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Neues Team betreut Katholische öffentliche in Bücherei in Fell:Treffpunkt und Kulturort in vielen Dörfern

Vom Eifelkrimi bis zum Liebesroman: Lesebegeisterte finden in den Katholischen öffentlichen Büchereien neues Lesefutter. Doch dahinter steht viel ehrenamtliche Arbeit: Zum Glück hat sich in Fell ein neues Team gefunden.
vlnr.: Gudrun Mergens-Lay, Helga Lindner, Wiltrud Gorges und Gisela Spieles
Datum:
9. Nov. 2024
Von:
Simone Bastreri

Fell – Über die knarrende Holztreppe der ehemaligen Schule von Fell geht es hinauf in den ersten Stock. Dort befindet sich hinter der nächsten Türe ein kleines, aber feines Reich der Bücher: Bis unter die Decke ragen die wenigen, aber gut sortierten Regale mit allem, was das Leser-Herz begehrt – vom Eifelkrimi bis zur Liebesschmonzette, sortiert nach Autorennamen. „Außer die Heimatromane, die haben wir hier extra in ein Regal gestellt, weil die bei vielen älteren Damen doch sehr beliebt sind und man dann nicht so lange suchen muss“, lacht Wiltrud Gorges. Die 63-Jährige engagiert sich schon seit über zehn Jahren ehrenamtlich in der Pfarrbücherei Fell. Seit kurzem hat sie neue Teamkolleginnen; gemeinsam wollen sie frischen Wind in die kleine Bücherei bringen. Seit einigen Jahren heißen die in vielen Orten liebevoll gepflegten und gehegten Bibliotheken „katholische öffentliche Büchereien“, kurz KÖB, damit deutlich wird: Das Angebot ist kostenlos und jeder ist hier willkommen, egal welcher Religionszugehörigkeit oder welchen kulturellen Hintergrunds. Rund 120 von ihnen gibt es Bistum Trier, die meisten davon in Trägerschaft der Kirchengemeinden. Sie werden von rund 1.100 Ehrenamtlichen geleitet und betreut. So wie in Fell, wo sich ein neues Viererteam gefunden hat.

Kindersitzcouch in der Bücherei Fell lädt zum Stöbern in den Kinderbüchern ein

KÖBs sind angewiesen auf Ehrenamtliche

Vor über 60 Jahren gegründet und zuerst von der Schwester des Pfarrers betreut, kümmerten sich später jahrzehntelang Alwisia Schmitt und Christa Kronz um die Pfarrbücherei, bevor sie aus Altersgründen 2023 aufhörten. Die Frage stand im Raum, ob sich noch einmal ein Team findet, das einmal wöchentlich und darüber hinaus mit anpackt, Bücher etikettiert, in den Katalog aufnimmt, sortiert und die Ausleihe organisiert. „Es wurde im Pfarrbrief und im Amtsblatt gesucht. Wir haben dann schnell untereinander gesagt, wenn wir wirklich mehrere Leute sind und uns gegenseitig unterstützen oder mal füreinander einspringen können, dann klappt das“, erinnert sich Helga Lindner (61). Sie ist seit Januar 2024 mit von der Partie, als das neue Team an den Start ging. Ein wenig Erfahrung habe sie schon gehabt, da sie als „Bücherei-Mama“ schon in der Bibliothek der Grundschule mitgearbeitet hatte. „Die Schulbücherei ist mit ein Grund, warum wir den Schwerpunkt hier in der KÖB jetzt mehr auf Vorschul- und Kindergartenkinder legen bei den Kindermedien“, erzählt sie. Durch eine Spende des Schützenvereins Fell soll es bald auch die bei Kleinkindern beliebten „Tonie-Figuren“ mit Hörspielen zur Ausleihe geben.

