Bischof Ackermann spricht beim Katholischen Forum Koblenz als Reisevorbereitung:Römische Lektionen und persönliche Eindrücke
Trier – „Sechs Jahre lang hat er in Rom gelebt und es gibt keinen besseren Romkenner!“ So hat Carl Josef Reitz, Schulleiter des Bischöflichen Cusanus- Gymnasiums Koblenz, am 6. September den Mann angekündigt, der die Schülerinnen und Schülern und das Publikum des Katholischen Forums Koblenz in Vorbereitung der zehnten Romreise des Gymnasiums auf einen Streifzug durch die Ewige Stadt mitnehmen sollte: Bischof Stephan Ackermann. Der freute sich über das Kompliment, gab aber zu, dass es sicher kompetentere Romkenner gebe als ihn. Zudem sei der Auftrag dieses Vortrages kompliziert gewesen, sagte Ackermann und zitierte zur Freude des Publikums das Anforderungsprofil, das Schulleiter Reitz für den Vortrag formuliert habe: Der Bischof solle einen „anekdotisch gewürzten Vortrag im Plauderton halten“ und was zur „Reform der Kirche“ sagen.
„Schule auf römisch“
Acht „Lektionen“ unter dem Titel „Schule auf römisch“ wolle er mit auf den Weg der Pilgereise geben, sagte der Bischof, für jeden Tag der Pilger- und Studienreise eine.
Was man vom römischen Autoverkehr lernen könne, lasse sich am besten an einer roten Ampel erfahren: Wer da die Kupplung spielen lasse und langsam vorpresche, ziehe alle anderen mit. „Es braucht die Mutigen, die Grenzen überschreiten und vorpreschen - die im wahrsten Sinne des Wortes die Kupplung spielen lassen, langsam anfahren, die anderen mitziehen und rote Ampeln hinter sich lassen.“ Die römischen Obelisken hingegen zeigten, wie mit „heidnischen“ Traditionen umgegangen werden könne. Da sei ein fast 2.000 Jahre alter Obelisk aus Ägypten mit einem speziellen Schiff nach Rom gebracht, hier wieder aufgebaut und obendrauf mit einem Kreuz geschmückt worden - als Zeichen der Hochachtung vor der ägyptischen Hochkultur. Das bringe ihn zu der Frage: „Wie gehe ich mit Dingen um, die nicht aus unserer Tradition stammen?“, so Ackermann.
Von den vielen römischen Brunnen könne man lernen, wie gut der Anblick der Brunnen tue, aber auch, wie wohltuend das Rauschen klinge. „Kleine Oasen inmitten der heißen Steinmassen“ seien sie, und die „Einladung still zu werden.“ Abseits der großen Sehenswürdigkeiten lohne der Weg zum von Zisterziensermönchen betreute Abteikomplex Tre Fontane (drei Quellen). Hier soll der Apostel Paulus enthauptet worden sein, wobei das Haupt drei Mal aufgeschlagen sei und dort jeweils Quellen entsprungen sind: „Aus Tod entspringt neues Leben“. Ein kleines Hinweisschild kennzeichne die „Piccole Sorelle di Gesu“, die „kleinen Schwestern Jesu“, die das Erbe des französischen Priesters, Mönch und Eremiten Charles de Foucauld leben und pflegen. Auf kleinstem Raum werde in Rom Weltkirche erfahrbar, in einer besonderen Spiritualität und Frömmigkeit.
„Vom Unvollendeten lernen“
Die fünfte Lektion überschrieb Bischof Ackermann „Was man in Rom selbst von Unvollendetem lernen kann“: Da habe Renaissancepapst Julius II. schon zwei Jahre nach seinem Amtsantritt sein Grabmal in Auftrag gegeben, an den schon damals bekannten Künstler Michelangelo. Es sollte ein pachtvolles 10x10m großes begehbares Mausoleum mit 50 Statuen werden. Weil das Grabmal nicht in die damalige Peterskirche passte, musste diese erweitert werden. Übriggeblieben ist aber nur eine einzige Marmor-Figur: die des Mose, der zwei Gesetze in seinem rechten Arm hält. „Obwohl nur ein Fragment geblieben ist, ist dieses doch atemberaubend schön und faszinierend.“ Von römischen Gräbern könne man noch mehr lernen - wie das Beispiel von Papst Paul VI. zeige. Er habe in seinem Testament verfügt, in „wirklicher Erde“ begraben zu werden, mit einem schlichten Zeichen statt eines Monumentes. „Der Papst wollte auch noch im Tod geerdet sein. Das sagt uns: Wir Menschen sind Teil der Erde und kehren auch wieder zu ihr zurück.“
„Wo stehen wir, wo gehen wir hin?“
Auch aus gescheiterten Plänen könnten Lehren gezogen werden, was die römische Kirche San Ignacio zeige. Immer habe Ignatius von Loyola davon geträumt, in Jerusalem Jesus nahe sein zu können. Als dann kein Schiff von Venedig ins umkämpfte Heilige Land fuhr und Ignatius eine Vision hatte, änderte er seine Pläne und zog nach Rom. „Ich werde euch in Rom gnädig sein“ steht in lateinischer Sprache in der Apsis von San Ignacio. Das heiße: nicht auf Biegen und Brechen an Plänen festzuhalten, sondern sich vom Geist Gottesleiten lassen. Die achte und letzte Lektion heiße: Rom verlassen, und das kleine Kirchlein „Quo vadis“ besuchen. Nach den apokryphen Petrus-Akten habe Petrus auf der Flucht vor Grausamkeiten hier Jesus getroffen und den Auftrag erhalten, bei der Gemeinde in Rom zu bleiben. Im übertragen Sinne heiße das, dass jeder und jedem die Frage gelte: „Wo stehen wir, wo wollen wir hingehen?“ Gerade in Rom könnten an solchen Orten tiefe, spirituelle Erfahrungen gemacht werden. Dies, so schloss Bischof Ackermann, wünsche er auch den Schülerinnen und Schülern auf ihrer Rom-Reise.