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Mitarbeitende der TelefonSeelsorge Trier feiern mit Bischof 50. Jubiläum:Verlässlichkeit und Treue in einer projektorientierten Welt 

Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende der TelefonSeelsorge Trier feiern zusammen mit Bischof Stephan Ackermann das 50. Jubiläum.
Die TelefonSeelsorge Trier feiert Jubiläum.
Datum:
26. Mai 2025
Von:
Inge Hülpes/Judith Rupp

Trier – Vor 50 Jahren klingelte zum ersten Mal das Telefon bei der TelefonSeelsorge (TS) Trier. Seitdem sind haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende rund um die Uhr an allen Tagen der Woche anonym und kostenlos erreichbar für Menschen, die in einer Krise stecken, Hilfe suchen oder einfach über ihre Sorgen sprechen möchten. Zum Jubiläum würdigten der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann und der TS-Diözesanbeauftragte Dirk Hennen das Engagement des 70-köpfigen Teams. Nach einem Festakt am 23. Mai in der Cafeteria des Bischöflichen Generalvikariates gab es einen Wortgottesdienst im Trierer Dom.  

Die Leiterin der TS Trier, Stephanie Schneider, gab einen kurzen Überblick über die Historie der Einrichtung und hob einzelne Wegmarken hervor wie den Umzug in die Räumlichkeiten in die Gerty-Spies-Straße, aber vor allem auch thematische Schwerpunkte wie die Seelsorge während der Corona-Pandemie und im Nachgang der Trierer Amokfahrt. Sie bedankte sich bei den anwesenden Ehrenamtlichen, „die Tag und Nacht, ganz konstant und beständig immer da waren“. Die TS sei eine Stelle, in der Ehrenamtliche miteinander verbunden bleiben und Menschen ehrenamtlich füreinander da sind – über eine lange Zeit hinweg. „Autonomie lassen und Bindung zulassen – in diesem zunehmenden Rauschen der Welt“ – so umreißt Schneider die Kunst des Zuhörens im Alltag der TelefonSeelsorge. 

Durch Zuhören neue Perspektive ermöglichen 

Bischof Ackermann im Gespräch mit Ehrenamtlichen der TelefonSeelsorge

„Die TelefonSeelsorge ist ein genuines Feld der Seelsorge“, betonte Bischof Ackermann. Die Seelsorge habe jedoch kein ‘Copyright’: Seelsorge sei kein geschützter Begriff. „Wir haben als Kirchen kein Monopol darauf, aber ein bestimmtes Verständnis davon. Allein schon durch das Zuhören gewinnen Menschen eine andere Perspektive auf ihr Leben und erhalten Trost.“ Dabei brauche es Professionalität. Die Verbindung von Professionalität im Hauptamt und dem Engagement der Ehrenamtlichen, die gewillt seien, sich speziell für diesen Dienst qualifizieren zu lassen, sei in der TelefonSeelsorge besonders stark. „Sie legen mit ihrem Engagement ein Zeugnis ab von Verlässlichkeit und Treue in einer projektorientierten Welt. Das ringt mir wirklich Achtung ab“, so der Bischof zu den Ehrenamtlichen.  

Eine Ehrenamtliche, inzwischen Rentnerin, blickt auf drei Jahrzehnte ehrenamtlichen Engagements bei der TS Trier zurück. Früher hätten vorwiegend Kinder und Jugendliche angerufen, inzwischen seien es Menschen aller Altersgruppen, die sich an die TS wenden. „Die Gespräche sind sehr ernst, sehr offen.“ In den vergangenen Jahren riefen zunehmend Menschen an, die von Einsamkeit und Depressionen betroffen seien, berichtet sie. Den Antrieb für ihr Engagement leite sie auch von einer christlichen Haltung heraus ab. 

„Dass wir ein gutes Rüstzeug bekommen und uns stetig weiterentwickeln können, dass wir darauf vertrauen können, dass wir nicht allein gelassen werden, verdanken wir den Hauptamtlichen“, lobt ein Ehrenamtlicher, der seit knapp 10 Jahren dabei ist und vorwiegend im E-Mail-Kontakt tätig ist. „Ein Gespräch ist für mich positiv verlaufen, wenn mir jemand zum Schluss rückmeldet, dass er sich verstanden fühlt“, resümiert eine Ehrenamtliche. Ihre Sitznachbarin fügt hinzu: „Ich merke immer wieder, wie wichtig es für die Menschen ist, mit jemandem vertraulich und anonym sprechen zu können.“  

Insgesamt wünschen sich die Ehrenamtlichen mehr Sichtbarkeit – nicht für sich selbst, sondern für die TelefonSeelsorge als Teil der kategorialen Seelsorge. Die TS werde oft nicht wahrgenommen und sei schwer zu verorten, eben weil die Mitarbeitenden ihren Dienst anonym leisteten. Man könne nur indirekt dafür werben, sich dorthin zu wenden oder sich selbst zu engagieren, so eine Ehrenamtliche. Zudem bedaure sie, dass die TelefonSeelsorge oft nicht mehr mit Kirche in Verbindung gebracht werde. 

Etwas von der Güte Gottes spürbar werden lassen 

Bischof Stephan Ackermann, Heike Hoffmann, Sandra Paulke, Stephanie Schneider, Anja Wallerius und Dirk Hennen (vlnr.)

Im Wortgottesdienst lud Bischof Ackermann die Festgäste ein, “mit dem Begegnung zu haben, der immer für uns ein offenes Ohr hat”. Wer aus dem Glauben lebe und den Telefon-Dienst tue, wisse: “Wenn ich nach einem Gespräch eine Situation und den Menschen ‘loslasse’, dann lasse ich ihn nicht ins Dunkle gehen. Wir können uns bei Gott in seiner Macht und Liebe bergen”. Die biblische Erzählung vom Zöllner Zachäus, der von Jesus im Baum entdeckt wird und bei dem Jesus zu Gast sein will, sei “exemplarisch für die Begegnung zwischen Mensch und Mensch, aber auch zwischen Mensch und Gottessohn”: Mit der “Diagnostik des Herzens” schaffe Jesus einen Raum, in dem Zachäus sich öffnen kann. So gehe es auch in den Begegnungen am Telefon darum, dass die Anrufenden spüren, dass sie gesehen werden. Er dankte den ehrenamtlich Engagierten dafür, dass “Sie etwas spürbar werden lassen von der Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes”.  

Ursprünglich zur Suizidprävention gegründet, ist die ökumenisch getragene TelefonSeelsorge in Deutschland durch über 100 Stellen bundesweit 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr gebührenfrei und anonym unter der Telefonnummer 0800 111 0 111 erreichbar. Bei der TelefonSeelsorge Trier engagieren sich knapp 70 ehrenamtliche Mitarbeitende, die ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte haben. Für diese Aufgabe werden sie über ein Jahr lang sorgfältig ausgebildet. Vier hauptamtliche Kräfte – neben der Leiterin der TS Trier Stephanie Schneider arbeiten dort zwei Psychologinnen und eine Sekretariatskraft – stehen für den Erstkontakt zur Verfügung, unterstützen die ehrenamtlich Mitarbeitenden in ihrem Dienst am Telefon oder der Mailseelsorge und bieten auch persönliche Gespräche in der Beratungsstelle an. Die Büroräume der TS Trier sind in der Gerty-Spies-Straße 7 in Trier; das Sekretariat ist erreichbar via Tel.: 0651-72273 und E-Mail: mail@telefonseelsorge-trier.de. Weitere Informationen gibt es auf www.telefonseelsorge-trier.de.