In Wadgassen haben rund 100 Sternsinger Segenspakete in 5000 Haushalte eingeworfen.:Sternsingen macht Kindern auch kontaktlos Spaß
Wadgassen-Hostenbach – Das Thermometer zeigt ein Grad Celsius um 10 Uhr morgens bei Sonnenschein. Da sind die kleinen Könige Max, Timo, Fynn und Königin Lina schon – dick eingepackt – eine Stunde lang im Wadgasser Ortsteil Hostenbach unterwegs und werfen Segenspakete in die Briefkästen ein. Darin sind der Segensaufkleber, ein Spendentütchen sowie ein Infobrief über die Aktion und das diesjährige Beispielland Ukraine. Denn in diesem Jahr dürfen die Sternsinger aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie gewohnt an den Haustüren klingeln, singen und den Segen „20*C+M+B+21“ hinterlassen. „Das ist schon sehr schade, denn viele Leute haben sich auf unseren Besuch gefreut. Aber es geht halt nicht anders“, sagt der zwölfjährige Max, der wie sein Schulfreund Timo (13) bereits zum fünften Mal Sternsinger ist. Seine Geschwister Fynn und Lina (beide fünf) sind zum zweiten Mal dabei. „Wir haben in diesem Jahr neue Kronen bekommen, die wir mit Strasssteinchen beklebt haben“, erzählt Lina stolz. „Wir machen mit, weil Sternsingen Spaß macht und wir armen Kindern helfen können“, sagt Fynn.
Anders als viele Kirchengemeinden im Saarland, die in diesem Jahr das Dreikönigssingen ganz ohne Hilfe von Kindern durchführen, hat sich die Pfarreiengemeinschaft Wadgassen dazu entschieden, die Sternsinger dennoch durch die Straßen zu schicken, unter der Voraussetzung, dass es zu keinen Kontakten kommt. Die Kleingruppen bestehen aus Kindern, die ohnehin privat miteinander Kontakt haben. Sie werden von einem Erwachsenen begleitet, meistens einem Elternteil, der auf die Einhaltung der Hygieneregeln achtet. Auf diese Weise können die Sternsinger im Ort sichtbar sein und allen zeigen, dass die Aktion stattfindet. Etwa 100 Kinder – vor allem die Messdiener der Pfarreiengemeinschaft und ihre Geschwister – haben am Wochenende 9. und 10. Januar in alle 5000 Haushalte der Gemeinde die Segenspakete verteilt.
„Es wäre sehr schade gewesen, wenn es gar nicht stattgefunden hätte“, sagt Susanne Dreißig, die die Segenspakete sowie warme Getränke im Bollerwagen neben den Sternsingern zieht. Die Mutter begleitet die kleine Sternsingerschar und achtet darauf, dass die Hygieneregeln eingehalten werden. Im Voraus sei mitgeteilt worden, dass niemand den Sternsingern die Tür öffnen soll, doch offenbar sei diese Botschaft nicht bei allen angekommen. „Es kommt vor, dass die Menschen auf uns hinter ihren Fenstern warten und dann doch nach draußen kommen, und eine Spende machen oder die Kinder mit Süßigkeiten beschenken wollen“, sagt sie. Dann muss sie freundlich darauf bestehen, dass dies so nicht möglich ist.
Im Keller des Pfarrheims sitzt derweil Pastor André Kardas und faltet die letzten Segenspakete. Zwar haben die Eltern der Sternsinger seit der Woche vor Weihnachten begonnen, die Segenspakete zu packen, die im Gottesdienst am 6. Januar gesegnet wurden, doch noch immer fehlen ein paar Stück. „Ansonsten halte ich mich im Hintergrund und lasse die Messdiener machen, die machen das ganz toll“, lobt Kardas. In Hostenbach koordiniert Messdiener-Gruppenleiter Tobias Zelanti den Einsatz der kleinen Könige: „Sonst kommen mittags alle Gruppen zum gemeinsamen Mittagessen hier ins Pfarrheim, aber das geht in diesem Jahr leider auch nicht“, meint er.
Der ungewöhnlichen Situation können alle Beteiligten dennoch etwas Gutes abgewinnen: „Segenspakete werden wir auf jeden Fall auch im nächsten Jahr packen und einwerfen. Das ist ideal für die Haushalte, an denen wir niemanden antreffen“, meint Pastor Kardas. Auch habe man es in den vergangenen Jahren nie geschafft, alle Haushalte zu erreichen: Klingeln, Singen, Segenanbringen brauche eben mehr Zeit, als nur etwas in den Briefkasten zu werfen.
Zwei Straßen haben die vier kleinen Könige in einer Stunde geschafft, sieben liegen noch vor ihnen. „Im nächsten Jahr machen wir auf jeden Fall wieder mit“, rufen sie und ziehen weiter.
(uk)