Cochemer Ehepaar wird mit Dankesurkunde des Bistums ausgezeichnet:Seit Jahrzehnten setzen sie sich für Geflüchtete ein
Cochem – „Wir haben uns einfach gedacht, da muss man doch etwas tun, wenn diese Menschen Hilfe benötigen“: Wenn Waltraud und Alfred Geller über die Motivation für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement für Migranten und Geflüchtete sprechen, hört sich das fast an wie eine Selbstverständlichkeit. Und für die beiden ist es das wohl auch: Die beiden erlebten als Kinder noch den zweiten Weltkrieg mit; später studierten sie Germanistik und Geschichte: All das habe ihre Ansichten über Migration und den Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen geprägt, erzählt Waltraud Geller. Das Cochemer Ehepaar ist jetzt von Bischof Dr. Stephan Ackermann mit der Dankesurkunde des Bistums Trier für ihren jahrelangen Einsatz in der Arbeit mit Geflüchteten ausgezeichnet worden. „Wir stehen dabei stellvertretend für viele andere Ehrenamtliche“, betonen die Gellers.
Als Lehrer am Martin-von-Cochem-Gymnasium kamen die beiden erstmals nach dem Mauerfall und dem Ende der Sowjetunion mit Schülern und deren Familien aus Russland, Polen, Rumänien, Armenien oder Aserbaidschan in Kontakt. Schnell wurde klar, dass die Migranten in vielen Lebensbereichen wie etwa bei Behördengängen oder dem Erlernen der deutschen Sprache Unterstützung gut gebrauchen konnten. Die durch den syrischen Bürgerkrieg ausgelöste verstärkte Migration von Geflüchteten führte deutschlandweit 2015 zu einer großen Welle der Hilfsbereitschaft. Auch in Cochem entwickelte sich ein starkes ehrenamtliches Engagement, das ökumenisch eng zusammenarbeitete. Mit ihren Erfahrungen und Kompetenzen brachten sich die Gellers in die entstehenden Hilfsstrukturen und das regionale Willkommensnetzwerk bestehend aus katholischer und evangelischer Gemeinde, dem Caritasverband und kommunalen Behörden ein. Für die Gellers sind die regelmäßigen Treffen und der Austausch mit anderen Ehrenamtlichen sowie die Hilfsstrukturen durch die Kirchen ein Gewinn. Ihre Hilfe für die Geflüchteten ist dabei von Fall zu Fall individuell: So haben die Gellers Geflüchteten Nachhilfe in Deutsch gegeben, ihnen bei der Wohnungssuche geholfen, sie bei Arztbesuchen oder Gesprächen mit Arbeitgebern und Behörden begleitet. Pfarrer Markus Arndt schreibt in seinem Antrag auf die Dankesurkunde an den Bischof, die Gellers unterstützten „seit Jahrzehnten geflüchtete Menschen im Alltag und bei der Durchsetzung ihrer Recht, auch in den Jahren, als die Öffentlichkeit kaum Notiz von Schutzsuchenden nahm“.
Rund 80.000 Menschen engagieren sich in über 180 verschiedenen Diensten und Bereichen ehrenamtlich im Bistum Trier. Um ihren Einsatz zu würdigen, zeichnet das Bistum jährlich stellvertretend Einzelpersonen und Initiativen aus. Meist geschieht dies im Rahmen der Heilig-Rock-Tage oder während eines Festakts in Trier: Großveranstaltungen, die wegen der Corona-Pandemie in dieser Form 2020 nicht stattfinden konnten. Stattdessen werden die Urkunden und Medaillen den Ausgezeichneten in diesem Jahr persönlich vor Ort überreicht. Dankesurkunden erhalten kirchlich Engagierte, die beispielhaft und mit erheblichem Einsatz über einen längeren Zeitraum in Kirche und Gesellschaft vor Ort gewirkt haben. Informationen rund um die Arbeit für und mit Ehrenamtlichen gibt es beim Arbeitsbereich Ehrenamtsentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat Trier, Tel.: 0651-7105-566, E-Mail: ehrenamt@bistum-trier.de und unter www.ehrenamt.bistum-trier.de.
(sb)