Daniela Schmitt leitet mit ihrem Team den Pastoralen Raum Schweich:Verbindlich führen – ohne Gepolter

Trier/Ehrang/Schweich – Frauen in kirchlichen Leitungspositionen sind rar gesät? Bis vor einigen Jahren musste man diese Frage noch bejahen. Inzwischen hat sich einiges getan in Sachen weiblicher Führung in den deutschen Diözesen. Die Pastoralen Räume im Bistum Trier etwa werden von Teams geleitet, in denen Männer und Frauen gemeinsam Verantwortung übernehmen. Eine von ihnen ist Daniela Schmitt, seit knapp einem Jahr Mitglied im Leitungsteam (LT) des Pastoralen Raums Schweich. Dort sorgt die 38-jährige Volljuristin dafür, dass der Verwaltungsappart läuft und die Finanzen stimmen.
Mehr Sichtbarkeit für Frauen in Führungsverantwortung
Schmitts Wirken „im Hintergrund“ garantiert, dass die pastoralen Mitarbeitenden ihre Arbeit machen können. „Mein Aufgabenbereich ist sehr vielfältig: Zum Beispiel das Erstellen von Haushaltsplan, Jahresabschluss und Beschlussfassungen, Vertragsgestaltung, aber auch das Anmieten von Räumen und die Vorbereitung von Veranstaltungen“, erklärt die Ehrangerin. Außerdem steht dieses Jahr die Vorbereitung für den Personalübergang des nichtpastoralen Personals, also Küster, Organisten, Reinigungskräfte, Hausmeister und Anlagenpfleger, an. Ab Anfang 2026 wird Schmitt die Personalverantwortung für diese rund 60 Mitarbeitenden tragen. Ihre Expertise in Sachen Arbeitsrecht ist dabei ganz klar von Vorteil.
Für manche sei es anfangs ungewohnt gewesen, dass eine Frau in kirchlichen Belangen mitbestimme, denn früher war das letzte Wort allein den Klerikern vorbehalten. Ein konkretes Beispiel: Es komme immer mal wieder vor, dass bei offiziellen Terminen „der Herr Pfarrer“ explizit begrüßt werde, die anderen LT-Mitglieder aber ausgeblendet würden. Viele Ehrenamtliche hingegen hätten weniger Schwierigkeiten mit der Umstellung auf die Leitung durch ein Team gehabt, erzählt Schmitt. „Viele haben sich darüber gefreut, dass es nun weitere Ansprechpersonen gibt, an die sie sich wenden können.“
Frauen in Leitungspositionen sollten generell sichtbarer werden – und diese Sichtbarkeit auch einfordern, findet Schmitt, die nicht nur im Beruf Verantwortung für andere Menschen trägt. In ihrer Freizeit widmet sich die junge Frau der Pflege und Betreuung ihrer Großmutter, mit der sie unter einem Dach lebt. Ihre Position erlaubt ein gewisses Maß an Flexibilität, sodass sie Familie und Beruf gut unter einen Hut bekommt. „Die Möglichkeit, mich um meine Großmutter zu kümmern, für sie da zu sein: Das ist etwas, das ich sehr schätze. Dafür muss man auch dankbar sein, denn es gibt andere Arbeitgeber, bei denen das nicht so ist.“ Die Gesellschaft müsse insgesamt offenerer werden für neue Modelle am Arbeitsmarkt. Denn Berufstätige, die Kinder erziehen oder Angehörige pflegen, würden von der Politik viel zu wenig beachtet. „Klar, es braucht geregelte Strukturen, das ist wichtig“, erläutert sie. Zugleich sei es aber von unschätzbarem Wert, etwa die Arbeitszeiten flexibler gestalten zu können oder Leitungsverantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. „Wenn man sich die Struktur der Leitungsteams anschaut, merkt man, dass die Stärken, die jeder im Team mitbringt, bestmöglich eingesetzt werden. Aufgaben, die mir nicht so gut liegen, können meine Kollegen übernehmen – und andersherum.“
Leiten mit Handicap: „Mutig und offen sein!“
Stimmen die Voraussetzungen, steht der Karriere nichts mehr im Weg. Selbst ein Handicap muss kein Hindernis sein, wie Schmitt aus eigener Erfahrung weiß. Während sie fürs Abitur paukt, wird bei ihr eine fortschreitende Augenerkrankung diagnostiziert, die das Sehvermögen der jungen Frau sukzessive verringert. Inzwischen ist sie zu 80 Prozent schwerbehindert. Für Schmitt war die Behinderung aber nie ein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen, selbst wenn mal Gegenwind kam. Als sie nach dem Studium auf Jobsuche war, habe ihr die Agentur für Arbeit etwa vor allem Stellen vorgeschlagen, die weit unterhalb ihrer Qualifikation lagen. Als sich bei ihr dann nach einigen Jahren Berufserfahrung als Volljuristin die Idee konkretisierte, selbst Führungskraft zu werden, nahm sie an dem Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ des Hildegardis-Vereins teil. Sie wollte prüfen, ob sie den Herausforderungen, die eine Führungsposition mit sich bringt, gewachsen sei. Ihr Fazit? „Man soll sich trauen, mutig und offen sein, und Vertrauen in sich selbst haben.“
Mit Blick in die Zukunft hat Schmitt genaue Vorstellungen, wie die Kirche für die Menschen im Pastoralen Raum da sein kann. Eines ihrer Hauptanliegen ist es, vor Ort Räume zu erhalten und zu schaffen, in denen man sich wohl und sicher fühlt. Ein konkretes Beispiel kommt wie aus der Pistole geschossen: die Katholischen Öffentlichen Büchereien. „Lesen ist cool! Es ist wichtig, jungen Menschen, und zwar schon den ganz Kleinen in Kita und Grundschule, Bildung zu vermitteln und ihnen Räume zu schaffen, wo sie gern hinkommen.“ Um ihren Einflussbereich künftig so zu gestalten, dass vor allem die Schwächeren in der Gesellschaft, wie Kinder und Senioren, nicht auf der Strecke bleiben, setzt Schmitt auf einen verbindlichen und ruhigen Führungsstil „ohne Gepolter“. Angesprochen auf Einstellungsquoten ist Schmitt gleichermaßen realistisch wie optimistisch: „Ich glaube, eine Quote ist aktuell noch erforderlich.“ Institutionen und Arbeitgebende seien dadurch nämlich gezwungen, ihren Blick mehr auf die Frauen zu richten. „Wenn man es dann geschafft hat, Frauen zu etablieren, auch als Vorbild, wird es einfacher sein, weitere Frauen zu gewinnen. Ich hoffe, dass es in der Zukunft dann keiner Quote mehr bedarf. Ich selbst habe zwar eine Beeinträchtigung, und die ist nicht gering. Aber mit dem, was ich jeden Tag leiste, zeige ich, dass ich den Anforderungen gewachsen bin.“
Die Leitungsteams der Pastoralen Räume im Bistum Trier
In den Leitungsteams der 34 Pastoralen Räume im Bistum Trier arbeiten insgesamt 98 Personen, davon 74 Männer und 24 Frauen. Jedes Leitungsteam hat bis zu drei Mitglieder, davon muss eines ein leitender Pfarrer (Dekan) sein.
Podcast-Folge mit Daniela Schmitt
Im Gespräch mit Inge Hülpes für den Podcast „himmelwärts und erdverbunden“ erzählt Daniela Schmitt, wo sie schon mal übergegangen wird bei der Begrüßung; wie sie dafür sorgt, dass sie ernst genommen wird; und was ihr dabei hilft - passend zum Internationalen Frauentag am 8. März.