Das Ehepaar Folz ist wieder in die Kirche eingetreten:Seit einem Jahr zurück
Bistumsweit/Saarbrücken – Ist der Kirchenaustritt eine endgültige Lebensentscheidung? Mitnichten. Jedes Jahr kehren deutschlandweit Tausende katholisch Getaufte zurück in ihre Religionsgemeinschaft, ihre Beweggründe sind vielfältig. Magdalena und Klaus Folz aus Saarbrücken sind seit rund einem Jahr wieder Mitglieder der Katholischen Kirche. Vor 15 Jahren hatte das Ehepaar gemeinsam seinen Austritt erklärt. Doch nach und nach merkten beide, dass ihnen etwas Wichtiges im Leben fehlte. Der entscheidende Impuls zum Wiedereintritt kam von Tochter Martina.
Versagen vor Ort – die Enttäuschung saß tief
„Ich habe nie aufgehört zu glauben“, erklärt die 65-jährige Magdalena Folz. Auch in den Jahren, in denen sie verwaltungsrechtlich nicht der Kirche angehörte, habe sie gebetet und auch ihre drei inzwischen erwachsenen Kinder im christlichen Glauben erzogen. „Zweifel hatten wir allerdings an der Institution Kirche“, und zwar insbesondere aufgrund des Verhaltens einzelner Kirchenmänner, wie Klaus Folz (69) weiter ausführt. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, kam beim Umzug in ein neues Dorf. In der kleinen, eingeschworenen Pfarrgemeinde fiel der Anschluss schwer – zu verkrustet und eingefahren waren die dortigen Strukturen. „Niemand aus der Seelsorge hat sich damals um uns gekümmert oder uns willkommen geheißen. Wir fühlten uns ausgeschlossen und sehr von oben herab behandelt“, erzählt die Verwaltungsfachangestellte. Ihr Ehemann Klaus, der zuvor etliche Jahre ehrenamtlich in der kirchlichen Jugendarbeit engagiert war, erinnert sich: „Es wurde uns eine völlige Gleichgültigkeit entgegen gebracht. Das Menschliche hat uns sehr gefehlt. Wir kamen uns dort nur noch wie zahlende Mitglieder vor, aber nicht mehr wie echte Angehörige der Gemeinde.“ Der Schock darüber saß tief, finanzielle Gründe kamen hinzu – die Konsequenz war der Kirchenaustritt. Im selben Jahr, 2005, traten insgesamt knapp 90.000 Frauen und Männer deutschlandweit aus der Kirche aus, inzwischen hat sich die Zahl pro Jahr mehr als verdoppelt.
Ein ganz besonderer Moment, endlich willkommen zu sein
Im vergangenen Jahr, in dem bistumsweit insgesamt 317 Menschen wieder eintraten, war es dann so weit: Im Rahmen eines Gottesdienstes in St. Johann Saarbrücken nahm die Gemeinde die Folzens wieder auf. „Das war ein ganz besonderer Moment für uns – wir haben uns sehr willkommen gefühlt, alles war wieder vollständig“, berichtet Magdalena Folz. Ausschlaggebend für ihren Entschluss waren unter anderem die Gespräche mit Tochter Martina, die bei der Kirche arbeitet. Das habe „etwas bei uns zum Klingen gebracht“, so die 65-Jährige. „Wir haben gemerkt, dass uns doch etwas fehlte, zumal wir unserem christlichen Glauben innerlich immer sehr verbunden waren und auch in diesem Sinne leben.“ Die Vorbereitung auf den Wiedereintritt lief unproblematisch, erzählt Klaus Folz. „Wobei wir schon ein mulmiges Gefühl hatten vor dem Termin mit unserem Pfarrer Eugen Vogt“, gesteht seine Ehefrau. „Das war aber völlig unbegründet, wir haben uns bei dem Gespräch sehr wohlgefühlt.“ Es habe ihnen gefallen, dass der Pfarrer Verständnis für ihre Situation gezeigt habe und ohne Vorbehalte mit ihnen ins Gespräch kam. In den vergangenen Jahren habe die Pfarreiengemeinschaft St. Johann Saarbrücken jährlich 6 bis 12 Personen wieder aufgenommen, so Pfarrer Vogt. Allerdings: Wer zurückkehren möchte, müsse nicht zwingend beim Pfarrer persönlich vorsprechen, erklärt Pastoralreferentin Anna Werle. Innerhalb des Pastoralteams gebe es Seelsorgerinnen und Seelsorger, die beratend zur Seite stünden und den Wiedereintritt individuell begleiten. Die Beweggründe seien sehr unterschiedlich, berichtet Vogt. Zum Teil seien sie vordergründig, etwa wenn jemand sich um einen Arbeitsplatz bei der Kirche bewerbe. Vogt: „Manchmal ist der Schritt verbunden mit der Taufe oder Erstkommunion des eigenen Kindes, der kirchlichen Trauung oder der Übernahme einer Taufpatenschaft. Mehrfach geschieht der Wiedereintritt auch ohne äußeren Anlass nach einer persönlichen Reflexion des eigenen Lebens- und Glaubensweges, mitunter nach dem Tod eines nahestehenden Menschen, einer eigenen Erkrankung oder persönlichen Krise.“
„Ein Seelsorger sollte für alle da sein“
Seit ihrem Austritt vor rund anderthalb Jahrzehnten habe sich einiges in der Kirche verändert, so der Eindruck der Folzens. Luft nach oben sei aber immer noch vorhanden. Was sie sich von ihrer Kirche wünschen? „Weniger Distanz zwischen den Pfarrern und ihren Gemeindemitgliedern wäre schön. Und wenn sie sich mehr Zeit nehmen würden, auf die Sorgen und Nöte der Menschen einzugehen“, sagt Magdalena Folz. „Ein Seelsorger sollte für alle da sein, nicht nur für einen ausgesuchten Kreis“, betont Klaus Folz, und seine Frau ergänzt: „Viele Priester heutzutage sind da schon auf einem sehr guten Weg im Vergleich zu früher.“ Das Fazit des Ehepaares nach einem Jahr zurück in der Kirche fällt positiv aus: „Wir fühlen uns in unserer jetzigen Gemeinde sehr wohl und den Menschen dort verbunden. Wir haben es nicht bereut, wieder eingetreten zu sein.“
Weitere Informationen zum Wiedereintritt in die Kirche gibt es auf www.bistum-trier.de/glaube-spiritualitaet/wege-in-die-kirche/wiedereintreten/.
(ih)