Ausstellungszyklus von Uwe Appold an sieben Orten im Saarland:„SEND | schreiben | JETZT" – Ein künstlerischer Ruf zur Reflexion

Merzig – Was gibt Mut? Was lässt uns hoffen? Wo ist eine Korrektur des bisher eingeschlagenen Weges angesagt? Wie blicken wir in die Zukunft? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Ausstellungszyklus „SEND | schreiben | JETZT", den der Künstler Uwe Appold vom 15. Juni bis 12. Oktober 2025 an sieben Orten im Saarland präsentiert. Veranstalter sind der Pastorale Raum Merzig sowie die Kirche der Jugend eli.ja. Schirmherrin ist die Landtagsabgeordnete Dagmar Heib.
Der Titel des Ausstellungszyklus nimmt Bezug auf die sieben Briefe (Sendschreiben) aus der Offenbarung des Johannes und verbindet sie mit aktuellen gesellschaftlichen Themen. Insgesamt 89 teils großformatige Bilder Appolds werden für das Projekt von Flensburg über 800 Kilometer weit ins Saarland transportiert. Die Werke reichen von biblischen Motiven über Reflexionen zu Krieg und Migration bis hin zu Fragen nach persönlicher und kollektiver Verantwortung. Jeder der Ausstellungsorte – darunter Kirchen, ein Krankenhaus und ein Hospiz – widmet sich einem anderen Themenkomplex.
Sendschreiben – ein Titel, der neugierig machen soll

Eröffnet wird die Ausstellung am 15. Juni in der Kirche St. Peter in Merzig um 18 Uhr mit einem Abendlob und einem Fest mit Generalvikar Ulrich von Plettenberg, Uwe Appold, Dagmar Heib, Pirmin Spiegel (Misereor Aachen) und Oberbürgermeister Marcus Hoffeld. In St. Peter wird Appolds 36-teiliger Bilderzyklus über die sieben biblischen Sendschreiben gezeigt. Johannes soll die Briefe im Jahr 95 von der Insel Patmos aus an die frühchristlichen Gemeinden geschrieben haben, um sie zu ermutigen und ermahnen. Die Bilder, für die Appold zum Teil Textilien, Edelstahl und Stroh verwendete, stehen im Dialog mit „modernen Sendschreiben“, verfasst von Persönlichkeiten wie Pirmin Spiegel, Saar-Umweltministerin Petra Berg und SR-Intendant Martin Grasmück. „Dadurch spannen wir einen Bogen über 2000 Jahre von Patmos in die Gegenwart“, sagt Appold. Interessierte sind eingeladen, eigene Sendschreiben zu verfassen. „Wir hoffen, dass der Titel ,Sendschreiben‘ neugierig macht“, sagt Kooperator Michael Meyer.
Bilderzyklus zum Ukraine-Krieg mit Erde von der Front
Der Kontakt des Künstlers zum Saarland entstand über Meyer, früher in Völklingen, heute in Merzig tätig. Entstanden ist ein Projekt, das größer wurde als ursprünglich geplant. Gemeinsam besichtigten sie verschiedene Orte im Saarland – je nach Gegebenheit vor Ort entschied Appold, welcher Bilderzyklus gezeigt wird. Die Ausstellungsorte ziehen sich entlang der Saar von Merzig, über Beckingen, Saarlouis, Völklingen bis nach Saarbrücken. Das Ambulante Hospiz- und Palliativzentrum in Beckingen zeigt die Bilderserie „Noch bis Du da“, die sich mit den Themen Vergänglichkeit und Abschied beschäftigt. Psalmenbilder aus dem Buch „Flehen und Fluchen“, das Appold gemeinsam mit dem Theologen Klaus Schwarzwäller realisierte, werden im Marienhaus-Klinikum St. Elisabeth in Saarlouis gezeigt. Die evangelische Versöhnungskirche in Völklingen präsentiert Serie Shir ha-Shirim" (Das Hohelied der Liebe), während die benachbarte katholische Kirche St. Eligius die sieben „Ich-bin-Worte“ Jesu aus dem Johannesevangelium ausstellt. Die Ausstellung im Johannes-Foyer in Saarbrücken zeigt den Kunstzyklus zu den Tagebüchern von Dag Hammarskjöld, dem ehemaligen UNO-Generalsekretär, der durch seine Friedensarbeit in Erinnerung geblieben ist.
