Aktion "Zeichen setzen" während des Saarbrücker Altstadtfests:„Unsichtbare“ Behinderungen sichtbar machen
Saarbrücken – Nur sieben Prozent aller Behinderungen sind sichtbar – doch werden in der Debatte um Teilhabe und Inklusion die anderen sogenannten „unsichtbaren“ Behinderungen – dazu zählen etwa länger anhaltende psychische und seelische Beeinträchtigen – oft übersehen. Auf sie möchte das Projekt „Zeichen setzen“ während des Saarbrücker Altstadtfests vom 12. bis 14. Juli unter dem Motto „The Power of Music“ aufmerksam machen. Unterstützt wird die Aktion der Landeshauptstadt und der Initiatorinnen Katrin Bühring und Maike Freiberg von „KaMa mittendrin“ vom kirchlichen Begegnungsort welt:raum.
Das Altstadtfest ist vor allem wegen seines bunten Bühnenprogramms berühmt und lockt jedes Jahr mehrere tausend Besucher. Nachdem im letzten Jahr Kommunikationsbeeinträchtigungen im Fokus standen, liegt das Augenmerk erstmals auf den Belangen von Menschen mit „unsichtbaren“ Behinderungen. Für sie gibt es ein neues Umhängeband. „Es soll das Unsichtbare ,dezent‘ sichtbar machen und Träger*innen helfen, sich an gut besuchten Orten wohlzufühlen, mehr Rücksicht zu erfahren oder einen separaten Bereich vor den Haupt-Bühnen nutzen zu können“, betonen Bühring und Freiberg. Die Badges mit dem gut sichtbaren Band in orange werden im welt:raum ausgegeben. „Der welt:raum ist bereits seit Jahren während des Altstadtfestes ein beliebter Ort, um während des Trubels mal zur Ruhe kommen zu können“, sagt Pastoralreferentin Bettina Wagner. Daher unterstütze man das Anliegen, auf unsichtbare Krankheiten aufmerksam zu machen und Betroffenen eine für sie geeignetere Teilhabe zu ermöglichen. Das Umhängeband kann im welt:raum unbürokratisch, ohne Nachweise, kostenfrei abgeholt werden.
Darüber hinaus organisieren Bühring und Freiberg die partizipativen Mitmach-Aktionen Kraftbaum, Kraftschilder und Kraftbanner. Im Fokus stehen die Fragen „Welche Kraft hat Musik für dich? Wie hat Musik dir bei einer länger andauernden „dunklen Lebensphase“, einer länger andauernden psychischen Erkrankung oder unsichtbaren Behinderung geholfen?“ Besucherinnen und Besucher des Altstadtfestes werden in den Aktionen im Innenhof der Basilika St. Johann dazu eingeladen Liedzeilen, Zitate oder Anekdoten aufzuschreiben und miteinander zu teilen.
Welche verbindende Kraft wohnt der Musik inne? Warum ist Musik evolutionsbedingt nicht ausgestorben? Was passiert neurologisch, wenn Menschen gemeinsam Musik hören? Welche Möglichkeiten kann Musik bieten für Menschen mit unsichtbaren Behinderungen, aber auch im Rahmen der gesundheitlichen Prävention? Das sind die Fragen, über die ein Podium am 13. Juli um 16 Uhr an der Wandelhalle der Basilika diskutiert. Geladene Gäste sind Dr. Sabine Dengel (Dezernentin für Kultur, Bildung und Jugend), Dr. Daniela Sammler (Neurowissenschaftlerin, Max Planck Institute für empirische Ästhetik), Starpianistin Anny Hwang, Minister Dr. Magnus Jung (Minister für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit des Saarlandes), Musiker Jonas Mich, (Blum), Suzanne Dowaliby (Sängerin und Gesangs-Coachin Your Music. Your Voice), Prof. Dr. Anne-Katrin Jordan (Professorin für Musiktherapie und Musikpädagogik) und Tobias Raab (Dezernent für Wirtschaft, Soziales und Digitalisierung) Moderation: Benjamin Kelm.