Mayener Lebensberatungsstelle unterstützt seit 50 Jahren :Offene Ohren und Herzen für mehr als 1000 Menschen

Mayen – Seit 50 Jahren finden Menschen professionelle, vertrauliche und kostenfreie Unterstützung in Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensfragen bei der Lebensberatungsstelle in Mayen. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Anforderungen an die Mitarbeitenden und die Problemlagen der Ratsuchenden stark verändert.
„Die Anfragen sind immer komplexer geworden“, schaut die Leiterin der Lebensberatungsstelle Mayen, Nicole Stockschlaeder, zusammen mit langjährigen Mitarbeiterinnen zurück. „Früher lag der Blick mehr auf dem Kind und seine Eltern, da war zum Beispiel eine ausgeprägte Trotzphase der Anlass des Besuchs. Heute kann das immer noch der Auslöser sein, aber es zeigen sich meist schon bei der Terminvereinbarung am Telefon zusätzliche Herausforderungen innerhalb der Familie. Wir schauen mittlerweile eher auf das gesamte System, das ‚Große Ganze‘“, berichtet die Beraterin. Das heißt im Konkreten, dass die Lebenssituation ganzheitlich in den Blick genommen wird: Sind die Eltern psychisch erkrankt, gibt es eine chronische Erschöpfung/Überbelastung, lebt das Kind in einer Patchworkfamilie oder in einer Trennungssituation? „Die Lebens- und Betreuungsmodelle sind in den vergangenen Jahren vielfältiger geworden“, so die Theologin und unter anderen systemische Familientherapeutin, die seit fünf Jahren die Stellungleitung innehat. Hinzukämen Themen wie Existenznot, Mangel an Unterstützung, fehlende Bindungen und Aussichtslosigkeit, wie die Lebensberatungsstelle in ihrem jetzt veröffentlichten Jahresbericht 2024 aufzeigt. Im vergangenen Jahr nahmen 1.103 Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Beratungsmöglichkeiten an.
Sortieren und strukturieren
Immer wieder werde die Beratungsstelle von Fachkräften aus der Kita oder der Schule Eltern empfohlen, beispielsweise wenn der Verdacht von ADHS im Raum steht. „Oft warten die Väter und Mütter dann lange auf einen Therapieplatz. Wir können aber sozusagen ‚Erste Hilfe‘ leisten, bis zum Beginn einer möglichen Behandlung stabilisieren und entlasten.“ Innerhalb von drei bis vier Wochen bekommen Klientinnen und Klienten hier einen ersten Termin; bei einem Therapieplatz können Monate verstreichen. Doch sie und ihre fünf Mitarbeiterinnen wären kein Ersatz für eine Therapie. „Wir stoßen bei gesicherten psychischen Erkrankungen an unsere Grenzen“, erklärt Stockschlaeder. Die Beratung grenze sich zudem dahingehend von einer Therapie ab, „dass wir keine Diagnosen stellen und die Ratsuchenden selbst bestimmen, wie lange sie unser Angebot wahrnehmen. Wir dürfen ein Stück mitgehen und bieten ein Angebot an.“ Doch die Fachperson für ihr Leben blieben die Klientinnen und Klienten selbst. „Wir helfen beim Sortieren und Strukturieren.“
„In Verbindung sein“
Neben Einzel-, Paar-, Familiengesprächen bietet die Stelle unterschiedliche Kurse an. „Wir sehen das auch als Art Prävention und machen gute Erfahrungen damit.“ So finden Elterntreffs und Feinfühligkeitskurse statt, um kindliche Signale zu interpretieren sowie der Elternkurs „Kinder im Blick“, der Eltern in Trennungs- und Scheidungssituationen. Die Teilnehmenden profitierten nicht nur von den kompetenten Referentinnen und Referenten, sondern auch vom vertraulichen Austausch innerhalb der Gruppe. 489 Menschen nahmen zusätzlich zu Einzel- und Paarhgesprächen im vergangenen Jahr an Kursen, offenen Sprechstunden oder Weiterbildungen teil. Bei diesen Angeboten komme das Netzwerk mit Kooperationspartnern zum Tragen, wie Caritas, Katholischen Familienbildungsstätte und andere Lebensberatungsstellen. Auch bei der Beratung sei es wichtig, über die Unterstützungsleistungen von anderen Institutionen informiert zu sein. „Manchmal merken wir beim ersten Treffen, dass vielleicht die Schuldnerberatung oder die ‚Frühe Hilfe‘ der Caritas momentan hilfreicher sein können.“ Daher passe das Motto der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen sehr gut, findet Stockschlaeder: In Verbindung sein. „Wir sind in Verbindung mit Familien, Paaren und Einzelpersonen aus der Region“, erklärt Stockschlaeder den Titel. „Wir betrachten es als unsere Aufgabe, Menschen in Verbindung zu bringen – mit anderen und mit sich selbst.“
Träger der Lebensberatung in Mayen ist das Bistum Trier. Die Finanzierung wird vom Bistum Trier (43 Prozent) und mit Zuschüssen vom Landkreis Mayen-Koblenz und von den Städten Mayen und Andernach (gemeinsam 37,7 Prozent) sowie dem Land Rheinland-Pfalz (19,3 Prozent) sichergestellt. Ratsuchende werden unabhängig ihrer Religion, Weltanschauung oder Herkunft unterstützt – und das für sie kostenlos.
Die Lebensberatung in Mayen hat ihren Sitz in der St.-Veit-Straße 42, sie ist per E-Mail an sekretariat.lb.mayen@bistum-trier.de oder unter Tel.: 02651-48085 zu erreichen. Anmeldung zur Beratung und aktuelle Angebote gibt es im Internet unter www.mayen.lebensberatung.info. Die Beratungen können auch telefonisch oder via Internet stattfinden.