Das Handwerk hilft :Vom tiefen Glauben beeindruckt
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Trier - Das Handwerk hilft – eine Aussage, der normalerweise jeder zustimmen würde. In diesem Fall aber ist der Name Programm: Seit zehn Jahren unterstützt der ursprünglich von Schreinern ins Leben gerufene Verein gleichen Namens in Ruanda das von den Salesianern Don Boscos geleitete Zentrum „Centre des Jeunes“. Das befindet sich in Gatenga, einem Stadtteil der Hauptstadt Kigali. Der Verein finanziert Lehrergehälter und hilft bei der Ausstattung von Lehrwerkstätten. Zudem werden Ausbildungsstipendien vergeben, Internatskosten übernommen und Ausbilder geschult.
Jedes Jahr geht es für eine Woche nach Kigali
Jährlich reisen bis zu acht Lehrlinge mit ihren Ausbildern aus der Region Trier-Saarburg für eine Woche nach Kigali. Bei einer Veranstaltung im Fachhandelshaus „Hees & Peters“, das zu den maßgeblichen Unterstützern des Projekts gehört, haben die angehende Bauzeichnerin Jasmina Zwank und die künftige Tischlerin Elisa Hotz, untermalt durch Fotos und kleine Filme, von ihrem jüngsten Besuch in Afrika berichtet.
Viele junge Menschen haben sich über die Ausbildung ein Leben aufgebaut.
Peter Böhm, Vorsitzender von „Handwerk Hilft“
In Ruanda beträgt das Durchschnittsalter knapp 19 Jahre, die Lebenserwartung 58 Jahre, das Durchschnittseinkommen im Jahr 890 Euro, die Arbeitslosenquote 13 Prozent. Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen des Landes, in dem der Völkermord von 1994 noch immer nachwirkt, sind Halb- oder Vollwaisen, vor allem durch Krankheiten wie Aids, Malaria und Tuberkulose.
Im „Centre des Jeunes“, das 1976 im Distrikt Gatenga gegründet wurde, werden binnen eines Jahres 250 Jugendliche zu Schreinern, Metallbauern, Klempnern, Konstrukteuren oder Köchen ausgebildet. Aufgenommen werden Kinder aus armen Familien, Waisen und Straßenkinder, darunter auch ehemalige Kindersoldaten. Die Ausbildungen stehen im Kontext der sozialen Reintegration und sollen den Jugendlichen Zugang zu Arbeit und damit ein eigenständiges Leben ermöglichen.
Da nicht alle in der Nähe wohnen, stehen 40 Internatsplätze zur Verfügung. Den ans Zentrum angeschlossenen „Offenen Treff“ besuchen bis zu 800 junge Menschen.
Viele bauen sich über die Ausbildung ein Leben auf
Peter Böhm, Vorsitzender von „Handwerk Hilft“, sagt zum Engagement: „Wir vergeben jedes Jahr Stipendien in Höhe von 10 000 Euro. Viele junge Menschen haben sich über die Ausbildung ein Leben aufgebaut. Die Lehrer erhalten von uns eine Lohnaufstockung. Vor einigen Jahren haben wir zudem die Schreinerei komplett neu eingerichtet, und während des Lockdowns konnten wir über einen Spendenaufruf 24 000 Euro an Soforthilfe mobilisieren.“
Zurück zu Jasmina und Elisa. Was ihnen in Ruanda aufgefallen ist: der tiefe Glaube der Menschen. „Der Morgen beginnt um 8 Uhr mit einer morgendlichen Ansprache der Patres, an der alle Auszubildenden teilnehmen. Das Morgengebet ist eine Selbstverständlichkeit. Sie wundern sich, dass in Deutschland die Zahl der Kirchgänger immer mehr abnimmt.“
Handwerklich ist vieles noch verbesserungsfähig. Das Holz, mit dem die Schreiner arbeiten, ist nicht immer so trocken und abgelagert, wie das in Deutschland der Fall ist. Auch der Arbeitsschutz ist ein zwar bekannter, aber kaum praktizierter Begriff: „Aus unserer Sicht war es erschreckend zu sehen, wie leichtfertig und riskant dort gearbeitet wird.“ Alleine aus diesem Grund machen die Besuche der Gäste aus Deutschland, die sich mit ihren Gastgebern auf Englisch und manchmal mit Händen und Füßen über ihre gemeinsamen Berufe und Arbeitsweisen unterhalten, schon Sinn.
Am Ende der Veranstaltung wirbt Andreas Kosok, der zweite Vorsitzende des Vereins, um Unterstützung: „Für den Ausbildungsplatz eines Jugendlichen werden monatlich 32 Euro benötigt, für einen Ausbildungsplatz inklusive Internatsunterbringung 50 Euro. Ein Lehrer verdient monatlich 100 Euro. Alles relativ kleine Beträge, die dort aber Großes bewirken.“