Priester aus Bad Neuenahr-Ahrweiler ist beliebter Interviewpartner:Seelsorger im Fokus der Medien
Bad Neuenahr-Ahrweiler – Heiko Marquardsen spricht seit vier Monaten fast täglich in Mikrofone und Kameras oder seine Worte werden von Journalistinnen und Journalisten notiert. Der 34-jährige Priester ist Kooperator in der Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler und seit der Flutnacht im Juli neben seinen Aufgaben als Seelsorger auch Gesprächspartner für Medien.
„Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Ich habe keinen Überblick mehr“, antwortet der gebürtige Trierer auf die Frage, wie viele Interviews er seit der Hochwasserkatastrophe gegeben hat – auch für viele bekannte und internationale Medienhäuser. „Auf der Straße bin ich auf eine Gruppe aufmerksam geworden, die etwas suchend aussah. Es stellte sich heraus, dass sie von Al Jazeera sind“. Dieser zufälligen Begegnung schlossen sich eine mehrstündige Begleitung und sein erstes TV-Interview an, in dem Marquardsen der Reporterin seine Eindrücke auf Englisch schilderte. Dabei ist ihm seine Doppelrolle stets bewusst: „Ich bin ein Stück weit Vertreter der Institution Kirche und als Seelsorger beziehungsweise Priester angefragt, nicht als Privatmann.“ Marquardsen sieht sich auch als Sprachrohr der Betroffenen. „Wir sind dafür da, ihre Geschichten zu erzählen“. Es gehe ihm keinesfalls darum, sich selbst in den Medien zu präsentieren, sondern zu zeigen, wie es den Menschen geht und wie Kirche vor Ort unterstützt. „Wir drehen uns nicht um uns selbst, sondern sind auf der Straße, bei den Betroffenen.“
Die ganzen Anfragen neben seiner Arbeit als Seelsorger unterzubringen bedeutet viel organisatorisches Geschick und ist sehr zeitintensiv. Aber er konnte alle Anfragen beantworten, manche Produktionsfirmen oder Redaktionen meldeten sich nicht mehr, aus anderen entwickelten sich längere Korrespondenzen. „Ein Privatsender begleitet Pfarrer Jörg Meyrer und mich ein Jahr für eine Langzeitreportage“, berichtet Marquardsen. Es sei eine wichtige Aufgabe, die Thematik in den Medien zu halten, und zeitgleich würde Marquardsen, der sich selbst als neugierig beschreibt, ebenfalls viel lernen. „Wieviel Arbeit ein drei-minütiger Beitrag bedeutet, dass man dafür mitunter zwei Stunden drehen muss – das habe ich vorher nicht gedacht. Oder wie man sich richtig vor einer Kamera positioniert.“ Große Erfahrungen hatte er in dem Bereich vorher keine, doch Übung vor der Kamera hat er durch das „Sonntagswort“ der Pfarreiengemeinschaft gesammelt, das auf YouTube ausgestrahlt wird.
Besonders überrascht hat ihn eine Anfrage der Sendung „Kulturzeit“ des Senders 3sat. Das Bonner Haus der Geschichte sammelt Artefakte im Zusammenhang der Flut. Marquardsen wurde vom Fernsehteam dabei begleitet, wie er einige Gegenstände nach Bonn bringt. Viele Reaktionen erhielt er auf einen Bericht im ZDF „Heute Journal“. Dort fiel er als „Pastor in Gummistiefeln“ auf. Neben E-Mails erhielt er auch Briefe mit Zuspruch für seine Arbeit und mit konkreten Hilfsangeboten. „Das ist wirklich sehr berührend!“.
Weitere Informationen zur Hochwasserhilfe von Bistum Trier und Caritas und die Spendenkonten zur Unterstützung Betroffener der Hochwasserkatastrophe sind zu finden unter https://t1p.de/hochwasser-hilfe.
(jf)