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Protestanten und Katholiken in Niederlinxweiler präsentieren gemeinsamen Kita-Neubau :Startschuss für bundesweit erste Kita in ökumenischer Trägerschaft

Im St. Wendeler Stadtteil Niederlinxweiler entsteht die bundesweit erste Kita in ökumenischer Trägerschaft. Jetzt haben die Projektpartner das Vorhaben erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
So soll die Ökumenische Kita Niederlinxweiler nach den Plänen der Architektin Miriam Niedenzu aussehen.
Datum:
23. Sept. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Die ersten Maschinen sind bereits angerückt und roden Büsche und Bäume, denn Anfang Oktober soll der offizielle Spatenstich für den Neubau der ersten Ökumenischen Kindertagesstätte in St.Wendel-Niederlinxweiler folgen. Am Dienstagabend, 21. September, haben Vertreter der beiden Projektpartner, der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde St. Wendel sowie der Katholischen Kirchengemeinde St Martin Niederlinxweiler, gemeinsam mit Architektin Miriam Niedenzu und Projektsteuerer Thomas Ludewig in der Breitwieshalle erstmals das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Geht alles nach Plan öffnet die sechsgruppige Einrichtung für 122 Kinder im Oktober 2022.

Erstmals bundesweit soll eine Einrichtung in gemeinsamer Trägerschaft der beiden großen Kirchen entstehen. Bisherige ökumenische Kitas in Deutschland sind entweder in rechtlicher Trägerschaft einer Kirche unter Mitarbeit der anderen Konfession oder die Trägerschaft ist geteilt. Dies ist auch beim Start in Niederlinxweiler geplant: Zunächst werden der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen im Saarland (VEKIS) und die Katholische KiTa gGmbH Saarland jeweils für drei Gruppen und die Hälfte des Personals die Betriebsträgerschaft übernehmen. Daher sind zu Beginn noch Doppelstrukturen notwendig, also zwei Leitungen und zwei Personalräume. Ziel sei aber klar das Zusammenwachsen zu einer gemeinsamen Struktur, betonten die Projektpartner. Doch hierfür müssten noch einige Hürden genommen werden. So gilt es etwa, die zwei verschiedenen kirchlichen Arbeitsrechte oder die unterschiedlichen Qualitätsmanagement-Konzepte auf einen Nenner zu bringen. „Hierfür gibt es bundesweit noch kein vergleichbares Projekt, das als Vorlage dienen könnte“, sagte der Vorsitzende des Bereichspresbyteriums Niederlinxweiler, Pfarrer Wolfgang Meyer. Doch sowohl die evangelische Landeskirche als auch das Bistum Trier hätten grünes Licht gegeben, hier etwas Neues zu entwickeln.

Grundriss der Ökumenischen Kita Niederlinxweiler. Zeichnung: Niedenzu Architekten

Die Idee zu einer ökumenischen Kita sei Ende 2018 entstanden, zu einem Zeitpunkt, als beide Kirchengemeinden mit den Planungen zur Sanierung ihrer jeweiligen Kita in Niederlinxweiler bereits weit fortgeschritten waren, so Meyer. Doch die Pläne für einen Neubau der evangelischen Kita wurden 2018 vom saarländischen Kultusministerium abgelehnt, da die Kosten für eine Einrichtung mit drei Gruppen als zu hoch angesehen wurden. Ähnlich sah es auf katholischer Seite aus: „Wir hatten uns schon die Alte Schule in Niederlinxweiler angeschaut, in die wir die Gruppen während des Umbaus unserer Kita auslagern wollten“, blickt Klaus Leist, Pastor der katholischen Pfarreiengemeinschaft St. Wendel, zurück. Beim Neujahrsempfang kamen die beiden Pfarrer erstmals ins Gespräch. „Wir haben es in nur drei Monaten geschafft, in allen kirchlichen Gremien die notwendigen Beschlüsse für einen gemeinsamen Neubau zu holen“, sagt Meyer. Im Bistum Trier sei die Angelegenheit rasch von der zuständigen Abteilung direkt an den Bischof geleitet worden, weil es noch kein vergleichbares Projekt gegeben habe, erinnert sich Leist. Doch Bischof und Generalvikar hätten sich offen gezeigt: „Es hieß: Macht mal!“ – und die Niederlinxweiler legten los.

Große Selbstkocherküche zeichnet Entwurf aus

Entstehen soll ein barrierefreies zweigeschossiges Gebäude auf dem Grundstück der evangelischen Gemeinde am Krämersberg. Vier altersgemischte Gruppen und zwei Krippen-Gruppen sollen in das rund 1400 Quadratmeter große Gebäude mit weitläufigem Spielgelände einziehen. „Das Gebäude ist eine Winkelform mit zwei identischen Gebäudetrakten“, erklärte Architektin Miriam Niedenzu. Alle Gruppenräume befänden sich im Untergeschoss und hätten direkten Zugang nach draußen. Im Erdgeschoss seien die Leitungsräume untergebracht. Eine Besonderheit sei die große Küche zum Selbstkochen. Hier könnten alle Speisen vor Ort zubereitet werden, ohne die Zulieferung durch einen Caterer. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach versorge die Kita mit Strom. Hinzu kommt eine Regenwasserzisterne.

Auf diesem Gelände neben der bisherigen evangelischen Kita wird die Ökumenische Kita Niederlinxweiler gebaut. Foto: Wolfgang Meyer/Ekir

Neubau günstiger als geplante Sanierungen

„Die Zusammenarbeit rechnet sich auch finanziell: Die Endbausumme für die Sanierungen beider Kitas wäre höher gewesen als für den gemeinsamen Neubau“, sagt Projektsteuerer Thomas Ludewig. Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf circa 5,6 Millionen Euro. Von den förderfähigen Kosten – dazu zählen nicht die Kosten für die vorbereitenden Maßnahmen wie etwa die Geländerodung – zahlt das Land 40 Prozent, der Landkreis St. Wendel 30 Prozent, die Stadt St. Wendel 20 Prozent sowie die beiden kirchlichen Partner 10 Prozent.

Nach dem Umzug in das neue Gebäude wird der bisherige evangelische Kindergarten abgerissen und im Anschluss die Außenanlage gebaut. Bauschluss soll voraussichtlich im Juni 2023 sein. Der Verwaltungsrat der katholischen Kirchengemeinde St. Martin hat beschlossen, die bisherige katholische Kita, in deren Untergeschoss Pfarrsaal, Küche und ein Gruppenraum sind, zu verkaufen. „Der Verkaufserlös soll der Finanzierung des ökumenischen Kindergartens dienen“, sagt Pastor Klaus Leist. Dieser Erlös diene zusammen mit dem Bistumszuschuss als Anteil der katholischen Kirchengemeinde zum ökumenischen Neubau.

„Die erste ökumenische Kita zu bauen ist nur möglich, weil wir in Niederlinxweiler und in St. Wendel eine geschwisterliche Zusammenarbeit und eine fruchtbare Ökumene pflegen. Ohne diese vertrauensvolle Basis wäre ein solches Projekt nicht denkbar. Das ist deutschlandweit ein erstmaliges Projekt Hier dürfen wir als Christen auch stolz sein. In Zukunft werden wir vieles nur noch ökumenisch schaffen“, ist Leist überzeugt.

(uk)