Erinnerungsort:Raum für Leben und Tod
Hermeskeil - „Zwar denkt man an einen Verstorbenen, aber man erinnert sich an das Leben mit ihm.“ In 15 Worten fasst Jasmin Steinbach (45) den Kerngedanken zusammen, der hinter der Eröffnung einer Erinnerungskirche in Abtei steckt. Die Ehrenamtliche verwirklicht mit Dorothee Kupczik, Mitglied im Leitungsteam des Pastoralen Raums, und anderen Helfern die Idee, hier einen kirchlichen Ort der Erinnerung zu schaffen.
In ein Regal, welches an der Kirchenwand angelehnt ist, sollen Angehörige Gegenstände legen können, die sie an eine verstorbene Person erinnern. Daneben befinden sich vier bunte Korkscheiben in Wabenform, an die Trauerkarten und Bilder der verstorbenen Person gepinnt werden können. An jedem Sonntag wird die Kapelle von 10 bis 16 Uhr geöffnet sein. In dieser Zeit können Erinnerungsgegenstände abgelegt und zum Gedenken immer wieder besucht werden. „Vielleicht kommt man auch ins Gespräch mit anderen Hinterbliebenen und erfährt, welche Geschichte hinter ihrem Erinnerungsstück steht“, kann sich Kupczik vorstellen.
Das Regal soll ,belebt‘ aussehen, wie wir auch leben oder gelebt haben.
Jasmin Steinbach
Ein offenes Ohr bieten die Mitglieder des Pfarrteams an jedem ersten Sonntag des Monats, um bei Bedarf den Trauerprozess zu begleiten. Die Idee stammt aus der jüngsten Synodalversammlung des Pastoralen Raums Hermeskeil. In Zusammenarbeit mit dem örtlichen Ambulanten Hospiz sollte in der Kapelle ein Ort des Gedenkens geschaffen werden, an dem auch Raum für die Themen Leben und Tod ist. Das durch bunte Mosaikfenster besonders einladend wirkende Gotteshaus erhält so eine neue Aufgabe in Zeiten, in denen Kirchenbänke eher leer bleiben.
Die Kirche wurde herausgeputzt
Seit der Versammlung sei viel passiert, berichtet Kupczik. Die Kirche wurde herausgeputzt. Besonders stolz scheint die 59-Jährige auf das schon angesprochene Aufbewahrungsregal zu sein, welches auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt. Dieses wurde von der Schreinerei Müller aus Neunkirchen ehrenamtlich aus einer ehemaligen Kirchenbank gefertigt. Bewusst entschied man sich dafür, an dem Regal einige Macken zu lassen und es nicht auf Hochglanz zu polieren. „Das Regal soll ,belebt‘ aussehen, wie wir auch leben oder gelebt haben“, beschreibt Steinbach den Grund.
Nur noch kleinere Vorbereitungen seien bis zum Allerseelentag am 2. November zu treffen. An diesem Feiertag soll die Erinnerungskirche mit Gottesdienst und Eucharistiefeier eingeweiht werden. Willkommen ist jeder, unabhängig von Glaubenszugehörigkeit. Die Kirche stehe allen im Pastoralen Raum Hermeskeil offen, vor allem denen, deren Verstorbene nicht in der Nähe bestattet liegen. Kupcziks Vorstellungen gehen noch weiter: Sie plant, Kinder und Jugendliche im Rahmen des Kommunion- und Firmunterrichts in das Gotteshaus einzuladen.