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Kulturelle Diakonie ermöglicht soziale Teilhabe im Trierer Süden:Pfarrei St. Matthias hat inklusives Projekt gestartet

Das vom Bistum Trier geförderte Projekt "Initiative Kulturelle Diakonie" ermöglicht eine soziale Teilhabe im Trierer Süden.
Mitwirkende beim Theaterstück „ Die Nacht der Heiligen“: (vlnr.) Anas Altaweel, Marie Ecarnot, Evelyn Brees, Fanny Richter. Foto: Marc-Bernhard Gleißner.
Datum:
28. Okt. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Wie kann man soziale, kulturelle und spirituelle Teilhabe für alle Menschen ermöglichen? Das haben sich die Initiatoren des Projekts „Initiative Kulturelle Diakonie im Trierer Süden“ (IKD) gefragt – und auch gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Seit September läuft das sozialraumorientierte Projekt, das vom Bistum Trier gefördert wird, unter der Trägerschaft der Pfarrei St. Matthias. Projektleiter ist der Trierer Regisseur Marc-Bernhard Gleißner, der bereits im Vorfeld eng mit Pfarrer Ralf Schmitz und dem Pastoralteam zusammengearbeitet hat.

„Wir haben überlegt, welchen konkreten Beitrag zur Diakonischen Kirchenentwicklung – ein Kernanliegen der Trierer Diözesansynode – wir hier vor Ort leisten können“, erklärt Schmitz, Pfarrer in St. Matthias. Besonders wichtig sei es ihm, auf Menschen aus unterschiedlichen Milieus zuzugehen und sie zusammenzubringen. Entscheidend sei dabei ein inklusives Konzept, das niemanden aufgrund seiner Herkunft, seines Alters oder sonstiger Faktoren ausschließe. „Wir haben den Mut, dabei auch mal etwas Neues auszuprobieren. Wir wollen herausfinden, wie sich pastorale Bezüge verändern, sobald jemand einen neuen Blickwinkel einbringt. Deshalb brauchen wir auch Menschen, die keine pastorale Ausbildung haben und stattdessen andere Kompetenzen einbringen, zum Beispiel aus den Gebieten Musik, Bildung und Theater“, so Schmitz, der auf langjährige Erfahrung mit inklusiven Formaten, etwa im Rahmen der Gehörlosenseelsorge, zurückblickt.

Alltagsexpertise künstlerisch einbringen

Wie das funktionieren kann, erklärt IKD-Projektleiter Marc-Bernhard Gleißner exemplarisch anhand der bevorstehenden „Nacht der Heiligen“, ein interaktives Theaterstück, das am Vorabend zu Allerheiligen in der Herz-Jesu-Kirche uraufgeführt werden sollte, bevor es wegen der Pandemie abgesagt wurde: „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen die Themen selbst und entwickeln sie gemeinsam weiter.“ Das Entscheidende daran? Das 25-köpfige Ensemble ist bunt gemischt: „Das jüngste Mitglied ist gerade mal 15 Jahre alt, das älteste 81 – auch zwei Geflüchtete sind mit dabei. Einige sind schon lange aktiv in der Kirche, zum Beispiel im Kirchenchor, andere sind eher kirchenfern und haben vielleicht sogar mal schlechte Erfahrungen mit der Kirche gemacht. Dennoch möchten sie sich hier einbringen.“ Trotz aller Unterschiede eine sie der Wunsch, eine gute Performance abzuliefern. „Und das schaffen sie nur gemeinsam“, so Gleißner. Durch ihre ganz persönlichen Erfahrungen seien sie „Experten des Alltags“, sprich: Jede und jeder bringe eine andere Expertise in das auf zwei Jahre angelegte Projekt ein. Und die könne oft ziemlich weit entfernt sein von der des anderen: „Eine Mutter, die mit Hartz IV ihre Kinder ernährt, hat eine ganz andere Alltags-Expertise als beispielsweise ein Ingenieur.“ Wenn sie sich dann zusammen eine Darbietung zu einer der Stationen in der Nacht der Heiligen, etwa zur Heiligen Barbara überlegen, werde es spannend, denn: „Dabei entsteht eine ganz tolle Dynamik. Und vor allem entwickelt sich durch die Auseinandersetzung eine neue Wertschätzung füreinander. Das ist großartig“, freut sich Gleißner.

Parallel arbeitet Gleißner bereits an einem Live-Hörspiel zu Weihnachten, an dessen Vorbereitungen 15 Personen beteiligt sind. „Ich seh‘s wuseln“, kommentiert Pfarrer Schmitz scherzhaft die Triebkraft, die Gleißner gemeinsam mit den zahlreichen Laienschauspielerinnen und -schauspielern an den Tag legt. Er betont: „Ich bin sehr froh, dass in so kurzer Zeit bereits so viel auf die Beine gestellt wurde“. Ein entscheidender Punkt sei dabei, dass Formate wie Sredna (ein Netzwerk der Begegnung engagierter Christinnen und Christen im Trierer Barbaraviertel), Telefongottesdienste oder die künstlerische Arbeit mit Lektorinnen und Lektoren in der Pfarrei bereits etabliert seien. Zudem bestehe eine gute Vernetzung zu Kooperationspartnern in- und außerhalb der Pfarrei, die künftig weiter ausgebaut werde. In einem nächsten Schritt sollen auch einzelne Bildungsträger wie Kitas, Schulen und akademische Institute eingebunden werden, verrät Gleißner. Und das immer vor dem Hintergrund, das soziale Zusammenleben im Trierer Süden zu stärken und somit jedem und jeder die Chance zu geben, sich in Gesellschaft, Kirche und Kultur einzubringen.

Das interaktive Theaterstück „Die Nacht der Heiligen“ ist an das Format „Escape Room“ angelehnt. Das Publikum schlüpft dabei in die Rolle eines Gottesdienstbesuchers, der plötzlich in ein mysteriöses Abenteuer gerät. Die Heiligen werden lebendig und fordern das Publikum auf, ein geheimes Artefakt zu finden. Auf Grund der steigenden Infektionszahlen in der Corona-Pandemie hat das Team die Aufführungen nun jedoch abgesagt. Stattdessen wird das Ensemble aus den Proben einen Film produzieren. Interessierte können sich per E-Mail an marc-bernhard@sredna-herzjesu.de wenden und bekommen dann digital einen Zugang zu dem Film. Weitere Informationen zum IKD-Projekt gibt es auf www.sredna-herzjesu.de.

(ih)