Bischof Ackermann feiert Gottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten:Übermaß an Friedfertigkeit gegen Übermaß an Gewalt
Trier – „Dem Übermaß an Gewalt in der Welt müssen wir ein Übermaß an Dialogbereitschaft, Güte und Friedfertigkeit entgegensetzen.“ Dazu hat Bischof Dr. Stephan Ackermann am 14. April bei den Heilig-Rock-Tagen in Trier aufgerufen. Er feierte einen Gottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten, die auf Einladung des katholischen Militärdekanates Köln mit ihren Angehören nach Trier gepilgert waren. Letztlich sei es Soldaten zu verdanken, dass das Bistum den Heiligen Rock, die Tunika Christi, als Reliquie beherbergen könne. Denn im Evangelium heißt es, dass die Soldaten das Los um Jesu Untergewand warfen und es nicht zerteilten, wie es damals üblich war. Auch Landräte und Oberbürgermeister der kreisfreien Städte im Bistum Trier feierten den Gottesdienst mit.
Die Aufforderung Jesu, seine Feinde zu lieben und auch die andere Wange hinzuhalten, sei „harte Kost“, sagte Ackermann – „Wer soll das leben können?“ Die Worte muteten naiv und weltfremd an. Dabei habe Jesus das Böse in der Welt nicht ausgeblendet. Vielmehr habe er gewusst: Mit einer reinen Machtdemonstration und mit Gegengewalt lasse sich die Welt im Tiefsten nicht zum Guten verändern. Gewalt könne nur das äußerste und ein augenblickliches Mittel sein – und müsse eingebunden sein in politische Konzepte, in „Perspektiven des Friedens“. Damit das Gute die Überhand gewinne, brauche es das „überraschende Mehr“, sagte Ackermann. Die Kraft dazu dürften Christen aus ihrem Glauben ziehen: „Wir stehen mit unserem guten Willen, aber auch unseren Grenzen nicht alleine. Mit Gott an unserer Seite werden wir die Kraft gewinnen für das Übergewicht an Gutem.“ Jesus habe alles gegeben, selbst sein Leben. Menschlich betrachtet scheine das wie eine Niederlage. Aus der Perspektive von Ostern jedoch sei es ein Sieg: Jesus hat sein Leben gegeben und hat sich das Leben schenken lassen vom Vater.
Ackermann rief den Gläubigen die Mantelteilung des Soldaten Martin vor den Toren Amiens in Erinnerung – die Kirche feiert in diesem Jahr den 1.700 Geburtstag des Heiligen. „Das ist Friedenserziehung“, betonte der Bischof. Diese Geste habe Europa geprägt und habe die Kraft, die Herzen der Menschen zu verändern. „Das ist die Wahrheit des Evangeliums, der Realismus Jesu.“ Er bat in dem Gottesdienst, bei dem 14 Soldaten den Ministrantendienst versahen, um den Segen Gottes für den Dienst der Soldatinnen und Soldaten als „Diener des Friedens“ in ihrem Auftrag zur Bewahrung und Wiederherstellung des Friedens.
Militärdekan Msgr. Rainer Schnettker zeigte sich froh darüber, dass die Tradition der Wallfahrt der Militärseelsorge wieder auflebe. Es sei wichtig, „zur Besinnung zu kommen, durchzuatmen, sich neu auszurichten.“ Für die Militärseelsorge stelle sich die Frage, wie es zu schaffen sei, in diesem Berufsfeld den Glauben zu erwecken und lebendig zu halten. Im Vorfeld des Gottesdienstes hatte sich Bischof Ackermann mit den Soldatinnen und Soldaten zum Austausch getroffen. Die Flüchtlingshilfe und die Bistumssynode waren Themen des Gesprächs. Er dankte für den Dienst, auch unter schwierigen Bedingungen, und sicherte den Frauen und Männern seine Unterstützung zu, wenn es darum gehe, in Politik und Gesellschaft um Rückhalt für den Einsatz in der Terrorismusbekämpfung und der Friedensarbeit zu werben.