Prävention sexualisierter Gewalt mit festen Richtlinien bis hin zur Gemeindeebene :Schutzkonzept im Pastoralen Raum Bernkastel-Kues vorgestellt
Rachtig – Ein sicherer Ort: Das war Kirche für viele Betroffene sexueller Gewalt oder seelischen Machtmissbrauchs in der Vergangenheit nicht. Seit mehr als einem Jahrzehnt bemüht sich die katholische Kirche im Bistum Trier um eine unabhängige Aufarbeitung und um Präventionsarbeit, damit solches Leid zukünftig nicht mehr geschehen kann. Die Pfarreien mit ihren verschiedenen Institutionen und Einrichtungen zu sicheren Orten insbesondere für Kinder und Jugendliche machen: Mit diesem Ziel hat auch der Pastorale Raum Bernkastel-Kues mit all seinen zugehörigen Pfarreien institutionelle Schutzkonzepte entwickelt, die Richtlinien für kirchliche Mitarbeitende vorgeben. Vorgestellt wurden sie auf einem Fachtag zur Prävention sexualisierter Gewalt am 11. Dezember in Rachtig.
Was bedeuten die Begriffe „Prävention“ und Schutz ganz konkret? Kinder und Jugendliche, wie auch andere verletzliche Gruppen sollen in den Räumen der Kirche und bei Aktivitäten sicher sein dürfen – vor körperlichen oder verbalen Übergriffen, erläuterte das Leitungsteam. Beispielhaft griffen Hinzmann, Dekan Peter Klauer sowie Martin Schmitt aus dem Verhaltenskodex für hauptamtlich Mitarbeitende einige Punkte heraus: Themen wie Nähe und Distanz, Beachtung der Intimsphäre, Sprache und Wortwahl, die Nutzung von Medien und sozialen Netzwerken oder auch angemessener Körperkontakt im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Dabei gelte nicht, in kirchlichen Bereichen Tätige unter Generalverdacht zu stellen, sondern eine „Kultur der Achtsamkeit“ zu fördern. Denn die biete auch den Hauptamtlichen mehr Sicherheit und Orientierung für ein korrektes Verhalten. Ob Toben oder Fangenspielen im Zeltlager, ob Einzelgespräch mit einem Seelsorger beim Firmunterricht, ob Hilfestellung beim Ankleiden eines Messdieners oder das Fotografieren von Kindern bei einer Ferienfreizeit: All diese Situationen forderten einen achtsamen, wertschätzenden Umgang und das Bewusstsein, dass mit der Macht als Betreuungsperson oder Seelsorgende eine große Verantwortung einhergehe. Für alle in der Jugendarbeit Beschäftigten alle fünf Jahre die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses und eine Präventionsschulung verpflichtend.
„Es war wirklich ein guter Tag. Alle Hauptamtlichen haben sich gut mitgenommen und informiert gefühlt. Sie waren überrascht, was das Thema Prävention in den letzten Jahren wirklich im Bistum Trier an Veränderungsbewusstsein geschafft hat“, zeigte sich Leitungsteammitglied Roland Hinzmann am Ende des Tages zufrieden. Es gebe nun Räume und Möglichkeiten, über das Thema Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt zu sprechen. „Wir haben jetzt Richtlinien bis in die Gemeinden hinein, die gemeinsam in den Pfarreien erarbeitet wurden und für sichere Orte und Achtsamkeit stehen.“ Erarbeitet hat das Leitungsteam das Schutzkonzept mit der Fachstelle Prävention des Bistum Triers und der Lebensberatung in Wittlich. Auf dem Fachtag wurde miteinander beraten, wie in Zukunft dieser Schutz gewährleistet werden kann. Besonderen Dank sprach Hinzmann den beiden Referenten Dr. Andreas Zimmer von der Fachstelle Prävention und Ludger Brünnette von der Lebensberatung in Wittlich für die Begleitung des Fachtages aus. Gefreut habe er sich auch über die Teilnahme hauptamtlicher Kollegen aus der Fachstelle Jugend und der Kirchenmusik sowie der Franziskaner-Schwestern aus Bernkastel-Kues.
Für Gemeindereferentin Doro Berresheim, die vor allem in der Jugendarbeit eingesetzt ist, sind diese Methoden zwar nichts Neues, jedoch: „Wir in der Jugendarbeit hatten Vieles schon lange umgesetzt, haben schon sehr früh an den Präventionsschulungen des Bistums teilgenommen. Wir waren schon sehr weit würde ich sagen. Aber das Gute am Schutzkonzept ist, dass wir es jetzt bei jeder Einladung zu Kommunion oder Firmung den Eltern direkt mitschicken oder darauf verweisen können – das gibt nochmal andere Verbindlichkeit und Sicherheit.“ Natürlich könne man nie eine völlige Sicherheit garantieren, aber es gelte „Täter abzuschrecken und es ihnen möglichst schwer zu machen“. Aus dem Impulsvortrag von Dr. Andreas Zimmer von der Fachstelle Prävention im Bistum Trier und Ludger Brünnette von der Lebensberatung Wittlich habe sie vor allem mitgenommen, dass seit 2010 „wirklich viel passiert“ sei. „Wir sind jetzt in der Jugendarbeit auf einem anderen Level an Qualität und Aufmerksamkeit. Mit den Kindern und Jugendlichen und untereinander erarbeiten wir, wie unterschiedlich Grenzen für einzelne sein können und wie wir die sichtbar machen.“
Die in jeder Pfarrei verbindlich eingesetzten Schutzkonzepte sehen in Verdachtsfällen Kontaktmöglichkeiten und Hilfestellungen vor und klären den zugewandten Umgang miteinander. Sie finden sich auf den Homepages der Pfarreien und auf der Seite des Pastoralen Raumes Bernkastel-Kues.