Koblenzer Verein beteiligt sich am „Tag der Herkunftsmütter“ am 10. Mai :Wann ist eine Mutter eine Mutter?

Koblenz – In diesem Jahr steht der 11. Mai ganz im Zeichen der „Mütter“. Sie werden mit Blumen, Pralinen und selbstgemalten Bildern beschenkt. Doch was ist mit den Frauen, die ohne ihre Kinder diesen Tag durchleben müssen, zum Beispiel, weil sie ihre Tochter, ihren Sohn zur Adoption oder in eine Pflegefamilie gegeben haben? Der „Tag der Herkunftsmütter“ am 10. Mai, also einen Tag vor dem traditionellen Muttertag. rückt diese Frauen, ihre Schicksale und Herausforderungen in den Mittelpunkt. In Koblenz beteiligt sich der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) an diesem Tag, denn eine zentrale Aufgabe des Vereins ist die Vermittlung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen in ihren Adoptiv- und Pflegefamilien. „Der Muttertag ist für diese Frauen immer eine schmerzliche Erinnerung an ihre Kinder, die nicht bei ihnen leben“, erklärt Claudia Iland vom SkF Koblenz.

„Wie kann man nur sein Kind abgeben? “ – dieser Frage müssen sich insbesondere Frauen stellen, wenn sie ihre Tochter oder ihren Sohn einer anderen, fremden Familie anvertrauen. „Ich würde mir wünschen, dass die Gesellschaft erkennt, dass diese Mütter für ihr Kind nur das Allerbeste wollen“, sagt Claudia Iland. Sie arbeitet seit fast 30 Jahren für den SkF im Bereich „Adoption und Pflegefamilien“. Fachkräfte informieren, beraten und begleiten hier alle Beteiligten vor, während und nach einer Vermittlung.
Über eine Briefaktion, bei der Familien an die leibliche Mutter ihres Pflege- bzw. adoptierten Kindes schreiben, will der SkF Gesamtverein in diesem Jahr dazu beitragen, Verständnis für diese Frauen zu wecken und ihre oft schwierige Situation anzuerkennen. „Die vielfältigen Probleme dieser Frauen reichen von Überforderung, fehlender Unterstützung bis hin zu Gewalterfahrungen“, weiß Iland aus vielen Gesprächen. Doch sie eint der Wunsch, dass ihre Kinder in guten und sicheren Verhältnissen aufwachsen. „Die Mütter machen sich diese Entscheidung ganz und gar nicht leicht. Sie tun das wirklich aus einer großen Liebe und Fürsorge für das Kind“, weiß Iland.
Rabenmütter?

Mütter, die ihre Kinder zur Adoption geben, seien nicht sichtbar in der Gesellschaft, verheimlichten ihre Erfahrungen und blieben allein damit; werden oft als Rabenmütter bezeichnet – lautet der Eindruck von Iland. „Dies möchten wir gerne ändern und eine gesellschaftliche Akzeptanz für einen solchen Schritt fördern, wie zum Beispiel durch diese Briefaktion.“ Die Briefe wurden symbolisch von Familien an die leibliche Mutter ihres Pflege- bzw. adoptierten Kindes geschrieben und anonymisiert auf unterschiedlichen Kanälen veröffentlicht. So heißt es in einem Brief: „Liebe Bauchmama, […] ich kann verstehen, dass der Muttertag für dich kein einfacher Tag ist. Aber vielleicht geht es dir etwas besser damit, wenn du weißt, dass wir die Kleine über alles lieben. Wir danken dir von Herzen für unser größtes Geschenk und geben unser Bestes, damit sie glücklich ist und das Leben hat, das du dir für sie gewünscht hast“, „Du hast uns dein Kind anvertraut. Dadurch wurden wir zu einer Familie.“ oder „Liebe andere Mama, lieber anderer Papa, wir haben so großen Respekt vor eurer Entscheidung, die so schwer war und immer noch ist.“
Zudem solle die Aktion dazu dienen, über die vielfältigen Formen von Mutterschaft nachzudenken und anzuerkennen, dass Muttersein nicht nur bedeutet, ein Kind geboren zu haben, sondern auch die fürsorglichen Entscheidungen für das Kind zu treffen.

Hintergrund: An der Aktion zum „Tag der Herkunftsmutter“ beteiligen sich weitere. Um auf die Situation von Frauen, die ihre Kinder zur Adoption gegeben haben, aufmerksam zu machen, wurde der „Tag der Herkunftsmütter“ 1990 von einer Gruppe betroffener Mütter in den USA ins Leben gerufen. Denn in der Gesellschaft seien die Frauen, die eine solche Entscheidung treffen, oft nicht sichtbar. In diesem Jahr beteiligen sich Adoptions- und Pflegekinderdienste in katholischer Trägerschaft im Rahmen des Tages an einer Briefaktion.
Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Koblenz verfügt über eine staatlich anerkannte Adoptionsvermittlungs- und Pflegekinderdienststelle. Die dortigen Fachkräfte beraten, begleiten und unterstützen schwangere Frauen, die sich mit dem Gedanken tragen, ihr Kind zur Adoption zu geben. Aber genauso sind sie für Paare und Familien da, die gerne ein Mädchen oder einen Jungen bei sich aufnehmen würden, und für auch Adoptierte, die mehr über ihr Herkunft wissen wollen. Auch nach der Adoption bietet der Fachverband für alle Beteiligten Begleitung und Beratung an wie Familientreffen, Ausflüge und Gesprächsgruppen. Dabei ist das Angebot des SkF für die Aufsuchenden kostenfrei und unabhängig von Religionszugehörigkeit oder Herkunft. Die entstehenden Kosten werden durch das Bistum Trier finanziert. Im vergangenen Jahr hat die Stelle in Koblenz 65 Adoptierte (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) in 48 Adoptivfamilien begleitet und beraten. Weitere Informationen, auch zum gesamten Angebot des SkF und Spendenmöglichkeiten, gibt es auf www.skf-koblenz.org und unter Tel.: 0261-304240.