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Bistum Trier ruft zu Patenschaften für Schiff Sea-Eye 5 auf:Seenotrettung ist christliche und humanitäre Pflicht

Seit 2014 starben auf dem Mittelmeer rund 30.000 Geflüchtete. Organisationen wie Sea Eye versuchen mit ihrer Seenotrettung, dem etwas entgegenzusetzen. Dabei will das Bistum Trier sie erneut unterstützen.
Die Crew und Verantwortlichen von Sea Eye dreuen sich mit Schauspielerin Sandra Hüller über die Schiffstaufe der Sea Eye 5
Datum:
26. Juli 2024
Von:
Simone Bastreri

Trier/Koblenz/Saarbrücken – „Seenotrettung ist eine christliche und humanitäre Pflicht. Da sind Menschen in Not, die sich auf stürmische See begeben, um zu einem besseren, einem menschenwürdigen Leben zu kommen. Diese Menschen möchte ich nicht alleingelassen wissen“ – das hat der Trierer Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg gesagt. Das Bistum Trier unterstützt deshalb erneut die Hilfsorganisation Sea Eye e.V. und ruft zur Übernahme von Patenschaften für deren neues Schiff, die Sea-Eye 5, auf.

Schon 2021 hatte das Bistum Trier mit weiteren Bistümern die Überführung der Sea-Eye 4 ins Mittelmeer finanziert. „Ich habe diese Rettungsorganisation persönlich kennengelernt und halte das Engagement für überzeugend und absolut richtig“, so von Plettenberg. Nun wird die Sea-Eye 5 als viertes Schiff des von der Evangelischen Kirche in Deutschland initiierten Bündnisses „United4Rescue“ in den Einsatz gehen und Leben retten. Innerhalb von vier Wochen seien 465.000 Euro Spenden für den Rettungskreuzer zusammengekommen, so die Organisation. Um die laufenden Kosten zu finanzieren, will der Verein 3.000 Schiffspaten und -patinnen finden, die dauerhaft monatlich 16,67 Euro spenden.

Prominente Fürsprecherin wirbt für Patenschaft

Mit der Oscar-nominierten Schauspielerin Sandra Hüller hat Sea-Eye schon eine prominente Taufpatin gewonnen. „Es ist mir eine große Ehre, Patin der Sea-Eye 5 zu sein. Jeder Mensch hat ein Recht auf Freiheit, Frieden und Sicherheit. Die Teams der Seenotrettung leisten eine unverzichtbare Arbeit, die oft über Leben und Tod entscheidet. Ich möchte diese wertvolle Mission unterstützen und dazu beitragen, dass Menschen in Not die dringend benötigte Hilfe erhalten”, betont Hüller. Generalvikar von Plettenberg übernimmt persönlich eine der Patenschaften und wirbt darum, es ihm gleichzutun. „Ob Pfarrei, Verband, Abteilung in einer Firma, Jugendgruppe oder Privatperson, ob man allein spendet oder zusammenlegt: Ich möchte darum werben, dass sich möglichst viele Schiffspatinnen und -paten finden“, motiviert der Generalvikar.

Sea-Eye 5 als eine Antwort auf humanitäre Krise im Mittelmeer

Die Sea-Eye 5 und ihre Schwesternkreuzer seien Sea-Eyes Antwort auf die andauernde humanitäre Krise im Mittelmeer, der tödlichsten Fluchtroute der Welt, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V. Wie bitter nötig das Engagement der größtenteils ehrenamtlichen Seenotretter ist, wird etwa an Sea Eyes Bericht über den 7. und 8. Juli deutlich: „Fünf Rettungen in 24 Stunden mit 231 geretteten Menschen. Das zeigt, welcher Ausnahmezustand derzeit im Mittelmeer herrscht - und wie wichtig es ist, dass wir vor Ort sind, um Menschenleben zu retten.“ Ayesha Sattar, Einsatzärztin von German Doctors auf der Sea-Eye 4, ergänzt: „Wir hatten eine hochschwangere Frau an Bord, die dringend medizinisch versorgt werden musste. Viele der Geretteten haben Tage auf dem Mittelmeer verbracht, sind geschwächt und stark dehydriert. Einige leiden an Fuel Burns, also chemischen Verbrennungen, die entstehen, wenn sich Benzin mit Meerwasser vermischt und dann mit der menschlichen Haut in Berührung kommt.“ Taufpatin Sandra Hüller hat bei der Schiffstaufe am 22. Juli unmissverständlich klargemacht, warum es zivile Seenotrettung überhaupt braucht: „Ich wünschte, es müsste dieses Schiff nicht geben. Ich wünschte, die Regierungen Europas und der Welt würden endlich verstehen, dass Migration nicht aufhört, nur weil sie das Sterben auf den Fluchtrouten zulassen.“

Seenotrettung schafft keine Fluchtanreize

Doch schafft Seenotrettung Flucht- und Migrationsanreize, wie oft behauptet wird? Verschiedene Studien kommen zum gleichen Ergebnis: Eine fehlende Seenotrettung hält Flüchtlinge nicht von Überfahrten ab. Studien von 2017 und 2018 ebenso wie eine zuletzt 2023 in der renommierten Zeitschrift „Nature“ publizierte Untersuchung internationaler Forschender kamen zu diesem Schluss. So zeigten Such- und Rettungsaktionen keinen sogenannten Pull-Effekt (Anreiz) auf Migration. Die Zahl der Grenzübertritte scheint vielmehr durch andere Faktoren gelenkt: Veränderungen der Konfliktintensität, der Rohstoffpreise und Naturkatastrophen sowie Wetterbedingungen. „Schlimm genug, dass wir Schiffe zur Seenotrettung überhaupt brauchen, dass Menschen so verzweifelt sind, dass sie ihre Heimat, ihre Familien verlassen. Gerade deshalb ist es ungemein wichtig, nicht nur bereits geflüchteten Menschen zu helfen, sondern die Fluchtursachen in ihren Heimatländern zu bekämpfen“, unterstreicht von Plettenberg. Die Kirche engagiere sich seit Jahrzehnten durch Hilfswerke wie Misereor, Adveniat oder missio, aber auch durch lokale Bündnisse und Aktionen weltweit für Frieden, Bildung und gegen Hunger und Armut. „Wir möchten mit unserer Unterstützung auch ein deutliches Zeichen gegen die vor allem von rechten Parteien propagierte Abschottungspolitik Europas setzen. Menschen, die in Not sind, die vertrieben sind, die um Hilfe bitten: Die weist man nicht ab – das ist einer der wichtigsten christlichen Grundwerte.“

Schon viele Bündnispartner im Bistum Trier

Im Bistum Trier gibt es bereits viele Partner im Bündnis united4rescue, die Auftrag und Arbeit ideell und mit Öffentlichkeitsmaßnahmen unterstützen, so unter anderem Jugendverbände, Pastorale Räume, Jugendhäuser, Eine-Welt-Gruppen und Einrichtungen. Unter www.united4rescue.org finden sich alle Bündnispartner und weiterführende Informationen.

Auf www.sea-eye.org wird über die Schiffe und Rettungsaktionen informiert. Dort kann man auch direkt eine Schiffspatenschaft übernehmen.