Kunst und Glaube begegnen sich am Aschermittwoch der Künstler:Perspektiven wechseln – Horizont erweitern
Koblenz – Gemeinsam haben sich die Verantwortlichen des Aschermittwochs der Künstler und die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes in der Koblenzer Herz-Jesu-Kirche auf die Suche nach einem Perspektivwechsel gemacht.
„Es handelt sich hier um einen Aschermittwochsgottesdienst der besonderen Art, der aus Koblenz nicht mehr wegzudenken ist“, begrüßte Dechant Thomas Hüsch die Gäste. Kirche und Gesellschaft ständen vor Herausforderungen, die neues Denken zulassen müssen, also nach einem Perspektivwechsel verlangen.
Ein Perspektivwechsel sei ein Wechsel des Blickwinkels und des Standpunktes, erläuterte Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski, Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. „Der Standpunkt bestimmt unseren Blick auf die Welt, auch wenn wir uns diesem oft nicht bewusst ist.“ Ohne Perspektive könne man sich die Welt nicht erschließen: „Perspektivlos können wir nicht leben“. Doch es sei wichtig, andere Perspektiven einzunehmen, denn „sonst gehe ich davon aus, dass meine Sichtweise, die einzig wahre ist und habe keine Offenheit mehr gegenüber anderen.“ Diese Annahme führe wiederum zu psychischer und physischer Gewalt. „Wenn wir jedoch andere Perspektiven, vielleicht auch die unseres Feindes annehmen, weitet sich unser Horizont und wir bekommen einen menschlicheren Blickwinkel auf die Welt.“
Einen Perspektivwechsel stellte auch die Kunstinstallation von Kyra Spieker dar. Rund um den Altar hing reflektierende Chromfolie und spiegelte den gesamten Kirchenraum wider. „Durch diese Verkleidung entdecken wir den Altar neu, obwohl er fast komplett verhüllt ist. Zudem tritt er neu in unser Bewusstsein“, verdeutlichte Zaborowski. Das Kunstwerk ändere die gewohnte Perspektive auf den Altar.
Eine Szene aus dem Theaterstück „Ghetto“ von Joshua Sobol, ein Auszug aus dem Ballettstück „Les Autres“, Musik des Jugendkammerchors der Singschule Koblenz, des Ensembles des Koblenzer Jugendtheaters, des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie und des Organisten Johannes Lamprecht sowie das Evangelium haben den Perspektivwechsel vermittelt, sagte Zaborowski.
Neben Zaborowski und Dechant Hüsch leiteten Superintendent Rolf Stahl und Pfarrer Stephan Wolff den Gottesdienst.
Die Installation „wandeln“ von Kyra Spieker ist noch bis Montag, 2. April in der Herz-Jesu-Kirche (Löhrrondell 1a) zu sehen. Bei einer Wortgottesdienstfeier am Freitag, 16. Februar um 18.30 Uhr steht das Thema „Wandeln“ und der Altar im Mittelpunkt. Am Sonntag, 18. Februar um 18 Uhr gibt es eine Eucharistiefeier in der Herz-Jesu-Kirche unter der Mitwirkung von Kyra Spieker. Anschließend sind alle Interessierten zu einem Künstlergespräch eingeladen.
(jf)