Katholische Einrichtung in Gillenfeld hat es unter deutsche Top10 geschafft:Preiswürdige Ideen in der FamilienKita Emmaus
Gillenfeld – Aus leuchtend bunten Bausteinchen, alten Papierrollen und Jenga-Klötzchen haben Ida, Mats und Linda gerade gemeinsam mit ihrer Erzieherin Jana Thömmes ein riesiges Schloss gebaut. Drum herum verlegt Linda eben noch schnell eine „Autobahn“. In der Baubude ist kreatives Spielen angesagt – genau wie in den anderen Räumen der katholischen FamilienKita Emmaus in Gillenfeld, die spielerisch-klangvolle Namen wie Sammelsurium, Forscherfundgrube, Schaffschmiede, Spielscheune oder Klangkiste tragen. Sie laden ihre kleinen Besucher täglich ein, etwas Neues zu entdecken, zu experimentieren und kreativ zu werden. Standortleiterin Manuela Schenk packt gerade gemeinsam mit ihrer Kollegin Wilma Schäfer-Schneiders einen neuen Teppich aus, der in der oberen Etage der Kita vor zwei riesigen Leinwänden mit Kunstwerken der Kinder zum Thema „Freundschaft“ drapiert wird. Vor drei Jahren kamen Schenk und Schäfer-Schneiders als Leitung in die Kita und haben seitdem gemeinsam mit ihrem Team viele Ideen umgesetzt, wenn auch die Corona-Pandemie einige Pläne zeitweilig ausbremste. Dass die Einrichtung in der Vulkaneifel besonders gute Arbeit für ihre kleinen Schützlinge und deren Familien leistet, hat auch die Jury des Deutschen Kitapreises überzeugt: Gemeinsam mit zwei weiteren Einrichtungen der drei katholischen Kita gGmbHs im Bistum Trier haben sie es unter die Top10 aus über 1.200 Bewerbern geschafft.
Mit Hand anlegen bei der Essenszubereitung
Zu Schenks 22-köpfigen Team gehören nicht nur drei Auszubildende, sondern auch – ungewöhnlich für den Kita-Bereich – fünf Männer, darunter der Koch der Einrichtung. 107 Kinder besuchen die Einrichtung, davon 85 den so genannten „Regelbereich“ ab drei Jahren, und 22 Kinder den „Bambinibau“ für unter Dreijährige. Einen Schwerpunkt setzt die Einrichtung etwa auf gute und vielfältige Ernährung. Betreut durch das Coaching-Projekt des Landes Rheinland-Pfalz „Kita isst besser“ hat die Kita unter dem Motto „Lecker Schmecker Weltentdecker“ die komplette Verpflegung der Kinder übernommen – vom Frühstück bis zum Nachmittagssnack. „Die Kinder müssen nichts mehr von zu Hause mitbringen und werden in die Essensplanung mit einbezogen. Sie besprechen das anhand von Bildkarten mit den Hauswirtschaftskräften und dürfen auch selbst mithelfen“, erklärt Schäfer-Schneiders. Wenn die Kinder möchten, können sie zum Beispiel unter Anleitung selbst Marmelade einkochen, Brotaufstriche herstellen und auch mal Brot oder Kuchen backen. Die Kinder würden so nicht nur ganz selbstverständlich an die Küchengeräte und die Zubereitung von Speisen herangeführt, sondern lernten auch eine große Auswahl kennen. „Wir versuchen, möglichst regional einzukaufen“, fügt Schenk an, „also etwa den Honig beim Imker vor Ort, Kartoffeln beim Bauern um die Ecke oder Eier vom Geflügelhof in der Nähe. Damit wollen wir auch eine gute Verbindung zum Ortsleben herstellen.“
Enge Kontakte zur Gemeinde
Und die wird auch auf anderer Ebene angestrebt: So gibt es ein generationsübergreifendes Projekt mit den Bewohnern des Florinshofs, einer 2019 entstandenen Wohnanlage vor allem für ältere Menschen. „Wir möchten einfach immer wieder Alt und Jung in Kontakt miteinander bringen – das kann zu ganz unterschiedlichen Gelegenheiten geschehen“, berichtet Manuela Schenk. So hätten sich die Kinder etwa im vergangenen Jahr am Martinstag mit ihren Laternen vor den Fenstern der Wohnanlage gesammelt und für die Bewohner Martinslieder gesungen und später auch Weihnachtsbaumschmuck gestaltet. Und zuvor hatten die Kinder die Senioren in die Kita eingeladen, um gemeinsam Kunstwerke für die Wohnanlage anzufertigen. Enge Kontakte zur Gemeinde haben auch dazu geführt, dass auf einer ein Kilometer entfernten Wiese die „Waldwohlfühlwelt“ entstanden ist – mit Tipis und einer Waldspielbude. Auf dem Areal, das sich gut zum Feste feiern eigne, soll künftig noch eine Waldküche mit Keltenbackofen entstehen.
