60 Interessierte beim „Digitalen Forum“ des Dekanates Saarbrücken:„Pastoraler Raum“ und Fusion von Pfarreien
Saarbrücken – 35 „Pastorale Räume“ sollen im Bistum Trier errichtet werden, räumlich entsprechend den ursprünglich geplanten und von Rom gestoppten „Pfarreien der Zukunft“. In diesen Pastoralen Räumen sollen sich die heutigen Pfarreien und Kirchengemeinden zu neuen größeren Pfarreien zusammenschließen, orientiert an der Größe der aktuellen Pfarreiengemeinschaften. Die Aufgaben der bisherigen Dekanate werden dann schrittweise von den neuen Pastoralen Räumen übernommen. Wie diese Grundentscheidungen des Trierer Bischofs Dr. Stephan Ackermann im Dekanat Saarbrücken umgesetzt werden sollen, dazu gab es jetzt ein dreiteiliges „Digitales Forum“ des Dekanates, an dem sich auf Einladung von Dechant Benedikt Welter rund 60 Interessierte beteiligt haben.
„Saarbrücken und Umgebung“ wäre ein möglicher Name für den Pastoralen im Gebiet des Dekanates Saarbrücken. Er wird maximal zwölf Pfarreien und Kirchengemeinden umfassen, informierte Dechant Welter. Derzeit gibt es im Dekanat noch 29 Pfarreien. Klaus Becker, zusammen mit Pfarrer Clemens Grünebach von Bischof Ackermann zum „diözesanen Sondierer“ für den Prozess der Errichtung des Pastoralen Raumes „Saarbrücken und Umgebung“ eingesetzt, informierte über dessen Merkmale. Die Pfarrei im Pastoralen Raum sei ein „klassischer Ort von Kirche“ unter Leitung eines Pfarrers. Das Handeln der Pfarrei bleibe allerdings nicht beschränkt auf deren Gebiet. Ziel sei es in der Zukunft die territoriale Seelsorge noch stärker mit der mit der kategorialen Seelsorge und den sozial-caritativen Diensten zu verweben. Der Pastorale Raum wird die Seelsorge in den Pfarreien und in anderen Orten von Kirche dabei unterstützen und gemeinsame Themen und Projekte initiieren, fördern und ermöglichen. So soll ein wesentliches Ziel der Synode erreicht werden indem die Lebenssituationen der Einzelnen in den Blick genommen werden. Aufgabe des Pastoralen Raumes sei auch die Förderung der Zusammenarbeit von Christinnen und Christen untereinander sowie mit Kommunen und anderen, die nicht zur Kirche gehören, sagte Becker. Im Pastoralen Raum werde es einen Pastoralen Rat geben – ähnlich dem jetzigen Pfarreienrat in der Pfarreiengemeinschaft. Vorgesehen sei auch eine Synodalversammlung mit Vertretungen unterschiedlicher Orte von Kirche. Die Leitung des Pastoralen Raumes übernehme ein Team aus bis zu drei hauptamtlichen Personen unter Leitung eines Priesters. Zur Vermögensverwaltung im Pastoralen Raum, der als juristische Person eingesetzt wird, werden genauere Informationen noch erwartet.
Nach dem „römischen Lockdown“ komme es jetzt darauf an, die Gesprächsfäden zu den Personen vor Ort wieder aufzunehmen, sagte Pfarrer Grünebach in seiner Funktion als zuständiger Sondierer. Welche Themen beschäftigen derzeit die Verantwortlichen vor Ort? Wie weit sind die Anliegen der Synode? Wie steht es um die personellen und materiellen Möglichkeiten der Pfarreien? Welche Überlegungen zum Zusammenschluss von Pfarreien gibt es schon? Wie kommt die Verkündigung der Botschaft Jesu Christin noch stärker in den Mittelpunkt unseres Handelns? Diese und viele weiteren Fragen bestimmten die geplanten Gespräche in der aktuellen Sondierungsphase. Die Sondierer wollen mit einer großen Anzahl von kirchlich Engagierten im Dekanat Saarbrücken sprechen. Einbezogen würden auch die Bürgermeister, die Vertretung des Regionalverbandes und Vertretungen anderer Kirchen. Aus dem Forum wurde angeregt, die in Saarbrücken vertretenen muttersprachlichen Gemeinden und die kirchlichen Schulen nicht zu vergessen. Von großer Bedeutung seien in der Sondierung die Gespräch mit den Verwaltungsräten, wurde mehrfach betont. Die Verwaltungsräte seien eine „Kerngruppe“ für die Gespräche der nächsten Monate, erklärte Grünebach dazu.
„Wir müssen dazulernen aus der Kritik der Verwaltungsräte und deren Know How“, meinte Dechant Welter. Was daraus an konstruktiven Elementen zur Pfarrei der Zukunft entwickelt wurde, müsse es auch in künftigen Pastoralen Raum geben. Wichtig sei es, dass die Sondierung dem Erkenntnisgewinn diene. Sondierer Becker betonte, dass die Ergebnisse der Gespräche transparent gemacht werden müssen. Es gelte „gemeinsam eine Form von Kirche zu finden, die wir auch nachfolgenden Generationen anbieten können“. Aber das sei „nicht streitfrei“. Aus dem Forum wurde mehrmals deutlich gemacht, dass nicht der Eindruck entstehen dürfe, dass das was bisher in den Pfarreien gemacht wurde, schlecht war. Veränderung sei nur im Dialog möglich, meinte Pastoralreferent Heiner Buchen, Strukturentscheidungen seien immer mit Inhalten zusammen zu sehen. Was für „A“ gilt, müsse für „B“ nicht gut sein, warb ein Beitrag aus der Teilnehmerschaft für differenzierte Betrachtung der kirchlichen Wirklichkeit. Pfarrer Grünebach stellte in diesem Zusammenhang klar, dass es bei der jetzt anstehenden Sondierung nicht mehr um eine sozialräumliche Erkundung gehe, sondern um den Dialog mit den vor Ort aktiven Personen mit dem Ziel gemeinsam „gute Entwicklungsschritte“ zu gehen.
Leider erschwere die aktuelle pandemische Lage die angezielte intensive Kommunikation. Es müsse deshalb jeweils überprüft werden, welche Kommunikationsformen möglich sind, sagte Becker. Zur Information über die Fortschritte im Projekt zur Errichtung des Pastoralen Raumes Saarbrücken und Umgebung soll auch ein Newsletter erscheinen, kündigte er an. Im Sommer müssten Entscheidungen getroffen werden: Wer fusioniert mit wem und wann? Es müsse geklärt werden, ob der Pastorale Raum zum 1. Januar 2022 errichtet werden kann. Zum Teil abhängig von diesen Entscheidungen sei auch die Vorbereitung der für Ende des Jahres geplanten Gremienwahlen. Dazu gab es im Forum erste Informationen.
Dechant Welter, selbst als lokaler Sondierer in dem Prozess aktiv, war mit dem Austausch in digitaler Form zufrieden. Es sei um Information und Austausch zu den nächsten Schritten gegangen. Jetzt komme es darauf an, diese Schritte zum Pastoralen Raum und zum Zusammenschluss von Pfarreien auch gemeinsam zu gehen. „Dabei soll es keine Verlierer geben. Ein großer gemeinsamer Gewinn aber wäre miteinander noch glaubwürdiger als Kirche Jesu Christi zu leben. So wie es die Synode beschrieben hat.“
(red)