Pastoraler Raum Adenau-Gerolstein: Bischof Ackermann im Gespräch:Von Glutnestern und Glaubwürdigkeit
Üxheim-Leudersdorf – „Abende wie diesen sollte es öfter geben“, stand am Ende auf einem Plakat. Gemeint war der Gesprächsabend mit dem Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, zu dem der Pastorale Raum Adenau-Gerolstein am 8. September nach Leudersdorf ins Bürgerhaus eingeladen hat. Mehr als 40 Frauen und Männer nahmen teil und tauschten sich über die Stimmung in der Kirche aus. Dabei kamen Baustellen und Befürchtungen ebenso zur Sprache wie „Glutnester“.
Damit hatte sich offenbar bewährt, was der Bischof über den neuen Ansatz des Kontakts mit den Katholikinnen und Katholiken bei Visitationen - also Besuchen der Bistumsleitung in den Pfarreien - so beschrieben hatte: „Wir kommen nicht, um zu kontrollieren, sondern um aufeinander zu hören.“ Die Visitation erstrecke sich jetzt über ein ganzes Jahr, anstatt wie bisher innerhalb von einigen Wochen „geballt über die Bühne“ zu gehen, erklärte der Bischof, der in Begleitung von Direktorin Mechthild Schabo, Leiterin des Bereichs Seelsorge und Kirchenentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat Trier, und seines Kaplans Florian Dienhart gekommen war.
In dem von Organisationsberaterin Karin Müller-Bauer (Völklingen) moderierten Treffen äußerten sich die Teilnehmenden zu Begriffen wie euphorisch und depressiv, drücken und heben, Stimme und Stimmung. „Nein, von Euphorie kann man in der Kirche wahrlich nicht sprechen“, räumte ein Teilnehmer ein – „aber ich will und muss auch nicht depressiv werden“. Allein die vielen Möglichkeiten, im Umfeld von Kirche Menschen zu begegnen, berge viel Gutes in sich. Von „drücken“ wurde „gedrückt“ und „bedrückt“ abgeleitet und auf die Stimmung in der Kirche bezogen. Das Verb „heben“ assoziierte ein Teilnehmer mit Blick auf die froh- und mutmachende Botschaft des Evangeliums mit „einen Schatz heben“.
Um die „Glutnester“ in der katholischen Kirche ging es in einer der sechs Gruppen. Das könne ein überzeugender, begeisternder Religionsunterricht sein oder ein fröhlicher Kindergottesdienst, hieß es. „Doch unsere ‚Glutnester‘ scheinen kaum zu interessieren“, wurde bedauert - und appelliert: „Wir müssen das Positive viel mehr sichtbar machen.“ Mehr Volksnähe und eine verständlichere Sprache forderte die Gruppe, die sich mit dem Thema „Rückzug“ beschäftigte. Unter dem Stichwort „Wahrhaftigkeit“ fanden sich Forderungen wie Fehler eingestehen, Verantwortung übernehmen, die Atmosphäre bereinigen. Mit „Verluste“ in der Kirche seien nicht nur Mitglieder und Ehrenamtliche gemeint, sondern auch die Glaubwürdigkeit. Bischof Ackermann dankte am Ende für die Offenheit und resümierte: „Frust ist nicht die ganze Wirklichkeit. Wie gut, dass es auch ‚Glutnester‘ in der Kirche gibt.“
Teilnehmer Thomas Weberskirch aus Ormont, in seiner Heimatpfarrei Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, war mit 37 Jahren der jüngste Teilnehmer am „Abend zur Stimmung in der Kirche“. Ihm habe gut gefallen, dass bei aller Kritik so viele positive Aspekte zur Sprache gekommen seien. Aber er wünsche sich eine verständlichere Sprache. „Wenn ich eine Mitteilung vom Bistum bekomme, ist sie gespickt mit theologischen Fachausdrücken“, reklamierte Weberskirch.