Internationaler Museumstag:Unterwegs auf den Spuren der Vergangenheit
Trier. In Scharen strömen an diesem Sonntag die Gäste in die fünf Trierer Museen. Die locken mit hochkarätigen Sammlungen und aktuellen Sonderausstellungen zu Spuren der Vergangenheit. Im Museum am Dom ist Gudrun Ambré hochzufrieden: Seit dem Mittag geben sich die Museumsbesucher gegenseitig die Klinke in die Hand. „Wir haben sehr viel Betrieb“, sagt sie.
Das Besucheraufkommen ist höher als an normalen Sonntagen.
Marian Modemann
Ähnlich die Situation in der Schatzkammer der Wissenschaftlichen Bibliothek. Hier ist man schon seit 10 Uhr für die Gäste da. „Das Besucheraufkommen ist höher als an normalen Sonntagen“, registriert Marian Modemann. Das ist auch kein Wunder, hält die Schatzkammer doch ein gerade ganz besonders aktuelles Exponat bereit: das Ada-Evangeliar. Die Bilderhandschrift des Neuen Testaments, die vor rund 1.200 Jahren in der Malerschule am Hofe Karls des Großen entstand, ist seit dem 18. Mai offiziell Teil des Unesco-Weltdokumentenerbes (der „Paulinus“ berichtete).
Strömen nun alle in die Schatzkammer, um das berühmte Werk mit eigenen Augen zu besichtigen? Marian Modemann hat so seine Zweifel. Ja, es stimme schon, dass die damit einhergehende Berichterstattung der Handschrift einen hohen Bekanntheitsgrad vermittelt habe. Dennoch – nur einer von zehn Besuchern frage explizit nach dem Kunstwerk, antwortet er. Vermutlich liege das aber auch daran, dass das prachtvolle Ada-Evangeliar zusammen mit dem Egbert-Kodex – der älteste erhaltene neutestamentliche Bildzyklus mit Darstellungen aus dem Leben Christi – schon seit langem in der Schatzkammer zu bewundern ist.
Ikonen sprechen in Trier lebende Ukrainer an
So alt sind die Kunstwerke nicht, die im Museum am Dom im Interesse der Besucher stehen. „Viele Gäste kommen vor allem wegen der derzeitigen Sonderausstellung ‚… geschrieben auf Munitionskisten. Ikonen gegen den Krieg‘ – eine Ausstellung, die ganz besonders auch die in Trier lebenden ukrainischen Mitbürger anspricht“, erklärt Gudrun Ambré. Und in der Tat, im Foyer des Museums warten vor allem viele ukrainische Frauen. „Gleich startet eine Führung in ukrainischer, danach eine in deutscher Sprache“, informiert die Museumsmitarbeiterin.
Die ukrainischen Künstler Oleksandr Klymenko und Sofia Atlantova haben 2014, als Russland die Krim besetzte, begonnen, Heiligenbilder auf russische Munitionskisten zu malen. Aus Behältern für Kriegsgerät schufen sie damit göttliche Bilder. Ein Thema, das seither an Aktualität nichts verloren hat. Zusammen mit Ikonen aus dem Museumsbestand sind die eindrucksvollen Kunstwerke noch bis 23. Juli zu sehen. Auch in den anderen Trierer Museen, im Rheinischen Landesmuseum, Stadtmuseum Simeonstift und Karl Marx-Haus – ist das Interesse der Gäste an diesem Tag groß. Jedes Haus hat ein Konzept und Programm, das dem gemeinsamen Motto „Museum mit Freude entdecken“ gerecht wird.