Segen für die Zweiradsaison:Ökumenischer Gottesdienst am Nürburgring
Nürburg – Schwarze Lederjacken, schwere Stiefel, dunkle Helme – der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters, Pastor Klaus Kohnz (katholische Pfarreiengemeinschaft Kelberg) und Pfarrerin Claudia Rössling-Marenbach (evangelische Kirchengemeinde Adenau) schauen beim gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst in eine eher ungewöhnliche Runde. Doch der traditionelle Auftakt in die Motorradsaison am Nürburgring unter dem Titel „Anlassen“ erklärt das Setting rund um die Bühne. Nach dreijähriger Pause hat die Veranstaltung am Palmsonntag (2. April) aufgrund des schlechten Wetters nur 7.000 Zweiradfahrerinnen und -fahrer angezogen, fast zwei Drittel weniger als 2019.
Der Bibelvers „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (Genesis16,13) ist die Überschrift des Gottesdienstes. Durch den zähen Nebel bei drei Grad über dem Gefrierpunkt wirkt der Satz gleich doppelt. „Wer glaubt, blickt durch“, lautet die Antwort von Kohnz auf das ungemütliche Wetter, als Pfarrer in der Eifel feiert er seit vielen Jahren den Gottesdienst am Nürburgring. Für seine Kollegin Claudia Rössling-Marenbach ist das „Anlassen“ hingegen eine Premiere.
„Gott ist da in deinem Leben, als einer, der sich kümmert, der dein bestes will. Er kennt deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft“, sagt Weihbischof Peters den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern zu. Vor der Bühne steht auch Josef Weber. Er ist jedes Jahr beim Saisonauftakt dabei. Zum einen, weil er Pfarrer Klaus Kohnz gut kennt und beide aus Kobern-Gondorf stammen.
Zum anderen, um sich einen Segen für die kommende Zeit zu holen. „Ich will die Saison gut überstehen und nie schneller fahren, als mein Schutzengel fliegen kann“, sagt der 70-Jährige. „Der Heilige Geist soll ein Auge darauf haben, dass ich nicht zu sehr am Gashahn drehe“, gibt der passionierte Biker zu, der seit mehr als fünf Jahrzehnten auf dem Bock sitzt und bislang von großen Unfällen verschont blieb.
Die Kutte von Michael Steffes sieht auf den ersten Blick wie jede andere eines MCs (Motorclubs) aus. Doch die Aufschrift irritiert beim zweiten Hinsehen: „Holy Riders“. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von Bikern, die ihren Glauben an Jesus Christus und ihr Hobby vereinen und weitertragen. „Wir helfen Bikern, die vom Weg abgekommen sind, wieder auf die gerade Bahn zu kommen“, sagt der Masburger (Kreis Cochem-Zell). Mehr als 100 Mitglieder hat der MC, die in regionalen Chaptern (Ortsgruppen) organisiert sind. Und sie freuen sich über Verstärkung: „Wir suchen christliche Biker, die das Wort Gottes weitergeben.“
„Allzeit gute Fahrt!“
Weihbischof Peters wünscht den Motorradfahrerinnen und -fahrern, dass sie ein Auge aufeinander haben, „mit dem Bewusstsein, dass einer da ist, der sie sieht und sie eine glückliche Fahrt und Heimkehr haben.“
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch die Band „De Trötemann“ aus Wimbach. Im Anschluss folgte ein Korso über die Nordschleife an deren Ende die drei Geistlichen den Menschen auf ihren Motorrädern, Mofas, Rollern und Quads winkend „Allzeit gute Fahrt!“ zusagten.