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Stellungnahme des Bistums Trier zum Fall Edmund Dillinger

In der vergangenen Woche hat sich gezeigt, dass der Fall des Trierer Bistumspriesters Edmund Dillinger Ausmaße hat, die den heute Verantwortlichen im Bistum bislang nicht bekannt waren.
Datum:
17. Apr. 2023
Von:
Judith Rupp

Bischof Dr. Stephan Ackermann erklärt: „Als der Neffe des im November 2022 verstorbenen Edmund Dillinger sich zu Beginn dieses Jahres an mich gewandt und mir berichtet hat, dass er kinderpornografisches Material im Haus des Onkels gefunden hat, haben wir besprochen, die Aufarbeitungskommission zu Rate zu ziehen. Schon das wenige Material, das er mir gezeigt hat, war erschütternd.“ Dass es eine Aufarbeitung braucht, sei bereits in dem Gespräch klar geworden. Durch die Berichterstattung und die darauffolgenden Meldungen und Hinweise werde nun aber deutlich, dass eine Befassung nur der Unabhängigen Kommission nicht ausreichend ist. Es sei wichtig, dass alle vorhandenen und neuen Informationen zusammengetragen werden, um die Dimension des Falles wirklich zu erfassen, und dann entsprechend aufzuarbeiten.

Damit hat Bischof Ackermann den Generalvikar des Bistums Trier, Dr. Ulrich Graf von Plettenberg, beauftragt. Während des Wochenendes hätten sich unter anderem Hinweise auf ein Doppelleben in Afrika von Dillinger unter falschen Namen ergeben sowie Hinweise auf Vorwürfe, die über die Vorwürfe aus den 1960er und 1970er Jahren hinausgehen, die in die kirchenrechtliche Voruntersuchung aus dem Jahr 2012 eingeflossen sind, erklärt von Plettenberg.

Der Generalvikar kündigt an, heute (17. April) zum einen mit der Unabhängigen Kommission Kontakt aufzunehmen. Die Kommission hatte eine erste Studie zur Amtszeit von Bischof Stein veröffentlicht, in dessen Verantwortung die bislang bekannten Vorwürfe gegen Dillinger fallen, so dass hier möglicherweise bereits Unterlagen vorliegen, die die Kommission zur Verfügung stellen kann. Zur Kritik von MissBit am Sprecher der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier, Prof. Robbers, erklärt der Generalvikar: „Ich werde hierzu das Gespräch mit Herrn Prof. Robbers suchen, um eine Einordnung vornehmen zu können.“

Zudem wird der Generalvikar mit der Bildungsministerin des Saarlandes Kontakt aufnehmen, um zu klären, ob es eine gemeinsame, unabhängige Kontaktstelle für mögliche Betroffene geben kann. Die saarländische Bildungsministerin Streichert-Clivot hatte bereits die Schaffung einer solchen Stelle angekündigt. Zur Kritik der saarländischen Bildungsministerin, das Bistum habe ihr Haus nicht angemessen eingebunden, sagte von Plettenberg: „Diese Kritik nehme ich an und ernst – wir sind auf eine gute Zusammenarbeit in diesem Fall angewiesen und ich hoffe, dass dies weiterhin möglich ist.“  

Bischof und Generalvikar bitten mögliche Betroffene, sich an die Ansprechpersonen des Bistums zu wenden. Wer darüber hinaus Hinweise oder Informationen zu dem Fall hat, kann sich auch ab 18. April per Mail an intervention@bistum-trier.de wenden. Die beruflichen Stationen Dillingers sind nachfolgend aufgeführt. Derzeit werde auch geprüft, wie eventuelle Betroffene aus Afrika, wo Dillinger ebenfalls engagiert war, erreicht werden können, sagte von Plettenberg.

Generalvikar von Plettenberg bittet um Verständnis, dass derzeit keine Einzelfragen beantwortet werden können: „Im Moment erreichen uns viele neue Informationen und Hinweise, die wir zunächst auswerten und zusammenführen müssen.“ Der Generalvikar kündigt an, regelmäßig zu informieren.

(JR)

 

Berufliche Stationen von Edmund Dillinger

Ab Juli 1961 Kaplan in Saarbrücken St. Johann

Ab August 1963 Kaplan in Saarlouis-Roden Maria Himmelfahrt

Ab Juli 1965 Kaplan in Bitburg St. Peter

Ab August 1966 Religionslehrer am Neusprachlichen Gymnasium in Hermeskeil und Subsidiar in Hermeskeil St. Martin

1970-1982 Studentenseelsorger des Cartellverbandes der Deutschen Kath. Studentenverbindung (CV) auf Bundesebene

Ab Dezember 1970 Beurlaubt zum Studium an der Universität Köln

Ab April 1971 Hausgeistlicher in Leverkusen (Opladen)

Ab August 1973 Religionslehrer am Privaten Katholischen Gymnasium Marianum in Leverkusen (Opladen)

Ab November 1974 Dozent am Religionspädagogischen Institut des Erzbistums Köln

Ab August 1979 bis August 1999 Religionslehrer am Staatlichen Max-Planck-Gymnasium Saarlouis