Politische Teilhabe für Jugendliche fördern
Trier/Niedermennig – Vor dem Jugendraum in Konz-Niedermennig fliegen die Späne. 15 Jugendliche aus der Jugendgruppe Tälchen sägen, fräsen und schleifen gemeinsam lange Holzbalken, denn sie sind Teil der bundesweiten 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Ihr Auftrag? Baut eine Demokratiebank! Zu Gast waren am 24. Mai die Schirmherrin der Aktion in Rheinland-Pfalz, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Konz, Joachim Weber, und Ortsvorsteher Dieter Klever. Zeitgleich bauten drei weitere Gruppen in Konz-Könen, Temmels und Wasserliesch eine Demokratiebank.
„Wir waren ganz schön überrascht und wussten zunächst nicht, was da auf uns zukommt“, gesteht die 14-jährige Sophia. „Doch nachdem wir uns zusammengesetzt und alles besprochen hatten, fanden wir die Idee super!“ Marius (16) sieht das ähnlich: „Wir hatten mit einem Auftrag gerechnet, bei dem man einfach etwas zusammenbaut, ein Klettergerüst zum Beispiel. Bei unserem Projekt muss man sich aber wirklich Gedanken machen: Was bedeutet Demokratie eigentlich und wie können wir unsere Ideen dazu umsetzen?“
Kunst und Politik miteinander verknüpfen
Der entscheidende Impuls kam von dem künstlerischen Leiter des Projekts Demokratiebank, Nuhan Alp aus Trier. „Es ging mir in erster Linie um Schrift und deren Wirkung. Ich wollte den Jugendlichen zeigen, wie unterschiedlich Handgeschriebenes wirkt und welche Rückschlüsse man daraus ziehen kann, welche Emotionen dabei ausgedrückt werden. Diesen Effekt wollte ich mit Gesetzestexten in Verbindung bringen.“ Die Jugendlichen kamen dann im Gespräch auf die Idee, die selbst gezimmerte Bank mit Artikeln aus dem Grundgesetz zu beschriften. Dabei verwenden sie verschiedene Schriftarten und drücken so aus, wie sie den jeweiligen Text selbst wahrnehmen. Gleichermaßen regen sie jene, die auf der Bank Platz nehmen, zum Nachdenken an. „Auf der Bank, die wir bauen, kann man sich einfach mal ausruhen und grübeln oder mit anderen über Demokratie ins Gespräch kommen“, erklärt Marius die Idee hinter dem Projekt.
Jugendliche sollen selbst mitentscheiden dürfen
Wie Minderjährige an der Gestaltung von lebendiger Demokratie teilhaben können und welche Themen ihnen wirklich wichtig sind, diskutierte die Tälchen-Jugend aus Krettnach, Ober- und Niedermennig mit Ministerpräsidentin Dreyer. „Politik bedeutet sich einmischen und mitentscheiden. Das geht schon in der Schule, z.B. in der Schülervertretung. Es geht darum, etwas zu verändern – im Großen wie im Kleinen“, so Dreyer. Marius würde gern noch einen Schritt weiter gehen: „Ab 16 wählen zu dürfen, fände ich gut. Leider werden wir in der Öffentlichkeit nicht als entscheidungsfähig angesehen. Es wäre aber wichtig, Themen, die uns beschäftigen, auch in der Politik unterzubringen. Eine eigene Abstimmung für 16- bis 18- Jährige wäre sinnvoll. Allein schon, um zu erfahren, wie sie denken und was ihnen wichtig ist.“
Dass die Meinung und der Einsatz eines jeden Einzelnen zählt, machte Dreyer an einem Beispiel deutlich: „Die Juristin und Politikerin Elisabeth Selbert war vor 70 Jahren maßgeblich daran beteiligt, dass es den Artikel 3, Absatz 2 im Grundgesetz gibt: Männer und Frauen sind gleichberechtigt. In dieser Zeit stieß sie damit nicht überall auf Zustimmung. Aber sie kämpfte dafür und mobilisierte auch viele andere Männer und Frauen“, sagte Dreyer und ergänzte: „Wie schlau die Mütter und Väter des Grundgesetzes waren, zeigt sich ja bereits am allerersten Satz: Die Würde des Menschen ist unantastbar!“
Die fertige Bank – ein Werkstück, das Kunst mit Politik verbindet und zugleich für jedermann zugänglich ist – wird ab Sonntagabend vor dem Jugendraum in Niedermennig zu bestaunen sein. Nähere Informationen zur 72-Stunden-Aktion des BDKJ, an der in diesem Jahr über 170.000 junge Frauen und Männer teilnehmen, gibt es unter: www.bdkj-trier.de und www.jugend-bistum-trier.de.
(ih)