Kleiner Besucher in der KÖB Fell

Kinderecke, Knabbereien und digitaler Katalog

Als Lindner und ihre Mitstreiterinnen Gudrun Mergens-Lay (58) und Gisela Spieles (71) zu Gorges hinzustießen, wurde erst einmal renoviert. Und Lindner brachte ein kleines rotes Sofa von zu Hause mit, das jetzt mit einem Kuscheltier-Raben in einer Ecke einlädt, ein wenig in den Kinderbüchern zu stöbern, während sich die Erwachsenen umsehen. Auf den mit Etiketten, Aktenordnern und Büchern belagerten Bürotischen steht seither auch eine Etagere mit Keksen und Süßigkeiten bereit, von der die Lesebegeisterten sich bedienen dürfen. Das kommt gut an bei den langjährigen Kundinnen: „Es ist jetzt ein bisschen lockerer geworden, man bekommt jetzt sogar kleine Sachen angeboten, kann sich hier verwöhnen lassen und auch mal ‚ne Runde quatschen“, sagt Mathilde Gorges. Das wird an diesem Nachmittag in der KÖB Fell ganz deutlich: Über die reine Bücherausleihe hinaus ist sie ein Treffpunkt, ein sozialer Ort, an dem man sich wohlfühlt. „Als die wochenlang nach Leuten gesucht haben, war ich schon unendlich traurig, weil ich dachte: Ich gehe mein Leben lang dahin und jetzt soll sie vielleicht schließen“, erinnert sich Gorges. Sie selbst sei schon als kleines Mädchen von ihrer Oma „mitgeschleppt worden“ und bringe jetzt ihre eigenen Enkel mit. So geht es vielen der meist weiblichen Besucherinnen an diesem Tag. „Karl May-Bücher habe ich damals ausgeliehen, das weiß ich noch“, lacht Melitta Kostian. Mathilde Gorges kommt fast wöchentlich, außer, wenn sie mal „einen richtig dicken Schinken mit“ habe. Und das Büchereiteam gehe auch auf individuelle Wünsche ein, lobt sie. „Weil ich eben schon so lange herkomme, haben die Damen extra für mich das neuste Buch von Charlotte Link bestellt; das lesen meine Tochter und ich so gerne.“

Etagere mit Süßigkeiten

Angebot kostenlos und für alle

Helga Lindner erklärt, dass eine Mammutaufgabe noch vor dem Team liegt: Die Digitalisierung des kompletten Buchbestands. „Es ist richtig viel Arbeit, zwei Regale haben wir bereits geschafft. Das alles läuft ja neben oder während der Ausleihe. Aber die Kunden sind sehr geduldig mit uns.“ Beratung und Fortbildungen bekommen die Frauen bei der Fachstelle für Büchereiarbeit des Bistums Trier. Hier hat Lindner auch einen Kurs für Bibliothekssoftware besucht. „Wir überlegen auch engere Kooperationen, zum Beispiel mit Föhren, wo wir mal ganze Buchpakete austauschen können.“ Angeschafft werden die Bücher über ein Budget, das aus einem festen Betrag des Bistums und der Ortsgemeinde besteht. Hinzu kommen kistenweise Bücherspenden – derzeit so 300 bis 400 Stück, schätzt Lindner. Während früher noch mit einer Mitgliederkarte ausgeliehen wurde, braucht es die heute nicht mehr, das Buch wird einfach im Katalog als ausgeliehen markiert. „Unser Angebot ist wirklich sehr niedrigschwellig, im Internet können Bücher jetzt auch vorbestellt werden und wir reservieren sie.“ Die Team-Frauen sind teilweise noch berufstätig und haben mit Enkelbetreuung, anderen Ehrenämtern und Büchereiarbeit selbst manchmal kaum Zeit zum Lesen, lachen sie. „Deshalb freuen wir uns natürlich auch über Menschen, die uns im Team noch verstärken wollen“, sagt Wiltrud Gorges. „Und natürlich über unsere Kundschaft – die macht das Ganze ja erst lebendig. Es dürfen aber gerne noch mehr Menschen kommen.“

Info:

Am 4. November feiert die katholische Kirche das Namensfest des heiligen Karl Borromäus. Der Erzbischof von Mailand (geboren 1538) ist Patron der Katholischen Öffentlichen Büchereien. 1926 führte die Bischofskonferenz den „Borromäussonntag“ ein, der jeweils am Sonntag nach dem 4. November stattfindet und heute „Buchsonntag“ heißt. An diesem Tag stehen die Katholischen Öffentlichen Büchereien im Fokus und zeigen, was sie so alles anbieten, von Büchern über Filme, Hörbücher bis hin zu Kindermedien.