Karlsfest im Zeichen aktueller Herausforderungen in der Priester-Ausbildung :„Priester wird man nicht allein – und nicht für sich”
Trier – „Heute Priester für morgen ausbilden. Aber wie?“ Unter dieser Leitfrage hat am Fest des Heiligen Karl Borromäus (4. November), des Patrons des Bischöflichen Priesterseminars Trier, die offizielle Begrüßung des neuen Regens Tim Sturm gestanden.
Für einen ersten Impuls nahmen Mechthild Schabo, Bereichsleiterin für Seelsorge und Kirchenentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat (BGV) Trier, Beraterin der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz und selbst von 1996 bis 2004 pastoraltheologische Fachbegleiterin im BGV, Theologin und ifp-Stipendiatin Hannah Küppers (Institut zur Förderung des Publizistischen Nachwuchses in München) sowie die Vorsitzende des Katholikenrats im Bistum Trier, Dr. Elfriede Franz, die Perspektive „Für wen bilden wir aus? Menschen an territorialen und kategorialen Orten von Kirche” ein.
“Mit hellwachem Interesse an den Menschen”
„Echt – professionell – bestärkend“ – mit diesen Eigenschaften sollten die Seelsorger von morgen nach Ansicht der Diskutantinnen ausgestattet sein. Küppers präzisierte: „Es geht darum, gleichzeitig in der Welt, aber auch nicht von dieser Welt zu sein.“ Schabo unterstrich den Aspekt der Vernetzung: Es brauche Persönlichkeiten, die sich mit anderen verbinden, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen – dafür aber mit „hellwachem Interesse an den Menschen“ und tiefer Spiritualität. Franz sprach sich dafür aus, je nach Situation, aber stets dienend zu leiten und „mit einem hörenden Herzen".
Dr. Klaus-Gerd Eich, im Bereich Personal in der Abteilung Ausbildung als Leiter der Ausbildung Pastorale Berufe und Mentorate tätig und Studienleiter für Praktische Theologie, und Prof. Dr. Walter Andreas Euler als Rektor der Theologischen Fakultät Trier schauten auf die Perspektive, wer mit welchen Kompetenzen ausbildet. Eich bezog sich auf die Ergebnisse der Diözesansynode: „Es braucht personale, aber auch organisationale Kompetenz.“ Mit Blick auf die akademische Ausbildung des Priesternachwuchses lobte Euler den lebendigen Austausch zwischen der Theologie und anderen Fächern. „Der Kontakt zwischen Seminaristen und anderen Studierenden tut allen gut.“ Einzelkämpfertum hingegen betrachte er als Gefahr.
“Beheimatet und weltoffen”
Zur Frage „Wie bilden wir vernetzt aus? Wie geht Ausbildung in anderen Diözesen/in der Weltkirche?” äußerten sich Dr. Volker Malburg, seit 2016 Regens des überdiözesanen Studienhauses St. Lambert in Lantershofen, und Pater Clemens Blattert, Direktor des Zentrums für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz. Malburg stellte seine Ausführungen unter die Schlagworte „beheimatet und zugleich weltoffen“, Blattert ergänzte mit „mutig sein und ausprobieren!“ Aus eigener Erfahrung berichtete er von dem Mehrwert, den Begegnungen mit anderen Lebenswirklichkeiten hätten. Die Ausbildungszeit verbringe man idealiter in „einem Haus, das brummt, in dem viele unterschiedliche Getaufte zusammenkommen“ und in dem man Interesse und Herzlichkeit für die eigene Berufung erfahre.
Der neue Regens bezog sich am Ende der Veranstaltung auf ein Wort des Heiligen Vaters: „Wir müssen missionarische Priester für eine synodale Kirche ausbilden!“ Für diese Aufgabe brauche es eine Jünger- und Weggemeinschaft, gar ein ganzes Bistum, denn: „Priester wird man nicht allein – und nicht für sich.“
Priesterausbildung im paulinischen Sinn
Zuvor hatte Bischof Stephan Ackermann im Gottesdienst in der Jesuitenkirche das „Beziehungsnetz” gewürdigt, in dem Priesterseminar, aber auch Bistum und Kirche insgesamt stehen. Er erbat Gottes Segen für den neuen Regens und alle, die in Ausbildung von Priestern und Theologinnen und Theologen Verantwortung tragen.
Seine Predigt über das Kapitel des Römerbriefs, in dem der Apostel Paulus die verschiedenen Charismen innerhalb einer Gemeinde benennt und Appelle für ein Leben aus dem Geist vorbringt, nahm Bischof Ackermann zum Anlass, daran zu erinnern, dass es in der Verkündigung nicht nur auf den Inhalt ankomme, sondern auch auf den Stil. „Es kommt auch auf das ‘Wie’ an”, sagte er, auf eine gute Kommunikation und die Weise des Umgangs miteinander bei der Weitergabe des Evangeliums, hin zu einem synodaleren Umgang miteinander. „Der Stil, wie Paulus ihn beschriebt, kann wohltuend und zeichenhaft sein”, betonte Ackermann und übersetzte ihn in die heutige Zeit: „Seid überzeugend und erkennbar in eurem Miteinander, in eurer Synodalität.” Es sei eine Art „Anleitung für die Liturgie des Lebens: Ihr sollt euch selbst darbringen als lebendiges und heiliges Opfer”. Und so war Ackermanns Bitte an den neuen Regens, mit allen, die ebenfalls Verantwortung tragen und mitarbeiten, die Priesterausbildung im paulinischen Sinn zu gestalten: „evangeliums- und zeitgemäß”.
Tim Sturm wurde am 7. Juli 2012 in Trier zum Priester geweiht, war Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft Hermeskeil und in Neunkirchen St. Marien. Ab dem 1. August 2018 verantwortete Sturm die Berufepastoral in der Jugendabteilung im Bischöflichen Generalvikariat Trier und war seit 15. Juli 2023 auch stellvertretender Leiter der Abteilung Jugend. Er ist außerdem seit August 2019 Domvikar am Hohen Dom zu Trier. Seit dem 1. Juli 2024 ist er Regens des Trierer Priesterseminars.