Familien stehen im Vordergrund
Nicht umsonst heißt die Einrichtung in Gillenfeld „Familienkita“, denn die Kinder stünden als „eigene kleine Experten ihres Lebens“ mit ihren Familien im Vordergrund, betont Schenk. Man biete etwa monatliche Elterntreffs zu spezifischen Themen, bei denen auch Referenten eingeladen würden, und regelmäßige offene Treffs am Vor- und Nachmittag, bei denen die Eltern das bunte Treiben in der Kita live erleben können, ihre Fragen und Themen einbringen können. Auch ein jährliches Vater-Kind-Grillen mit dem örtlichen Gemeindereferenten oder andere Aktivitäten seien fest integrierte Angebote, die alle vor der Corona-Pandemie sehr gut angenommen wurden, berichtet Schenk. Im Lockdown und unter den strengen Auflagen in der Zeit danach habe man kreativ werden müssen: „Wir haben Sprechstunden und Gespräche digital angeboten und Veranstaltungen nach draußen verlagert, etwa die Mitmach-Aktion „Faszination Pulvermaar“. Und alle zwei Wochen bekamen die Kinder von uns „Schatzkörbchen“ mit Aufgaben nach Hause.“
Was beim Rundgang durch die Räume der hellen und freundlichen, wenn auch an einigen Stellen sanierungsbedürftigen, Kita auffällt: Das Team versucht bei allen Entscheidungen, die Kinder einzubeziehen. So etwa, als es um die Gestaltung des Außengeländes ging. „Die Kinder fanden bei unseren Spaziergängen durch Gillenfeld die in einigen Gärten stehenden Spiel-Holzpferde toll. Also haben wir überlegt, einen „Ponyhof“ zu gestalten, wo die Kinder dann Regisseure ihrer eigenen Geschichten sein und frei spielen können“, schildert Schenk. Passende Bücher zu den Themen der Räume auf den Regalen, multifunktionale Spielgeräte und viele unterschiedliche bereitgestellte oder in der Natur gesammelte Materialien sollten die Kinder dazu animieren, sich kreativ auszudrücken. Im Projekt „Helden des Alltags“ werden die Vorschulkinder bald Berufe kennenlernen, die sie interessieren, und unter anderem die Polizei oder eine Apotheke besuchen.
Bald werden die Kinder und das Team auch hautnah erleben, wie ein Filmteam arbeitet – wenn die Crew des Deutschen Kita-Preises den digitalen Rundgang vorbereitet, der später mit in die Entscheidung der Jury einfließt. Bis Mai heißt es dann Spannung pur, ob die FamilienKita Emmaus es unter die fünf Erstplatzierten schaffen wird.
Info:
Trägerin der FamilienKita Emmaus ist die katholische KiTa gGmbH Trier, die 2000 gemeinsam mit den Schwestergesellschaften Koblenz und Saarland durch das Bistum Trier und verschiedene Kirchengemeinden gegründet wurde. Sie unterhält aktuell als Betriebsträgerin 151 Kindertagesstätten in der Region. Mehr als 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen aktuell über 13.000 Kinder zwischen 6 Monaten und 14 Jahren.