Podiumsdiskussion befasst sich mit der Integration von Flüchtlingen:„Unsere Stärken zusammenbringen“
Wie kann die Integration von Flüchtlingen gelingen? Mit dieser Frage hat sich eine Podiumsdiskussion bei den Heilig-Rock-Tagen beschäftigt.
Torsten Jäger, Bruno Sonnen, Stefan Weinert, Dr. Georg Bätzing und Angelika Birk (vlnr) auf dem Podium.
Datum:
17. Apr. 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Trier – Wie kann die Integration von Flüchtlingen gelingen? Mit dieser Frage hat sich eine Podiumsdiskussion am 16. April beschäftigt, zu der das Dekanat Trier bei den Heilig-Rock-Tagen in die Trierer Dom-Information eingeladen hatte. Im Gespräch mit Stefan Weinert (Rundfunkabteilung im Bistum Trier) legten Generalvikar Dr. Georg Bätzing, Bruno Sonnen (Katholikenrat Bistum), Triers Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Angelika Birk und der stellvertretende Geschäftsführer des Initiativausschusses für Migrationspolitik in Rheinland-Pfalz, Torsten Jäger, ihre Sicht auf die aktuelle Flüchtlingspolitik dar. Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer, dass der Zustrom an Flüchtlingen unglaublich viele Ehrenamtliche mobilisiert und unentdeckte Kräfte geweckt habe. Mit Blick etwa auf die enge Zusammenarbeit von Caritas und Pastoral sagte Bätzing. „Auf einmal war klar: Das kann niemand alleine schaffen!“ Auch Birk ist vom Engagement der kirchlichen Verbände begeistert. Sie seien eine große Hilfe in der Flüchtlingsarbeit: „Die Kirche war immer auch ein Ort der Schiffbrüchigen.“ Bätzing stimmte zu: „Christen sind da für Menschen in Not. In den letzten Jahren hat das Ansehen der Kirche gelitten. Ihr wurde vorgeworfen, sich nur um sich selbst zu kümmern. Die Flüchtlingssituation hat uns eine ganz praktische Aufgabe gegeben, an der wir wachsen können.“ Trotz der großen Bereitschaft der Menschen sich zu engagieren, hätten viele Ehrenamtliche das Gefühl, an ihre Grenzen zu kommen. „Auf Dauer kann dieses Engagement nicht aufrecht erhalten bleiben“, gab Sonnen zu bedenken. Deshalb sei es so wichtig, den Ehrenamtlichen Hauptamtliche an die Seite zu stellen und sie im „Asyldschungel“, wie Jäger es nannte, nicht alleine zu lassen. Außerdem müsse auf die Selbstorganisation von Flüchtlingen gesetzt werden: Wo und wie können Flüchtlinge sich selbst für ihre Rechte und ihre Integration stark machen; wo können ihnen schon länger in Deutschland Lebende zur Seite stehen. „Alleine lassen dürfen wir sie aber nicht“, meinte Jäger. Für eine gelingende Integration sieht der Migrationspolitiker drei wesentliche Punkte: Flüchtlinge müssten die deutsche Sprache lernen. Auch müsse der Zugang zu Arbeit vereinfacht werden. Sogenannte Ein-Euro-Jobs seien keine dauerhafte Heranführung an den Arbeitsmarkt. Dem stimmte Birk zu. Flüchtlingen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erschweren, fördere illegale Beschäftigungen. „Wer nicht legal arbeiten kann, arbeitet schwarz!“ Als dritte Voraussetzung nannte Jäger die Gleichbehandlung von Asylsuchenden und die Anerkennung, dass sie die gleichen Bedürfnisse wie in Deutschland geborene Menschen haben. Dass Flüchtlinge beispielsweise vor Betreten eines Schwimmbades die Hausregeln unterschreiben müssten, wie es in einigen Bädern bereits Praxis sei, sei das Gegenteil von Gleichberechtigung. Zuhörer Raphael Kupczik vermisst eine klare Haltung der Kirchen gegenüber rechtsradikalen Strömungen. Sie sollten sich einmischen, „wenn wieder ein Asylbewerberheim brennt.“ Die Haltung der Kirche sei ganz klar, Menschen in Not nicht mit Gewalt, sondern mit Nächstenliebe zu begegnen, erwiderte Bätzing. „Eine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche und in der AfD wirft meiner Meinung nach Fragen auf. Das muss man erstmal erklären können.“ Sonnen sagte, die Bischöfe äußerten sich fast täglich zu AfD und Pegida. Die Frage sei eher, ob sie mit ihren Aussagen überhaupt noch zu den Menschen durchdringen. Birk war es wichtig, nicht immer die negativen Aspekte der Flüchtlingssituation zu suchen: „Ich sehe die vielen Menschen, die zu uns kommen, als Chance. Unsere Städte wären viel langweiliger und weniger bunt ohne sie.“ Am Ende der Podiumsdiskussion machte sie deutlich, dass die Frage nach der Integration von Flüchtlingen eine langfristige sei: „Um all die Menschen zu integrieren, müssen wir schauen, wie wir unsere Stärken zusammenbringen. Dazu werden wir immer wieder reden müssen. Das kann ermüdend sein, aber ich finde es auch bereichernd.“