente bis zur Gesprächsführung. Wichtig für die Wegbegleiter sei es, offen zu sein für die anderen Menschen und ihre individuelle Situation. Angesprochen sind Menschen mit Verlusterfahrung, aber auch anderen Impulsen rund um das Thema Abschied, Trennung und Trauer durch Tod.
Die Idee von Stahl und Schweisthal, für Trauernde ein Angebot zu entwickeln, ist schon 20 Jahre alt. „Es war damals Neuland, dass mehr Trauerbegleitung nötig ist als etwa der Besuch des Pfarrers oder von Nachbarn“, berichtet Schweisthal. 1997 entwickelten die beiden Frauen, auch aufgrund persönlicher Erfahrungen, eine Trauerbegleitung. Betroffene konnten an bestimmten Terminen zusammenkommen und sich austauschen. Daraus ging das Lebens-Café für Trauernde hervor, das auch heute noch im Haus der Kirchlichen Dienste, Kalvarienbergstraße 1 in Prüm angeboten wird. (Die nächsten Termine sind: 11. April/9. Mai/13. Juni/11. Juli, jeweils 15 bis 17 Uhr).
Durch viele Rückmeldungen von Trauernden, für die der Weg nach Prüm und zu bestimmten Terminen nicht immer einfach war, entwickelten sie das Angebot der Wegbegleiter. „Wir haben uns überlegt, wie es machbar ist, eine Trauerbegleitung vor Ort möglich zu machen“, berichtet Schweisthal. Seither bieten sie die Qualifizierung an, vermitteln Wegbegleiter, stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. „Unser Angebot ist vielfältig“, sagt Schweisthal.
„Ich weiß, wie das ist“, sagt Wegbegleiterin Thomé. „Manchmal hat man das Gefühl, der Schmerz ist so schlimm, da kommt man gar nicht darüber hinweg.“ Da tue es gut zu wissen: „Da ist jemand, der mit einem das durchsteht.“
Die Wegbegleiter sind ein Angebot der KEB Westeifel in Kooperation mit den Dekanaten Bitburg, Vulkaneifel und St. Willibrord Westeifel, des Katholischen Deutschen Frauenbundes Zweigverein Daun, Hillesheim, Prüm, der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland im Dekanat St. Willibrord Westeifel. Weitere Informationen gibt es bei Christiane Stahl: Tel.: 06594-18174, E-Mail: christiane-stahl@gmx.net und Petra Schweisthal, Tel.: 06556-693, E-Mail: PSchweisthal@gmx.de.
Christine Wendel