73 junge Messdiener*innen in Saarbrücken zur Romwallfahrt gestartet:Vorfreude auf etwas ganz Besonderes
Saarbrücken – Es kommt nicht oft vor, dass Menschen während eines gesamten Gottesdienstes ein Kissen an sich drücken. Luisa aus Saarbrücken hat dazu an diesem letzten Samstag im Juli einen guten Grund: Nach der gemeinsamen Abendmahlfeier in der eli.ja Kirche der Jugend umarmt die 17-Jährige ihre Mutter noch einmal, verstaut ihr Gepäck im Reisebus, um dann zusammen mit 72 anderen Jugendlichen einzusteigen – gen Rom. Mit dabei ihr weiß-grünes Kissen: ein Weihnachtsgeschenk mit einem Foto Luisas inmitten ihrer Fußballmannschaft. „Ich bin sehr aufgeregt“, bestätigt die Saarbrücker Schülerin. Obwohl es nicht ihre erste große Reise ohne Eltern ist. Die ging nach Portugal. Aber so eine Pilgerfahrt ist noch mal etwas ganz anderes. Worauf sich die Hobbyfußballerin am meisten freut? „Auf den Papst.“ Dann aber ohne Kissen.
Auch Schwaben mit an Bord
Schon einen ganzen Reisetag und 250 Kilometer hinter sich haben an diesem Abend Marcella, Johanna, Sarah, Lasse und Ferdinand. Sie waren am Vormittag kurz nach zehn von Schwäbisch Hall aufgebrochen. Zum Glück hatten alle Zugverbindungen nach Plan funktioniert, nur im letzten Zug verpassten die fünf Schwaben ihren Ausstieg und mussten vom Saarbrücker Hauptbahnhof noch mal eine Station zurückfahren. „Wir waren letztes Jahr schon mit in Lissabon“, ebenfalls ein Angebot im Bistum Trier, verrät Johanna. Und als jetzt daheim alle Plätze vergeben waren, brauchten sie gar nicht lange zu überlegen, wie sie doch noch nach Rom kommen. Die ewige Stadt mit ihren Bewohnern, deren Leichtigkeit und mediterranes Lebensgefühl … auf all das freuen sich die 17-Jährige und ihre Freunde. Ganz gut vorbereitet fühlt sich Johanna: „Ich habe ein bisschen Italienisch gelernt.“
Weniger Messdiener als früher fahren mit nach Rom
Alle Fäden laufen bei Gemeindereferentin Rebecca Benahmed zusammen. Während sie jeden Neuankömmling auf der Liste abhakt, überreicht ihr Team jeweils ein Pilgerpaket. Außer dem einheitlichen Pilger-T-Shirt enthält die Tasche Tattoos, ein Tuch, das Schlüsselband für den Pilgerausweis („der ist sehr, sehr wichtig“) sowie ein Pilgerbuch mit sämtlichen Liedern, von denen einige bereits beim Verabschiedungs-Gottesdienst zu hören sind. Temperaturen bis zu 40 Grad warten am Zielort auf die „Ministranten + Friends“. Denn außer Messdienern ab 14 Jahren und Ehemaligen dürfen auch Freunde und Interessierte mitfahren, also quasi „alle, die Bock haben, mit Kirche unterwegs zu sein“, ergänzt Benahmed. Ursprünglich fanden die Wallfahrten im Drei-Jahres-Turnus statt. Doch durch die Pandemie hat sich alles verändert. „Die letzte Ministrantenwallfahrt war 2018.“ Damals fuhren 1.750 Jugendliche mit. Der Grund für den Rückgang der Anmeldungen sei ein ganz simpler: In den Lockdowns verlor man viele Messdiener. Nach diesem Einbruch hätten sich die Zahlen noch längst nicht erholt.
Bereits vor sechs Jahren mit von der Partie war Marie. Damals noch sehr jung und nervös, kann es die 21-Jährige diesmal deutlich gelassener angehen lassen, weiß sie doch, was auf sie zukommt: „Man sieht viel von Rom, man ist viel unterwegs und schaut sich viel an.“ Kaum erwarten kann sie, den Petersdom wiederzusehen. Die Vatikanischen Museen haben Marie nachhaltig beeindruckt. Worauf sie sich dagegen nicht wirklich freut, ist die Fahrt selbst: „Ich leide unter der Reisekrankheit.“
Jugendliche werden kreativ, um Fahrt zu finanzieren
Um die Fahrt zu finanzieren, haben sich viele Jugendgruppen in ihren Heimatgemeinden ins Zeug gelegt. Kuchenverkäufe waren besonders beliebt. Lena und Franziska, beide 15 und aus Eppelborn, steuerten dafür selbstgebackene Cookies und Marmorkuchen bei. Für sie, genau wie für Leo aus Neunkirchen, ist es „die erste große Reise weg von zu Hause, entsprechend groß sei die Aufregung. Während sich die zwei Mädchen besonders auf die Gemeinschaft freuen, hofft der 15-Jährige, möglichst viele Sehenswürdigkeiten gezeigt zu bekommen, insbesondere Kirchen und natürlich den Petersdom. „Ich bin nur unsere kleine Kirche St. Marien gewohnt”, lächelt er.
Eine schöne Idee hatte auch ihre Gruppe, erzählt Franziska aus Kleinblittersdorf. Sie starteten eine Postkartenaktion: Jeder, der sich auf der Liste eintrug und einen Betrag seiner Wahl spendete, bekommt eine Ansichtskarte aus Rom geschickt. „Es kamen 1.000 Euro zusammen“, kann es die 16-Jährige immer noch nicht richtig glauben. Der Haken dabei: Jetzt müssen sie und ihre „Kollegen“ in Rom 80 Karten schreiben. Franziskas größte Vorfreude gilt im Übrigen dem Wetter. „Viel Sonne und richtig warm“, das sei ganz „ihr Ding”. Auf ihrer Favoritenliste ganz oben stehen aber auch noch die Papstaudienz am Dienstag und eine neue Stadt wie Rom zu entdecken. Oder wie es Fußballerin Luisa formuliert: „Ich stelle mich darauf ein, etwas ganz Besonderes zu erleben.“