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Bischof Ackermann reagiert auf Essay von ZDF-Chefredakteur:„Tage der Demut“

Bischof Dr. Stephan Ackermann reagiert in einem offenen Brief auf die Analyse von ZDF-Chefredakteur Peter Frey in der Wochenzeitung "Christ und Welt".
Datum:
19. Feb. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Es sind „Tage der Demut“ für alle Beteiligten. Dieser Analyse von ZDF-Chefredakteur Peter Frey in der Wochenzeitung „Christ & Welt“ (Ausgabe vom 11. Februar, https://www.zeit.de/2021/07/kirchen-corona-pandemie-gottesdienst-beistand-glaube) stimmt Bischof Dr. Stephan Ackermann zu. Frey hatte in dem Essay unter anderem die Rolle der katholischen Kirche in der Corona-Pandemie analysiert. Ackermann hat Frey nun in einem offenen Brief geantwortet. Der Beitrag habe ihm gut gefallen, weil er nicht die Widersprüchlichkeiten verdecke, die sich aktuell in vielen Erfahrungen in Gesellschaft und Kirche finden, schreibt der Bischof.

Er stimme vielen Beobachtungen zu, so Ackermann, wolle aber auch einige Aspekte hinzulegen. Dass Frey der Kirche pauschal bescheinigt, „verzagt auf Tauchstation“ zu gehen, empfinde er als unzutreffend. Ackermann erinnert an die vielen Haupt- und Ehrenamtlich Engagierten in der Pastoral und den Pfarreiengemeinschaften, „die sich mit großer Kreativität darum bemühen, trotz äußerem Abstand in Kontakt zu bleiben, und das beileibe nicht nur über das Streaming von Gottesdiensten“. Natürlich gebe es auch die andere Seite, dass Menschen bestimmt seien von der Angst, etwas falsch zu machen und eine nie dagewesene Verantwortung zu übernehmen.

Die Thesen, dass die Bischöfe nicht hör- und sichtbar gewesen seien und die Deutungshoheit einer solchen Krise der Wissenschaft überlasse, lasse ihn ratlos zurück, schreibt Ackermann weiter. Seiner Wahrnehmung nach hätten nicht nur Bischöfe seit dem Ausbruch der Pandemie vielfach Anregungen angeboten, um die globale Krisensituation im Licht der Glaubensbotschaft zu sehen und dadurch Kraft zu ihrer Bewältigung zu gewinnen. „Natürlich beurteilen auch wir die Dinge nicht aus einer abgeklärten Distanz heraus, und es steht uns auch keine Art von göttlichem Sonderwissen zur Verfügung. Wie alle Zeitgenossen sind wir den aktuellen Verunsicherungen ausgesetzt.“ Umgekehrt wünsche er sich vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen über die üblichen Talkformate hinaus ein Angebot für Sinnsucher, das die Auseinandersetzungen und Akteure herausfordere.

Besonders angesprochen habe ihn, dass Frey im Verhältnis zwischen Staat und Bürgerinnen und Bürger vom „Erwachsenwerden“ spreche, schreibt der Bischof. In der Kirche spiele sich ähnliches ab: „Übersteigerte Erwartungen an Priester und Bischöfe fallen zusammen wie ein Kartenhaus.“ Damit wolle er in keinster Weise persönliches Fehlverhalten und klerikalistische Selbststilisierung entschuldigen. Aber er sehe im Katholischen oft „eine unheilige Allianz zwischen einem übersteigerten Selbstbild des Klerikers und überzogenen Erwartungen der Gläubigen“. Dieses System werde mit ungeheurer Wucht demaskiert. Insgesamt könne er also der Analyse der „Tage der Demut“ zustimmen: „Wenn wir uns das eingestehen, können wir es besser annehmen und zum Positiven wenden.“

Der Offene Brief von Bischof Ackermann ist im Wortlaut unter www.bistum-trier.de nachzulesen.

(JR)