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Vortrag im katholischen Forum in Koblenz befasst sich mit Gottes Schöpfung:Wald und Mensch sind eine Schicksalsgemeinschaft

Für viele Menschen bietet der Wald eine Erholungsqualität und Freizeitmöglichkeiten, doch er hat auch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung.
Friedbert Ritter
Datum:
26. Sept. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Koblenz – „Kaum ein Begriff hat sich in jüngster Vergangenheit bis hin in die Gegenwart so stark entwickelt wie der Begriff der Nachhaltigkeit“, hat Friedbert Ritter, Diplom-Forstingenieur beim Landesforsten Rheinland-Pfalz, am Anfang seines Vortrages beim Katholischen Forum im Bischöflichen Cusanus-Gymnasium in Koblenz gesagt.

Auf der Suche nach den Wurzeln des Begriffs begegne man zwangsläufig einer forstwissenschaftlichen Deutung, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Reaktion auf verheerende Waldzerstörung entwickelt wurde. Vor dem Hintergrund abnehmender Holzvorräte habe der Freiberger Oberberghauptmann Hans-Carl von Carlowitz schon im 17. Jahrhundert gefordert die Wälder durch Säen und Pflanzungen stetig zu erneuern, sagte Ritter. Seither stehe der Begriff der Nachhaltigkeit nun mehr als 300 Jahre als Leitbild in der Deutschen Forstwirtschaft. Damit komme zum Ausdruck, dass der Wald „dauerhaft zu erhalten, zu schützen, zu pflegen und weiterzuentwickeln“ sei. „Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes rangieren somit gesetzlich verankert auf Augenhöhe nebeneinander“, erklärte Ritter. 

Wälder seien trotz wachsender gesellschaftlicher Naturferne wichtige nachhaltige Systeme: als gespeicherte Sonnenergie, CO2 neutraler, nachwachsender Rohstoff, Erholungs- und Sportfaktor und von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. „Wald und Mensch wachsen als Schicksalsgemeinschaft immer mehr zusammen“, lautete Ritters Meinung.

Dieser Zusammenhang werde auch schon in den beiden Schöpfungsberichten des Alten Testaments deutlich. Im Sonnengesang von Franz von Assisi finde ein Perspektivwechsel statt, die Umwelt werde zur „Mit-Welt“. „Schöpfung und Geschöpf weisen auf Gott als Schöpfer hin und haben ihren Eigenwert.“, interpretiert der Forstingenieur. Das Gebet sei „Ausdruck einer ganzheitlichen kosmischen Ökologie und verbinde dabei die Quellen des Alten und Neuen Testaments“. Zum ersten Mal tauche im 14. Vers auch das Ursprungswort „sustentamento“ auf, später sei daraus „sustainability/Nachhaltigkeit“ geworden. Der Sonnengesang ende mit „Demut“, also dienen statt herrschen; für Franziskus eine Haltung der Erdverbundenheit mit dem Armutsideal als Kern des franziskanischen Weltbildes.

Ökologische und soziale Problem könnten nicht voneinander getrennt werden. Auch die Umweltenzyklika von Papst Franziskus richte sich an jeden Menschen. Überkonfessionell und interreligiös wolle er in einen Dialog treten und spreche die Übernutzung der Tragfähigkeit der Erde an, erklärte Ritter. Die Erde, der Garten der Welt, sei als gemeinsames Gut und damit als Gemeinwohl zu verstehen. Der Papst greife damit die Spiritualität des Lobgesanges des Franz von Assisi auf, in der die „Sichtweise einer Geschwisterlichkeit zwischen Gott, Mensch und Natur“ zum Ausdruck komme.

In der anschließenden Diskussion wollten die Zuhörerinnen und Zuhörer unter anderem wissen, ob das in Paris vereinbarte Klimaziel, die Welttemperatur um zwei Grad zu senken, erfüllt werden könne. Friedbert Ritter forderte alle dazu auf, ihren individuellen Beitrag dazu zu leisten und sagte: „Wenn wir es schaffen mit regenerativen Energien das Industrieland Deutschland auf diesem Niveau zu halten, kann das eine Blaupause für andere sein – vielleicht haben wir einfach noch nicht genug Leidensdruck!“.

(red)