Mit gleich drei Bilderzyklen zu den Themen Ukrainekrieg, Hiroshima und Migration werden die meisten Bilder in der Kirche der Jugend eli.ja gezeigt. „In die Bilder des Ukraine-Zyklus habe ich Erde verarbeitet, die ich von der vordersten Front zugeschickt bekommen habe“, berichtet Appold. Am 12. Oktober, dem Todestag des NS-Widerstandskämpfers Willi Graf, findet dort die Finissage statt.
Workshops und Radtour mit Bischof
Neben den Ausstellungen gibt es an allen Orten begleitende Veranstaltungen. So kommt Bischof Stephan Ackermann am 13. September zur Aktion „Bike und Bischof“. Die Radtour nach Saarbrücken führt die Teilnehmenden nach einem Morgenlob in Merzig alle Ausstellungsorte. Im August wird ein Malworkshop mit Jugendlichen aus Deutschland und dem ukrainischen Iwano-Frankiwsk in der Jugendkirche stattfinden, die sich mit dem Thema Leben, Flucht und Krieg auseinandersetzen werden. Ihre Bilder werden die Ausstellung in eli.ja ergänzen. Ein generationenübergreifender Malworkshop findet am 23./24. August in St. Michael/Völklingen statt. „Ich habe oft erlebt, dass die anfängliche Skepsis zwischen den Generationen in gegenseitigen Respekt umschlägt“, sagt der 1942 geborene Appold. Noch ist das Programm nicht abgeschlossen, aber bereits geplante Veranstaltungen sind Konzerte, Musikgottesdienste, Führungen durch die Ausstellungen oder Lesungen, unter anderem mit dem in Jerusalem lebenden Bistumspriester Stephan Wahl am 4. September in Saarlouis. Völklingen feiert an Fronleichnam eine eigene Eröffnung und beendet die Ausstellung mit einer ökumenischen Feier.
An allen Ausstellungsorten gebe es Menschen, die das gemeinsame Projekt zum Laufen bringen. „Ich bin allen dankbar, die mitmachen. Es zeigt sich mal wieder: Ohne Ehrenamt läuft in der Kirche wenig bis nichts. Es ist während der Vorbereitung ein Wir-Gefühl entstanden, das mir Hoffnung macht für die Zukunft“, sagt Appold.
Die Ausstellungsorte im Überblick:
St. Peter, 66663 Merzig, Propsteistraße 1: Zu sehen sind sieben Sendschreiben aus dem Zyklus zur Offenbarung des Johannes. Sie stehen im Dialog mit modernen Sendschreiben.
Ambulantes Hospiz- und Palliativberatungszentrum, 66701 Beckingen, Bergstraße 40: Grundlage der 20 ausgestellten Bilder sind Gedichte aus dem Mittelalter bis in die Gegenwart. Es geht dabei um die Themen Verlangsamung, Abschied, Sterben.
Marienhaus-Klinikum St. Elisabeth, 66740 Saarlouis, Kapuzinerstraße: Aus dem Buch „Flehen und Fluchen“ das Uwe Appold zusammen mit dem Theologen Klaus Schwarzwäller realisierte, ist eine Gruppe von Psalmbildern zu sehen.
Versöhnungskirche, 66333 Völklingen: Poststraße 48: Von 1999 - 2013 malte Uwe Appold an seinem Zyklus „shir: das Hohelied“ mit 36 Bildern. Die Bilder wurden bisher nur einmal in Trier zur Bischofskonferenz gezeigt.
St. Eligius, 66333 Völklingen, Rathausstraße 22: Sieben Bilder zu den Ich-bin-Worten, mit denen Jesus sein messianisches Sendungsbewusstsein offenbart.
Johannes-Foyer, 66111 Saarbrücken, Ursulinenstraße 67: Bilderzyklus Linie, Schatten, Farbe zu den Tagebüchern von Dag Hammarskjöld, dem ehemaligen UNO-Generalsekretär, der durch seine Friedensarbeit in Erinnerung geblieben ist.
Kirche der Jugend eli.ja, 66121 Saarbrücken, Hellwigstraße 15: In der Jugendkirche sind drei aktuelle Bilderzyklen zu sehen, zwei von ihnen werden erstmalig ausgestellt. „Kiew/Kyjiw an Tagen in Bern“ (2022), „Widerspruch der Halbschatten“ (2022/23) mit gemalten Reaktionen auf wiederholte atomare Bedrohungen und „Unbehausungen“ (2023/24) zum Thema Migration. Die drei Zyklen stehen im Dialog mit Arbeiten von Jugendlichen aus der Ukraine und aus Saarbrücken.
Alle Veranstaltungen an allen Ausstellungsorten stehen online unter: https://t1p.de/sendschreiben