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Engagemententwickler*innen im Bistum:Qualitätsmanagement für das Ehrenamt

Was die ersten drei Engagemententwickler*innen im Saarland mit dem Ehrenamt vorhaben.
Carola Fleck (Tholey), Maximilian Schmitt (Saarlouis) und Silvia Pfundstein (Neunkirchen) sind die ersten drei strategischen Engagemententwickler*innen im Visitationsbezirk Saarbrücken.
Datum:
22. Jan. 2025
Von:
Ute Kirch

Merchweiler/Tholey/Saarlouis – „Ohne Menschen, die sich engagieren, ist keine lebendige Kirche möglich“, sind sich Pastoralreferentin Carola Fleck (Pastoraler Raum Tholey), Gemeindereferentin Silvia Pfundstein (PastR Neunkirchen) sowie Gemeindereferent Maximilian Schmitt (PastR Saarlouis) einig. Seit wenigen Monaten sind die drei Seelsorger*innen in ihren Pastoralen Räumen als sogenannte strategische Engagemententwickler*innen unterwegs. Ihre Aufgabe: Die ehrenamtlich Engagierten zu stärken und optimale Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement zu schaffen. Bislang sind sie im Visitationsbezirk Saarbrücken, zu dem weite Teile des Saarlands gehören, zu dritt. Ziel ist es, dass am Ende jeder Pastorale Raum über eine Person im Freiwilligenmanagement verfügt.

Wer beteiligt und wertgeschätzt wird, engagiert sich lieber

Die Engagemententwickler*innen im Bistum sind ein auch Ergebnis der Bistumssynode. „Auch vorher gab es schon einen Strategieentwicklungsprozess für das Ehrenamt, aber das Thema hat durch die Synode neuen Schub bekommen. Wir setzen uns intensiv ein für ein engagementstarkes Bistum“, sagt Carola Fleck. Dahinter steckt die Überlegung, dass Menschen – so steht es im Abschlussdokument – „sich in der Kirche engagieren, wenn sie erleben, dass sie angesprochen, beteiligt und wertgeschätzt sind“.

„Wir sind die Qualitätsmanager*innen für das Ehrenamt“, fasst Maximilian Schmitt die Aufgaben in einem Satz zusammen. Engagemententwickler*innen sind Anlaufstelle für Menschen, die nach einem neuen Engagement suchen oder sich im Engagement verändern wollen. Hier biete Kirche vielfältige Möglichkeiten. „Dabei geht es nicht um das Stopfen von Lücken. Ein Perspektivwechsel der Bistumssynode ist es, vom einzelnen Menschen her zu denken. Wir schauen also gemeinsam, was das geeignete Engagement für die einzelne Person sein könnte und wo ihre Kompetenzen liegen“, sagt Schmitt. Darüber hinaus entwickeln die Engagemententwickler*innen gemeinsame Standards für eine qualitätsvolle Ehrenamtskultur, was die Bereiche Qualifizierung, Begleitung, Persönlichkeitsentwicklung und Qualitätssicherung anbelangt. Standards sollen auch für die Ehrenamtlichen gelten: Was muss für ein bestimmtes Ehrenamt an Voraussetzungen mitgebracht werden? Das können etwa in der Kinder- und Jugendarbeit ein Führungszeugnis und eine Präventionsschulung sein.

Welche Wünsche gibt es vor Ort?

Begleitung bieten sie auch für alle Orte von Kirche und die Gremien an. Durch Gespräche vor Ort mit Haupt- und Ehrenamtlichen ermitteln sie den Bedarf, welche Art der Unterstützung oder welche neuen Angebote gewünscht werden. Das können im jeweiligen Pastoralen Raum unterschiedliche Dinge sein. „Langjährige Katechetinnen und Katecheten im Pastoralen Raum Neunkirchen haben sich eine weitere Qualifizierung gewünscht – die ich dann anbieten konnte“, nennt Silvia Pfundstein ein Beispiel. Andernorts wurden auf Wunsch eine Ausbildung als Leitung von Wort-Gottes-Feiern oder ein Kurs in ehrenamtlicher Begräbnisleitung initiiert ebenso wie eine Qualifizierung im Umgang mit Social Media. Um ihre Arbeit bekannter zu machen, vernetzen sie sich mit anderen lokalen Akteuren, darunter Landkreise, Bürgermeister, Ehrenamtsbörsen, Caritas und Hospizhilfe und stellen sich kirchlichen Räten, den Synodalversammlungen und den Räten der Pastoralen Räume vor.

Die drei Seelsorgenden sind auch Ansprechpersonen für mögliche Konfliktsituationen. „Wenn Gruppen unzufrieden sind, können wir gemeinsam nach neuen Wegen und Lösungen suchen. Wir helfen auch, wenn eine Gruppe vor der Auflösung steht, bei einem guten Abschied“, sagt Silvia Pfundstein. Die Engagemententwickler*innen warten aber nicht nur darauf, bis sich Leute bei ihnen melden, sondern gehen aktiv auf Gruppen zu. „Indem wir fragen, ob sie Unterstützung gebrauchen können, signalisieren wir: Wir sehen euch und interessieren uns für eure Arbeit“, sagt Fleck. Diese Wertschätzung müsse sich auch im Umgang der Hauptamtlichen mit den Ehrenamtlichen widerspiegeln. Auch hier seien gemeinsame Standards hilfreich. „Zugespitzt gesagt soll nicht einer für die gleiche Tätigkeit als Dank einen Präsentkorb erhalten, der andere nur einen feuchten Händedruck“, meint Schmitt. Luft nach oben sehen die drei Seelsorger*innen noch bei den Rahmenbedingungen für das kirchliche Ehrenamt, die je nach Ort unterschiedlich seien. Hierzu gehört für sie etwa die Erstattung von Auslagen; ebenso sollten Ehrenamtliche Zugang zu Schlüsseln, Materialien und geeigneten kirchlichen Räumlichkeiten und feste Ansprechpersonen in der Pfarrei haben.

Art des Engagements ändert sich

Der mitunter vorherrschende Eindruck, dass das ehrenamtliche Engagement in der Gesellschaft zurückgehe, täusche. „Die Zahl derer, die sich engagieren, ist nicht rückläufig“, sagt Silvia Pfundstein. Was sich ändere sei die Art des Engagements: „Es geht weg von gewählten Ämtern, die verpflichten und das oft über Jahre, hin zu einem projektbezogenen, zeitlich begrenzten Ehrenamt. Es ist unsere Aufgabe, das Alte zu begleiten und ihm Bestand zu geben und gleichzeitig das Neue zu fördern“, sagt die Gemeindereferentin. „Dieser Spagat ist das Reizvolle. Früher hieß es: Das läuft hier so und muss am Laufen gehalten werden. Jetzt geht es ehrlicher zu: Wir können jetzt einfacher sagen: Das hier läuft nicht mehr, wir müssen neu hinschauen, was möglich ist. Das ist befreiend“, ergänzt Fleck.

Kirche stecke bereits mitten im Wandel – ebenso wie die Gesellschaft. „Wir haben noch die Schablone im Kopf, wie es in der Vergangenheit gelaufen ist, aber noch keine Vision, wie es in Zukunft gehen kann“, meint Maximilian Schmitt. Daher sei Engagemententwicklung kein Zukunftsthema, sondern ein Gegenwartsthema, betont auch Carola Fleck: „Wie soll kirchliches Leben weitergehen? Wir wollen die stark machen, die sich engagieren und sie ermächtigen, eigenverantwortlich zu arbeiten. Das gehört zu unserem Kirchenbild.“