Opernsänger Manuel Stöbel gibt in Online-Seminar Tipps zum Unterrichten mit Maske :„Sprechen Sie nicht gegen die Maske an!“
Saarbrücken – Lüften, Abstand halten, Schutzmaske – so lauten die Vorschriften für den Präsenzunterricht, der im Saarland und in Rheinland-Pfalz nach und nach wieder beginnt. Doch gerade die Maskenpflicht stellt Schüler wie Lehrer vor große Herausforderungen. „Es ist unglaublich anstrengend, mit Maske zu unterrichten. Die Stimme wird davon trocken und kratzig. Mit der FFP2-Maske ist das die Krönung“, schildert eine Lehrerin aus dem Saarland ihre Erfahrung. Eine Kollegin ergänzt: „Kinder reden sowieso schon leise. Mit der Maske sind sie oft kaum zu verstehen.“ Hinzu komme, dass man gegen die Geräusche im Klassenzimmer ansprechen müsse, was sehr anstrengend sei. Die Folge sei oft Heiserkeit. Gemeinsam mit sechs Kolleginnen und Kollegen besuchen sie das digitale Seminar „Unterrichten mit Maske“ des Instituts für Lehrerfort- und -weiterbildung (ILF) in Saarbrücken, das in Trägerschaft der katholischen Bistümer in Rheinland-Pfalz und im Saarland ist.
„Die Maske sollte uns nicht daran hindern, erfolgreich zu unterrichten“, sagt Seminarleiter Manuel Stöbel. Der studierte Opernsänger aus Mandelbachtal rät dazu, sich bei der Kommunikation mit Maske Zeit zu lassen und Pausen zu machen: „Jeder, der vor Publikum spricht, kennt das: Pausen fallen schwer. Es besteht die Sorge, dass die Pause zu lange ist und man selbst dadurch unsicher oder inkompetent wirkt. Bei Lehrern kommt die Sorge hinzu, dass die Schüler in der Pause laut werden können“, sagt der 46-Jährige, der seit 20 Jahren als Coach und Berater aktiv ist. Das sei aber eine rein subjektive Wahrnehmung. „Aber wenn ich denke, dass ich unsicher wirke, schlafft die Körpersprache ab und dadurch wirke ich weniger präsent“, erklärt Stöbel. Neben Pausen beim Sprechen rät er zu vermehrter Nasenatmung, damit die Schleimhäute weniger austrocknen.
Im Kurs übt er mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die richtige Atmung – dabei sei es individuell, ob jemand die Brust-, Rippen-, Rücken- oder Bauchatmung oder eine Kombination zweier Atemweisen bevorzuge. „Wenn das Brustbein beim Sprechen vibriert, ist die Einatmung gut und die Stimmbänder können effektiv arbeiten“, sagt Stöbel und rät: „Sprechen Sie nicht gegen die Maske an. Wer das versucht, baut künstlich zu viel Druck auf die Stimme auf und klingt angestrengt. Das ist nicht gut für den Unterricht und das eigene Stresslevel.“ Man könne mit der eigenen Stimme die Maske zum Schwingen bringen. „Durch den Hautkontakt können wir lernen, die Vibrationen der Maske am Gesicht wahrzunehmen. Wenn die Maske schwingt, ist die Stimmlage gut.“
Auch auf die Körperhaltung komme es an. „Stellen Sie sich so hin, als ob Sie auf einem Deich in Richtung Horizont blicken“, gibt der Sänger den Lehrerinnen und Lehrern mit auf den Weg. Dadurch sei der Kopf leicht erhöht und biete so der Stimme Raum für Resonanz. Ein melodiöses Sprechen sei der Schlüssel zu einem gesunden Sprechen. Um dies zu trainieren, sei das Gähnen eine gute Übung: „Durch das Gähnen wird die seitliche Muskulatur gedehnt, das Volumen der Stimme erhöht sich und auch die Melodiegebung der Stimme steigt“, erklärt Stöbel. Dies könne auch im Schulalltag immer wieder zwischendurch geübt werden.
Die von der Maske verdeckte Mimik könne auch ein stückweit mit den Augen ausgeglichen werden. Der Fokus auf die Augen nehme auch etwas Druck von der Stimme. „Sprechen Sie so deutlich mit dem Kiefer, dass sich die Maske leicht, aber deutlich bewegt“, sagt Stöbel.
Zur Stimmhygiene gehöre auch das regelmäßige Trinken, um die Stimmbänder feucht zu halten. „Wasser ohne Kohlensäure, am besten bei Körpertemperatur, oder Ingwer- und Fencheltee“, empfiehlt der Sänger. Auch Inhalieren mit Kamillentee, Menthol oder Minzöl tue der Stimme etwas Gutes.
https://www.ilf-saarbruecken.de/veranstaltungen/
(uk)