Bischof Ackermann hat in der Chrisammesse die heiligen Öle geweiht :Symbol der Kraft Gottes als Geschenk für die Menschen

Trier – Das ganze Bistum ist vertreten in der Chrisammesse mitten in der Karwoche, am 16. April: Neben dem Domkapitel feiern Priester, Diakone und Seelsorger*innen, eine gewaltige Schar von 180 Ministrant*innen und zahlreiche Gläubige aus den Pfarreiengemeinschaften, Pfarreien und Pastoralen Räumen der Diözese den Festgottesdienst zur Weihe von Katechumenen-, Kranken- und Chrisamöl.
„So viele Messdiener habe ich noch nie gesehen“, staunt Celia aus der Pfarrei Obere Kyll, die mit einer Gruppe Kommunionkinder und Gemeindereferentin Anne Beckermann nach Trier gekommen ist. Die Neunjährige wird in der Osternacht getauft und kommt danach zu Erstkommunion. „Dafür wird schon das Öl verwendet, das heute geweiht worden ist“, weiß sie inzwischen und ist noch neugieriger und gespannter. Den Vorrat an heiligen Ölen neu aufzufüllen, damit sie das Jahr über in den Pfarreien und im Dom benutzt werden können, sei der Anlass für den Gottesdienst, erklärt Bischof Ackermann. Es sei aber nicht allein dieser praktische Zweck, dass so festlich und in großer Gemeinde gefeiert werde. Vielmehr gehe es um das Erinnern, „dass wir mit solchen Ölen gesalbt worden sind bei der Taufe, bei der Firmung, bei der Priesterweihe, manch einer vielleicht vor einer schweren Operation schon durch die Krankensalbung“. Momente, an die sich die meisten wohl nicht mehr erinnerten, was auch nicht weiter schlimm sei, sagt der Bischof in seiner Predigt. Denn: „Entscheidend ist, dass wir erinnert werden an das, was uns mit der Salbung geschenkt worden ist: der Heilige Geist.“
Unsichtbar wie der Heilige Geist

Unsichtbar wie der Geist Gottes, sei auch die heilende und kräftigende Wirkung der Öle und Salben. Gottes Geist, seine Kraft, gehe aber wie die Öle und Salben unter die Haut, „dringt in uns ein, wenn wir sie denn in unser Leben einlassen“, erläutert Ackermann. Das sei kein einmaliges Ereignis, sondern der Geist Gottes lebe in den Menschen. Mit der Salbung mit Gottes Geist sei es anders als bei Salben im Alltag, die nach gewisser Zeit ihre Wirkung verlieren: „Gottes Geistsalbung hat kein Verfallsdatum, sie verliert ihre Wirkung nicht“. Um dieser Kraft des Geistes Gottes im Leben nachzuspüren, lädt Bischof Ackermann ein, sich in Anlehnung an den Theologen Karl Rahner Fragen zu stellen: Spüre ich die Gewissheit, dass Jesus mir nahe ist? Habe ich schon einmal geschwiegen, obwohl ich ungerecht behandelt wurde? Erinnere ich mich an das beglückende Gefühl von Gemeinschaft und Einheit mit jemandem, mit anderen Christen? Die positive Antwort auf eine oder mehrere solcher Fragen könnte Erwachsene wie auch Kinder und Jugendliche auf das Wirken dieses göttlichen Geistes aufmerksam machen. Hilfreich dabei, die Kraft des Geistes als Geschenk Gottes zu verstärken, könne auch der Blick am Ende jedes Tages auf Situationen sein, in denen „ich über mich hinausgewachsen bin, über mich erstaunt bin und sehe: Da war noch eine andere Kraft mit im Spiel als meine eigene“.
Der Bischof zitiert zum Ende seiner Predigt eine aktuelle Umfrage eines Meinungsforschungsinstituts: Zwei Drittel der Befragten hätten auf die Frage, woran sie glauben, geantwortet: Ich glaube an die Kraft der Natur. Weniger als die Hälfte habe gesagt, dass sie an Gott glauben. Es sei, so betont er, keineswegs falsch, an die Kraft der Natur zu glauben. Als Christinnen und Christen aber glaubten wir „an die Kraft desjenigen, der diese Natur erschaffen hat, und an die Kraft des Geistes, den er uns geschenkt hat“. Wer daran glaube, könne diese Kraft Tag für Tag spüren.

Nach diesen Ausführungen werden in feierliche Prozession mit den Gaben auch die Ölgefäße zum Altar gebracht. Die Priester, denen die Öle anvertraut werden, würden in diesem Gottesdienst „besonders in die Pflicht genommen und erneuern ihr Weiheversprechen in Verantwortung für die Quelle der Salbung“, erläutert Bischof Ackermann. Katechumenen- und Krankenöl werden gesegnet. Das Chrisamöl bereitet der Bischof durch Zugabe von Balsam und Duftölen zu. Dabei dürfen ihm Kommunionkinder der Pfarreien Obere Kyll und Mettlach zuschauen und an den Düften schnuppern.
Im Anschluss an den Gottesdienst, den der Mädchenchor am Trierer Dom und die Trierer Domsingknaben unter Leitung von Christina Elting sowie Josef Still und Ulrich Krupp an den Orgeln festlich-musikalisch gestalten, werden die Ölgefäße in Prozession in die Helena-Krypta gebracht. Hier stehen Vertretungen der Pastoralen Räume geduldig an und lassen die heiligen Öle in die mitgebrachten Gefäße abfüllen – damit sie in diesem Jahr vor Ort in den Pfarreien verwendet werden können.